Anna und die Qual der Wahl – Eine Sprichwortgeschichte zum Thema Karneval
Anna steht wie jedes Jahr vor dem Spiegel und vor der Entscheidung, als was sie sich zu Karneval verkleiden soll. Dabei hat sie eine so große Auswahl an Kostümen. Aber wie das immer ist: Wer die Wahl hat, hat…die Qual. So richtig überzeugt hat sie noch keins ihrer Kostüme. Aber sie ist froh, dass sie auf jeden Fall irgendetwas zum Anziehen haben wird. Besser den Spatz in der Hand als…die Taube auf dem Dach.
Aber was ist das? Das Kostüm hatte sie ja ganz vergessen. Vor zwei Jahren hat ihre Freundin Lea ihr ein Hexenkostüm geschenkt. Ja, ja, so schnell geht das: Aus den Augen, aus…dem Sinn. Lea hat das Kostüm nicht mehr gepasst und da Anna ein wenig kleiner als Lea ist, hat sie es ihr überlassen. Dafür hat Lea von Anna einen Clownshut bekommen, der ihr viel zu groß war. Eine Hand wäscht …die andere.
Anna ist glücklich, dass sie das Kostüm doch noch gefunden hat. Ein blindes Huhn findet eben…auch mal ein Korn! Sie probiert es an. Zuerst streift sie sich die Leggings über die Beine und zieht dann das Kleidchen über ihren Kopf. Zum Schluss setzt sie sich den Hexenhut auf – der passt glücklicherweise! Aber was ist denn das? Als sie den rechten Arm hochhebt entdeckt sie ein kleines Loch in der Naht. Dass Lea ihr das gar nicht erzählt hat…aber wahrscheinlich hat Lea es noch gar nicht gesehen, sonst hätte sie Anna bestimmt darauf hingewiesen. Und einem geschenkten Gaul schaut man schließlich nicht…ins Maul. Anna holt schnell Nadel, Faden und Schere aus ihrem Nähkörbchen und näht das Loch wieder zu. Und da passiert es, beim Abschneiden des Fadens schneidet sie sich in den Finger: Ein Unglück…kommt selten allein. Schnell holt sie sich ein Taschentuch und drückt es fest auf die Wunde. Anna denkt sich: “Wenn Oma Gitte jetzt hier wäre, würde sie bestimmt sagen: Messer, Gabel, Schere, Licht…sind für kleine Kinder nicht“. Dabei ist sie gar kein kleines Kind mehr!
Anna klebt sich ein Pflaster auf den Finger und zieht das Kleidchen wieder an. Es sieht aus wie neu. Jetzt kann ja nichts mehr passieren, denkt sie gerade, aber man soll den Tag ja nicht…vor dem Abend loben! Deshalb bewegt sie sich erstmal ganz vorsichtig in ihrem geflickten Hexenkostüm. Sie geht ins Bad und schminkt sich. Zum Schluss klebt sie sich noch eine dicke Warze ins Gesicht. Fertig! Anna schaut sich in ihrem Spiegel an und ist sehr zufrieden.
Sie geht in die Küche und trinkt noch eine Tasse warmen Kakao, bevor sie sich auf den Weg zu Lea macht. Als was sich Lea wohl verkleidet hat…? Anna ist schon ganz gespannt, Vorfreude ist ja bekanntlich die…schönste Freude. Anna packt ihre Tasche und macht sich auf den Weg. Sie hat noch eine schöne Brosche, die sie Lea zur Feier des Tages schenken möchte: Kleine Geschenke erhalten…die Freundschaft.