5. Im Herbstwald. Ein Huhn hat Heimweh

Können Hühner auch Heimweh bekommen? Vielleicht ja. Lesen Sie dazu mehr in unserer fünften Herbstwald- Geschichte.

Ein Huhn hat Heimweh

„Du, Grete“, Hans stellte seine Teetasse ab. Die Eheleute saßen gerade beim Abendbrot. „Ich habe gestern im Wald den Manfred getroffen, du weißt schon, der Bauer von nebenan. Er hat mich gebeten, dich zu fragen, ob du ihm nicht drei oder vier der Hühner verkaufst. Was meinst du? Wir haben doch wirklich genügend.“
„Ach, das wäre ja eine gute Idee. Ich wollte sowieso ein paar von den jungen Hühnern verkaufen. Ich weiß schon nicht mehr, was ich mit all den Eiern machen soll.“, Grete biss in ihr Schmalzbrot. „Gleich morgen früh fangen wir die Hühner ein und ich bringe sie Manfred.“

Am nächsten Morgen fingen Hans und Grete fünf der jungen Hühner ein und steckten sie in einen großen Korb. Den Deckel des Korbes verschlossen sie gut und hoben ihn dann auf den Handkarren. Grete zog damit los zum Bauernhof. Bello, der alte Hund, begleitete sie. Die Sonne schien angenehm warm von einem blauen Himmel und Grete und Bello gingen gemütlich den Waldweg entlang. Grete entdeckte ein Brombeergestrüpp, in dem es noch dunkellila leuchtete. „Komm Bello, wir machen eine kurze Pause.“, Grete ließ den Handkarren stehen und pflückte Brombeeren. Ein paar aß sie gleich und einige steckte sie in ihre Tasche. Die wollte sie Hans mitbringen. Bello schnüffelte am Wegesrand und buddelte an einem Maulwurfshügel. „Bello, komm, wir bringen jetzt erst die Hühner weg. Auf dem Rückweg pflücke ich weiter.“, Grete nahm den Griff des Handwagens und die beiden setzten ihren Weg fort.

Beim Bauernhof angekommen, kam Manfred aus dem Stall und begrüßte Grete. „Das ist schön, dass du mir ein paar Hühner bringst. Wir haben nur noch zwei, die Eier legen. Die anderen sind mittlerweile alle im Kochtopf gelandet.“ Grete öffnete den Korb, der gar nicht mehr fest verschlossen war. „Oh! Da ist mir wohl ein Huhn abhanden gekommen. Ich hatte eigentlich fünf Hühner eingepackt und jetzt sind es nur noch vier.“, meinte Grete mit Schrecken. „Ich werde mal schnell wieder zurück gehen und schauen, ob ich es finde, bevor der Fuchs oder der Bussard es entdecken.“

„Viel Glück! Und danke für die anderen Hühner“, Manfred lockte die Neulinge mit Hühnerfutter zum Hühnerstall.
Grete und Bello gingen schnell den Weg zurück, den sie gekommen waren. Die alte Frau schaute sich immer wieder um, ob sie das braune Huhn nicht entdeckte. Sie suchte unter den Brombeersträuchern, doch es war kein Huhn in Sicht. Bello schnüffelte und schien eine Spur entdeckt zu haben. Er trottete zielsicher den Heimweg lang. Grete versuchte mit ihm Schritt zu halten, aber der Hund war einfach schneller und die alte Frau schon ganz aus der Puste. Als sie dann um die nächste Wegkehre bog, saß doch da tatsächlich Bello vor dem Huhn auf dem Weg und ließ es nicht mehr gehen.

„Ach, Bello, das ist ja toll! Du hast das Huhn gefunden!“, Grete nahm die Ausreißerin hoch. „Na, du bist ja eine! Aber dummes Huhn, darf ich ja nicht sagen, denn dumm bist du ja nicht. Du bist ja auf dem richtigen Weg nach Hause.“, Grete setzte das Huhn in den Korb. „Ich werde dich Aida taufen. Das bedeutet „Die Zurückkehrende“. Und zum Manfred bringe ich dich nicht, du bleibst bei uns.“ Mit diesen Worten verschloss Grete den Korb ordentlich und alle drei setzten ihren Heimweg fort.

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Diese Herbstwaldgeschichten sind bisher erschienen:

1. Kapitel: Herbstanfang
2. Kapitel: Die Mäuschen
3. Kapitel: Der Waldkauz ruft
4. Kapitel: Auf zur Kirmes

Monika

© by Monika Kaiser. Buchhändlerin, Betreuungskraft, Autorin bei Mal-alt-werden.de

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