Sommergeschichten von Manni und Finchen – 8. Kapitel: Ein Pläuschchen über den Gartenzaun

Manni ist schon früh unterwegs und möchte seinen Gartenzaun streichen. Aber ob er wirklich dazu kommt, erfahren die Senioren in diesem Kapitel der Sommergeschichte zum Vorlesen.

Ein Pläuschchen über den Gartenzaun

Am nächsten Morgen war Manni schon früh auf, denn er wollte vor der Mittagshitze im Schrebergarten den Zaun streichen. Manfred befestigte den Anhänger an seinem Fahrrad und lud Farbtöpfe, Pinsel, Werkzeug, Eimer und Proviant ein. Zum Schluss sprang Finchen in den Anhänger und früh um 6.00 Uhr radelte Manni zum Schrebergarten. Er lud alles aus und begann sofort mit der Arbeit. Er legte eine alte Zeitung unter den Teil des Zaunes, der gestrichen werden sollte, öffnete mit einem Schraubenzieher die Farbendose, rührte mit einem Holzstiel um und begann zu streichen. Das Wetter war gerade richtig: die Sonne schien zwar warm, aber es war noch nicht brütend heiß, ein laues Lüftchen wehte, die Vögel zwitscherten und Manfred war ganz allein – dachte er.



„Guten Morgen, Manni!“, Paul, der Nachbar zur Rechten, begrüßte ihn fröhlich. „Du bist ja auch schon so früh fleißig! Ich muss heute unbedingt Unkraut jäten, das sprießt nur so zwischen meinen Salatköpfen und den Blumenrabatten. Und am besten geht das ja früh am Morgen oder spät am Abend. Doch heute Abend geht es nicht. Erika hat uns Theaterkarten besorgt. Stell dir das mal vor – ich im Theater! Irgend so ein Stück von Goethe oder Schiller „Iffi aus Tunis“ oder so ähnlich. Mensch, Manni, da habe ich vielleicht Lust zu!“, Paul lachte. „Aber Erika meinte, wir müssten uns auch mal bilden und nicht immer nur Quizsendungen im Fernsehen anschauen, sondern selbst etwas unternehmen. Na ja, wenn sie meint. Wahrscheinlich werde ich sowieso einschlafen. Hoffe nur, dass ich nicht so laut schnarche. Das Schlimmste ist, dass ich meinen Anzug anziehen soll. Der ist doch viel zu warm bei dem Wetter. Und außerdem ist er auch schon etwas eng. Erika hat auch immer Ideen! So, ich will dich mal nicht länger stören, dein Zaun streicht sich ja auch nicht von allein.“

Manfred ging in die Laube, trank einen großen Schluck Wasser, streichelte Finchen auf seinem Rückweg über den Kopf und wollte eigentlich weiterarbeiten. Doch gerade als er den Pinsel an der Dose abstrich und mit eleganten Streichbewegungen die Farbe auftragen wollte, hörte er ein fröhliches „Hallo, Manni!“
Sein Freund Oskar kam mit dem kleinen Yorkshire-Terrier den Weg entlang und blieb natürlich neben Manni stehen. Finchen kam kläffend angebraust und begrüßte ihren kleinen Freund. Oskar begutachtete die drei Latten, die Manni bisher angestrichen hatte. „Na, da hast du ja noch was,“ meinte Oskar und sein Blick glitt am Zaun entlang. „Aber ich muss auch gleich arbeiten, denn ich bin heute dazu verdonnert, die Gemeinschaftsarbeit zu leisten. Der Rasen auf dem Spielplatz muss gemäht und die Wege geharkt werden. Natürlich sprießt das Unkraut und die ein oder andere kleine Reparatur steht auch an. Das Ärgerliche ist, dass ich auch noch den Müll der anderen aufsammeln muss. Ich verstehe gar nicht, warum die ihren Dreck nicht in die Abfalleimer werfen, die überall rumstehen. Nein, alles wird da fallengelassen, wo man gerade steht oder geht. Wir müssen das unbedingt noch mal bei der nächsten Mitgliederversammlung ansprechen, denn so geht das wirklich nicht. Aber ich will dich nicht länger aufhalten, ich muss ja auch was tun. Mach´s gut, Manni!“, verabschiedete sich Oskar, „Und pass auf, dein Pinsel tropft!“

Manfred seufzte. Er wollte doch heute so viel schaffen. Die Sonne stieg höher und höher und es wurde wärmer und wärmer und er kam nicht voran. Er kniete sich hin und hatte gerade die nächste Latte mit brauner Farbe bepinselt, als es hinter ihm tönte: „Servus Manni, du bist ja schon fleißig!“, auf seinem Fahrrad kam sein Skatbruder Heinz angeradelt. „Das ist ja toll, dass ich dich hier treffe! Ich hätte dich ansonsten angerufen“, Heinz hielt neben Manni an und stellte sein Rad ab. Dann knuddelte er erst einmal Finchen, die sich schwanzwedelnd von ihrer Decke unter dem Kirschbaum erhoben hatte. „Also morgen ist ja unser vierzehntägiger Skatabend und ich wollte dich fragen, ob du noch weißt, was wir beim letzten Mal besprochen haben. Sollte ich die Würstchen mitbringen oder war es das Bier? Ich kann mich partout nicht mehr erinnern. Ich glaube, Reinhard meinte, seine Frau macht Kartoffelsalat und Uli wollte ein paar belegte Brote machen. Aber wenn ich das Bier besorgen sollte, dann würde ich gleich mal zum Getränkemarkt fahren, die haben nämlich unsere Sorte im Angebot und bevor die ausverkauft ist, kaufe ich schnell einen Kasten. Was meinst du, Manni?“, Heinz warf für Finchen einen Ball über die Wiese, den sie mit fliegenden Ohren verfolgte. „Ich kann aber auch die Bratwürste holen, ich muss sowieso zum Metzger.“

„Weißt du was, Heinz? Besorg du die Bratwürste und ich fahre mit meinem Anhänger zum Getränkemarkt“, Manni drückte fest den Deckel auf die Farbendose. „Ich habe Zeit. Meine Lust, den Zaun zu streichen, ist vergangen.“ Manni sammelte die Zeitung auf und stapfte durch den Garten zu seinem Schuppen.“ „Alles klar, Manni! Aber du bist doch noch gar nicht fertig mit deinem Zaun!“, Heinz schaute Manni verwundert nach und radelte los. „Es ist mir jetzt zu warm!“, rief der nur zurück, „Vielleicht ein anderes Mal!“

 

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Diese Geschichten von Manni und Finchen sind bereits erschienen:

 

Sommergeschichten von Manni und Finchen – 1. Kapitel: Ein sturer Hund

Sommergeschichten von Manni und Finchen – 2. Kapitel: Johannistag

Sommergeschichten von Manni und Finchen – 3. Kapitel: Im Schrebergarten

Sommergeschichten von Manni und Finchen – 4. Kapitel: Ein Löwe zum Anfassen

Sommergeschichten von Manni und Finchen – 5. Kapitel: Am Badeteich

Sommergeschichten von Manni und Finchen – 6. Kapitel: Finchen vertreibt Herrn Grabowski

Sommergeschichten von Manni und Finchen – 7. Kapitel: Auf der Suche nach der passenden Schraube

 

Monika

© by Monika Kaiser. Buchhändlerin, Betreuungskraft, Autorin bei Mal-alt-werden.de

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