Unsere Adventskalendergeschichte 2022: 21. Dezember – Mandelduft liegt in der Luft

Am nächsten Tag herrscht wieder reges Treiben im Engeldorf. Die Engel sind auf dem großen Platz vor ihren Häusern. Ein paar von ihnen schauen sich den Weihnachtsbaum an. In der letzten Nacht hat es geschneit. Eine weiße Puderschicht bedeckt die grünen Zweige und den so liebevoll angehängten Schmuck. Die Engel bewundern das verzauberte Bild, das sich ihnen in ihrer Mitte aufgetan hat.
Am Mittag entfachen Egon und Erich ein großes Lagerfeuer am Strand. Elise, Emil und die anderen Engel legen Holzscheite auf, pusten und fächern, damit das Feuer an Fahrt aufnimmt. Trotzdem ihnen die Kälte eigentlich nicht unangenehm war, genießen sie doch die Wärme, die sich durch die Flammen rund um das Lagerfeuer unter ihnen ausbreitet.
Nachdem die Flammen ein bisschen kleiner geworden sind, bringt Egon ein großes Gestell und stellt es über die aufgetürmten Holzscheite. Dabei muss er gut Acht geben, dass sein Gewand nicht in die Flammen gerät.
Anschließend hängt er einen riesengroßen Kupferkessel in die Mitte des Gestells. Dieser wird mithilfe einer Kette an einem Haken befestigt.
Elise, Emily, Emma und Emil füllen den Kessel mit Wasser. Dann geben sie Zucker, Vanillezucker und ein wenig Zimt in die Flüssigkeit. Mit einem großen Löffel rühren sie das Gemisch vorsichtig um. Es dauert, bis es die Temperatur erreicht hat, die es braucht.



Die Engel schauen aufs Meer hinaus. Das Wasser liegt ganz ruhig in der kühlen Luft. Auch weiter hinten am Horizont ist alles still. Eine wunderbare Ruhe breitet sich auch über den Strand und die Engel aus. Ein paar sitzen oder stehen in kleinen Grüppchen zusammen und unterhalten sich. Einige gehen den Strand entlang und machen einen Spaziergang durch den Sand. Erich summt ein Weihnachtslied. „Süßer die Glocken nie klingen … als zu der Weihnachtszeit …”
Erst leise, dann ein wenig lauter. Und immer mehr Engel stimmen in die Melodie mit ein. Ein wunderschöner Moment, der die Ruhe am Strand mit sanften und lieblichen Tönen untermalt.
Emily steht am Kessel. Die Flüssigkeit hat endlich gekocht. Der Engel gibt Mandeln hinein. Viele Mandeln. Mit einer großen Kelle schöpft sie sie aus einem großen Sack in den Kessel.
Dann muss sie kräftig umrühren. Elise hilft ihr dabei. Zusammen schaffen sie es, den großen Löffel durch den Kupferkessel zu bewegen. Wichtig ist nämlich, dass die Mandeln in Bewegung bleiben, damit sie unten am Boden nicht anhaften oder gar anbrennen. Den beiden Engeln werden die Arme schwer. Doch sie schaffen es, den Löffel in Bewegung zu halten. Die Masse wird immer fester und fester.
Emil, der noch Holz zum Nachlegen geholt hat, sieht die beiden am großen Kessel. Schnell legt er die Holzscheite beiseite und fasst mit an. Auch Ede eilt herbei. Gemeinsam haben sie genug Kraft.
Es duftet herrlich! Süß, ein wenig nach Vanille und ein wenig nach Zimt. Ede läuft das Wasser im Mund zusammen.

„Ich würde ja gerne schon mal eine kosten …“, murmelt er verführt von dem herrlichen Duft. Elise sieht seine Hand schon in Richtung des Kessels gehen. Sie umfasst sie und hält sie zurück. „Das ist viel zu heiß! Du kannst jetzt noch keine naschen, du wirst dich verbrennen!“ Erschrocken zieht Ede seine Hand zurück.
„A-a-aber, ich wollte ja gar nicht. Sie duften einfach so gut. Da bin ich einfach ins Schwärmen gekommen.“ Er macht eine kurze Pause. „Nein, nein. Ich habe mich früher einmal an so einer Mandel verbrannt, das mache ich nie wieder!“ Sein Gesichtsausdruck sieht aus, als sei das gestern passiert. „Nein“, wiederholt er, „sorge dich nicht! Ich werde warten, bis alle Mandeln abgekühlt sind.“
Das Wasser ist fast ganz verdampft. Über den Mandeln liegt eine verführerische, braune Zuckerschicht. Die Engel rühren noch einmal kräftig um. Dann holen Emil und Emily die großen Backbleche aus Erichs Backstube. Die Bleche sind so groß, dass sie sie lieber gemeinsam tragen. Nicht, dass sie auf den letzten Metern noch hinfallen.
Am Strand ist genug Platz für die Bleche. Sie legen sie einfach in den Sand. Eins nach dem anderen.

Emma hat den Löffel übernommen, schöpft die in Zucker gehüllten Mandeln aus dem großen Kessel und verteilt sie auf den Blechen. Ganz vorsichtig, damit auch keine Mandel in den Sand fällt. Das würde zwischen den Zähnen zu sehr knirschen. Außerdem legt sie sie so hin, dass sie nach dem Abkühlen nicht aneinanderkleben. Also immer mit ein wenig Abstand zwischen jeder einzelnen. Es dauert, bis der Kessel leer und die Bleche gefüllt sind. Die Mandeln duften herrlich!
Unsere Engel sitzen in aller Ruhe am Lagerfeuer, genießen den Duft der gebrannten Mandeln und schauen aufs weite Meer hinaus. Das Wasser ist immer noch ganz ruhig …
Auch die Natur scheint sich auf das bald kommende Weihnachtsfest vorzubereiten. Bereitet sich auf das Ankommen vor. Auf das Ankommen dieses so lang ersehnten und so liebevoll vorbereiteten Festes. Das Fest, das so viel Hoffnung weckt, so viel Freude mit sich bringt und dem ein so großer Zauber innewohnt …

Bald sind alle Mandeln auf den Blechen verteilt. Jeder hat mitgeholfen, hat Mandeln aus dem Kessel geholt, hat sie auf den Blechen verteilt und hin und her geschoben, damit sie nicht aneinanderkleben. Emma hat sich getraut, als Erste eine der Mandeln zu kosten und zu testen, ob sie ausreichend abgekühlt sind. Da Emma das größte Schleckermäulchen unter den Engeln ist, hat es keinen von ihnen verwundert, dass sie sich die ersten Mandeln geschnappt hat. Und es bringt ja einen enormen Vorteil mit sich, dass einer probiert. So wissen die anderen, ab wann sie die kleinen Leckereien genießen können.
Emil hat Tee und Punsch über dem Feuer zubereitet. Zu dem Duft der gebrannten Mandeln kommt nun der Duft der erwärmten Früchte. Es dämmert. Die Mandeln schmecken köstlich. Das Feuer legt ein wunderschönes Licht über den Strand. Emily stimmt “Ihr Kinderlein kommet” an. Mit ihren lieblichen Stimmen summen die anderen Engel mit.
Sie genießen die besinnliche Stimmung, schätzen die Ruhe und lassen sich in den sanften Tönen, den wärmenden Flammen und den ruhigen Bewegungen des Meeres treiben …

 

 



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Unsere Adventskalendergeschichte 2022: 1. Dezember – Die Vorbereitungen beginnen

Unsere Adventskalendergeschichte 2022: 2. Dezember – In der Backstube

Unsere Adventskalendergeschichte 2022: 3. Dezember – Das Wunder der Musik

Unsere Adventskalendergeschichte 2022: 4. Dezember – Zweiter Advent

Unsere Adventskalendergeschichte 2022: 5. Dezember – Holzsuche im Wald

Unsere Adventskalendergeschichte 2022: 6. Dezember – Der Nikolaus kommt zum Frühstück

Unsere Adventskalendergeschichte 2022: 7. Dezember – Die verschwundene Lichterkette

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Annika

© by Annika Schneider. Staatlich examinierte Ergotherapeutin, Chefredakteurin von Mal-alt-werden.de. Bücher von Annika Schneider finden Sie hier.

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