Unsere Adventskalendergeschichte 2022: 3. Dezember – Das Wunder der Musik
Bei Emil kommt von Stunde zu Stunde, von Minute zu Minute mehr und mehr adventliche Stimmung auf. Immer noch liegt Plätzchenduft in der Luft. Es müssen bis zum Heiligen Abend auch noch einige Plätzchen gebacken, verziert und verpackt werden. Erich wird noch allerhand zu tun haben.
Emil hat beschlossen, Erich bei den Vorbereitungen zu helfen, und ist gerade mit neuem Schleifenband auf dem Weg in die Backstube, als er ein seltsames Geräusch wahrnimmt. Er bleibt stehen und schaut sich um. Weit und breit ist niemand da. „Seltsam“ murmelt er und möchte gerade weitergehen, als er es wieder hört. Auf dem Boden raschelt etwas. Emil kniet sich hin. Und erkennt eine Waldameise, die unruhig hin und her läuft. Vorsichtig lässt er sie auf seinen Zeigefinger laufen. „Hey, wer bist denn du?“, fragt er vorsichtig, „und was ist passiert?“
Die Waldameise guckt ihn verwundert an und zieht eine Augenbraue hoch. „Ja, weißt du denn nicht, was los ist?“, fragt sie erstaunt. „In 21 Tagen ist Weihnachten. Ich habe noch jede Menge zu tun. Du denn nicht? Musst du nicht noch dein Häuschen sauber machen? Fenster putzen? Essen vorbereiten? Geschenke einkaufen? Weihnachtskarten schreiben? Holz für den Kamin sammeln? Einen Baum schlagen? Den Baumschmuck suchen? … ”
Die Ameise kommt mit dem Aufzählen gar nicht zum Ende und hat kaum noch Luft, bis Emil sie mit seinem sanften Blick unterbricht. Sie schnappt einmal nach Luft und hält ein. „Ach so, ich bin übrigens Anna“, stellt sie sich vor und streckt ihm ihr vorderstes Bein entgegen. Emil grinst und begrüßt sie freundlich. „Hallo Anna, ich bin Emil. Ich freue mich, dich kennenzulernen!” Sie schaut ihn an und stutzt: „Du bist ja wirklich nicht im Stress, oder? Fällt Weihnachten in diesem Jahr aus?“ Ungläubig schaut sie sich um. „Nee, Schmuck hängt ja schon.“ Nervös läuft sie auf seiner Hand auf und ab.
Emil atmet einmal tief ein und aus und spricht ganz ruhig mit ihr: „Du hast ja wirklich noch allerhand zu tun. Muss das denn wirklich bis Weihnachten alles genau so geschehen sein, oder kann auch mal was liegen bleiben, was du nicht mehr schaffst?”
Immer noch schaut Anna ihn verwundert an. Für einen kurzen Moment scheint es, als ob sie eine Frage stellen möchte. Dann läuft sie weiter ihre Runden auf Emils Hand.
Er macht eine kurze Pause und sagt dann:
„Ich meine, an Weihnachten ist es ja das Schönste, gemeinsam Zeit zu verbringen. Zusammen zu sitzen, zu erzählen, zu singen …? Und du hast ja noch ein paar Tage Zeit. Bestimmt schaffst du das, was du noch erledigen möchtest, in den verbleibenden Tagen. Ganz in Ruhe.“
Immer noch nervös läuft die kleine Waldameise auf Emils Hand herum. Leise flüsternd zählt sie immer wieder auf, was sie noch alles zu erledigen hat. Emil hält inne. Vorsichtig hebt er seine Hand, um Anna besser sehen zu können.
„Du bist ja ganz unruhig“, sagt er mit sanfter Stimme. „Hast du vielleicht ein bisschen Zeit, um eine kurze Pause zu machen? Nur eine kleine. Um mal auf andere Gedanken zu kommen und ein wenig Luft zu holen? Trink doch einen Tee mit uns. Heute Abend. Wir machen ein Feuer an, das wird dich wärmen und für einen Moment auf andere Gedanken bringen.“
Anna stutzt: „Ich weiß nicht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich heute Abend schon fertig sein werde …“ Damit und einem leisen „Mach’s gut!“ hüpft sie von seiner Hand und geht auch schon wieder weiter ihres Weges. Emil schaut ihr noch eine Zeit lang hinterher. Ihm tut die kleine Waldameise leid. So soll Weihnachten doch nun wirklich nicht sein …
Abends ist das Dorf in ein wunderschönes, warmes Licht gehüllt und die 24 Engel genießen die gemeinsame Zeit am Feuer, trinken heißen Tee und erzählen sich vom Tag.
Elise hat heute ihre Harfe mitgebracht und spielt Weihnachtslieder. Emil geht das Herz auf. Auch die anderen Engel halten einen Moment lang inne und lauschen den sanften Tönen. Und während Emil in Gedanken versunken den Melodien lauscht, sieht er ganz klein im Schein des Feuers die kleine Waldameise sitzen. Sie lächelt ihn an. Er lächelt zurück und geht auf sie zu. „Darf ich?“, fragt er und deutet auf den Platz neben ihr. Sie lächelt. Langsam und vorsichtig setzt er sich neben sie. Gemeinsam hören sie den weihnachtlichen Tönen der Harfe zu und schauen auf das Feuer, genießen seine Wärme und den heißen Tee. Emil spürt, dass Anna viel ruhiger ist als bei ihrer Begegnung am Mittag. Und so brauchen sie gar nicht viel zu reden. Gemeinsam genießen sie die adventliche Atmosphäre, die Musik und die wundervollen Lichter um sich herum …
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