Sommergeschichten von Manni und Finchen – 12. Kapitel: Das Unwetter
Nach der großen Hitze in den letzten Tagen ballt sich ein Unwetter zusammen. Wie Frau Müller, Manni und Finchen das überstehen, erfahren Sie und die Senioren im 12. Kapitel unserer Sommergeschichte zum Vorlesen.
Das Unwetter
Die pechschwarzen Wolken verdunkelten die Sonne und hatten den gesamten Himmel eingenommen. Ein diffuses Licht ließ alles unwirklich erscheinen und die Luft war elektrisch aufgeladen. Die Vögel waren verstummt und es herrschte eine unheilvolle Stille. Kein Zweig und kein Grashalm bewegten sich, alles wartete gespannt darauf, was passieren würde.
Plötzlich zuckte ein Blitz durch die schwarzen Wolkenmassen, gefolgt von einem tiefen Grollen. Gleichzeitig fegte eine Windböe durch den Garten, erreichte Mannis Balkon und warf den zugeklappten Sonnenschirm um.
Finchen sprang auf, lief ins Wohnzimmer und versteckte sich unter dem Sofa. Manni fluchte, weil der Schirm ihn am Arm getroffen hatte. Dann schnappte er sich sein Eisteeglas und lief auch hinein. In dem Moment zuckte der nächste grelle Blitz vom Himmel und fast zeitgleich donnerte es ohrenbetäubend. Dicke Hagelkörner fielen zuerst vereinzelt, dann aber in Massen und mit voller Wucht auf die Erde. Manni nahm die Balkonkästen ab und brachte sie in die Küche. Dabei wurde er klatschnass. Die hühnereiergroßen Hagelkörner trafen ihn und er hatte das Gefühl, das er von einem Profiboxer verprügelt wurde. Als alle Blumen gerettet waren, schloss er die Balkontür und schnaufte erst einmal durch. Dann fielen Manni die Petunien von Frau Müller ein. „Finchen, ich bin gleich wieder da!“, rief er und verschwand im Treppenhaus.
Er klingelte Sturm bei Frau Müller, aber die hörte wohl nicht. Er klopfte gegen die Tür. „Ach Herrje, Herr Hoffmann!“, Frau Müller öffnete aufgeregt die Tür. „Das ist ja wie Weltuntergang da draußen!“ „Schnell, ich will ihre Petunien retten!“, Manni drängelte sich vorbei, doch als er auf Frau Müllers Terrasse stand, konnte er nur noch bedauernd den Kopf schütteln. Die großen Hagelkörner hatten die hübschen Petunien unter sich begraben. Trotzdem versuchte Manni noch zu retten, was übrig war und hob die Kästen aus ihrer Verankerung und stellte sie an die Hauswand. „Ach Herr Hoffmann, ich versuche die ganze Zeit, Licht zu machen, aber es geht nicht! Ob die Sicherung rausgeflogen ist?“
Manni wischte sich die Schweiß- und Regentropfen von der Stirn. „Nicht das auch noch!“, dachte er und flitzte wieder nach oben, um eine Taschenlampe zu holen. Draußen tobte das Unwetter. Der Hagel wurde nun abgelöst von dicken Regentropfen. In der Ferne hörte Manni ein Martinshorn. Auch das Licht in Mannis Wohnung funktionierte nicht. Finchen lag im Dunkeln unter dem Sofa und zitterte. „Finchen, ich bin gleich wieder da!“, rief Manni und lief mit der Taschenlampe in den Keller. Der Hauptschalter im Stromkasten war auf „Ein“ geschaltet und auch sonst waren alle Sicherungen drin. Das musste wohl ein größeres Problem sein. Manfred ging zu Frau Müller, die ihre Wohnungstür offengelassen hatte. „Der Strom ist komplett weg, Frau Müller. Kommen Sie mit zu mir. Zusammen hält man so ein Unwetter besser aus. Ich sag nur schnell den anderen im Haus Bescheid wegen des Stroms!“, Manni klopfte an alle Wohnungstüren und berichtete vom Stromproblem. Dann gingen er und Frau Müller nach oben. Finchen freute sich, dass ihre beiden Lieblingsmenschen da waren und kam zögernd aus ihrem Versteck hervor.
Draußen wurde der Himmel heller, der Donner grummelte nur noch entfernt und der Starkregen verwandelte sich in einen sanften Dauerregen. Manni und Frau Müller saßen auf dem Sofa. Zwischen den beiden kuschelte sich Finchen und ließ sich ausgiebig kraulen. Frau Müller berichtete gerade von den Unwettern, die sie in ihrem langen Leben schon erlebt hatte, als plötzlich das Licht anging. „Ah, der Strom ist wieder da!“, freute sich Manni und dachte seufzend an die Lebensmittel in seinem Eisfach. Das war nochmal gutgegangen. Frau Müller bedankte sich bei Manni und ging wieder in ihre Wohnung. Und Manni trat auf den Balkon, besah sich den Schaden, den der Hagel im Garten hinter dem Haus angerichtet hatte und atmete tief die frische Luft ein.
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Diese Geschichten von Manni und Finchen sind bereits erschienen:
Sommergeschichten von Manni und Finchen – 1. Kapitel: Ein sturer Hund
Sommergeschichten von Manni und Finchen – 2. Kapitel: Johannistag
Sommergeschichten von Manni und Finchen – 3. Kapitel: Im Schrebergarten
Sommergeschichten von Manni und Finchen – 4. Kapitel: Ein Löwe zum Anfassen
Sommergeschichten von Manni und Finchen – 5. Kapitel: Am Badeteich
Sommergeschichten von Manni und Finchen – 6. Kapitel: Finchen vertreibt Herrn Grabowski
Sommergeschichten von Manni und Finchen – 7. Kapitel: Auf der Suche nach der passenden Schraube
Sommergeschichten von Manni und Finchen – 8. Kapitel: Ein Pläuschchen über den Gartenzaun
Sommergeschichten von Manni und Finchen – 9. Kapitel: Ein Skatabend im Schrebergarten
Sommergeschichten von Manni und Finchen – 10. Kapitel: Spaziergang im Park
Sommergeschichten von Manni und Finchen – 11. Kapitel: Hitze
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