21. Kapitel der Geschichte für Senioren “Im Herbstwald”: Märchenstunde

Haben wir Angst vor dem Wolf, weil er in den Märchen immer der Bösewicht ist? Lesen Sie heute das nächste Kapitel der Geschichte für Senioren “Im Herbstwald”.



Märchenstunde

„Guten Morgen Hans und Grete! Bei euch sieht ja schon wieder alles ordentlich aus!“, staunte der Förster als er durch die Gartenpforte schritt. „Hallo Gerd! Ja, wir hatten auch fleißige Helfer. Aber wie sieht es im Wald aus?“, fragte Hans. „Deswegen komme ich zu euch. In den Wald solltet ihr möglichst in der nächsten Zeit nicht gehen. Die Arbeiter haben heute Morgen mit dem Aufräumen angefangen, aber solange noch Bäume brechen können, ist es zu gefährlich.“ Gerd setzte sich an den Tisch und war dankbar für eine dampfende Tasse Kaffee, die Grete ihm einschenkte.

„Ich wollte euch aber auch noch etwas anderes erzählen.“, begann der Förster. „Ich glaube, wir haben einen neuen Waldbewohner. Alles deutet daraufhin, dass ein Wolf sich in unserem Wald niedergelassen hat.“ „Was? Ein Wolf?“, rief Grete erschrocken. „Ja, aber das ist doch nicht schlimm, Grete!“, versuchte Gerd sie zu beruhigen. „Wölfe tun den Menschen doch nichts.“ „Wölfe fressen aber Rehe. Und besonders gerne Jungtiere.“, antwortete Grete. Gerd schaute sie fragend an. „Weißt du, Gerd,“ begann Hans, „Randy ist uns gestern davongelaufen. Bei all der Arbeit im Garten, muss er entwischt und in den Wald gelaufen sein.“ „Oh, jetzt verstehe ich.“, der Förster legte seine Hand auf Gretes. „Mach dir keine Sorgen. Ich vermute, der Wolf ist eigentlich auf Durchreise. Er hat bestimmt nur während des Sturmes hier Unterschlupf gesucht. Vielleicht ist er schon längst weg. Und ansonsten werden die Waldarbeiter mit dem Krach, den sie verursachen, ihn schon vertreiben. Ich werde aber gleich auch noch einmal schauen, ob ich euer Reh finde.“

„Ach Gerd, hoffentlich hast du Recht!“, Grete seufzte. Nachdem Gerd mit dem Versprechen gegangen war, nach dem jungen Reh und dem Wolf Ausschau zu halten und auch seine Waldarbeiter darauf aufmerksam machen wollte, dachte Grete an all die Märchen, in denen der sogenannte böse Wolf vorkam: „Rotkäppchen und der Wolf“ und „Der Wolf und die sieben Geißlein“ oder auch „Peter und der Wolf“. Sicher, der Wolf war auch nur ein Tier. Und kein Tier war eigentlich böse. Aber Tatsache war auch, dass auf dem Speiseplan des Wolfes Rehe ganz oben standen. Und zusätzlich kam noch hinzu, dass Randy ein junges, dummes Reh war, das sich im Wald nicht auskannte und bisher auch noch keinen Gefahren ausgesetzt war. Ärgerlich war zudem, dass Grete selbst nicht in den Wald durfte, da es nach dem Sturm dort noch zu gefährlich war. Die alte Frau wäre am liebsten sofort aufgesprungen und hätte Randy gesucht. Nun saß Grete hier auf dem Küchenstuhl und war zur Untätigkeit verdammt. Sie machte sich große Sorgen um das kleine Reh, war es ihr doch ans Herz gewachsen.

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Diese Herbstwaldgeschichten sind bisher erschienen:

1. Kapitel: Herbstanfang
2. Kapitel: Die Mäuschen
3. Kapitel: Der Waldkauz ruft
4. Kapitel: Auf zur Kirmes
5. Kapitel: Ein Huhn hat Heimweh
6. Kapitel: Die Buche
7. Kapitel: Malen und suhlen
8. Kapitel: Winterfest
9. Kapitel: Bello ist verletzt
10.Kapitel: Bello beim Tierarzt
11.Kapitel: Der Wächter des Waldes
12.Kapitel: Erntedankfest
13.Kapitel: Grete sammelt Pilze
14.Kapitel: Zwei Fallensteller zeigen Reue
15.Kapitel: Herbststurm
16.Kapitel: Fuchs und Hase
17.Kapitel: Nach dem Sturm
18.Kapitel: Der Wolf
19.Kapitel: Aufräumarbeiten
20.Kapitel: Randy ist weg



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Monika

© by Monika Kaiser. Buchhändlerin, Betreuungskraft, Autorin bei Mal-alt-werden.de

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