Entspannungsrunden für Senioren. Eine Reise in die Murmel-Welt

In dieser Entspannungsrunde für Senioren stehen Murmeln im Mittelpunkt. Murmeln sind für viele mit schönen Kindheitserinnerungen verbunden. Viele haben diese Zeiten der Unbeschwertheit und den Kontakt zu Spielkameraden sehr genossen. Das Murmelspiel hat Verbindungen geschaffen und war eine leichte Form, in Kontakt, auch mit Fremden, zu gehen. Die meisten Senioren erinnern sich noch an die Farben und Muster ihrer Murmeln, an die „ganz besonderen Schätze“ und an die Behältnisse, in denen die wunderschönen Glaskugeln aufbewahrt wurden. Nehmen Sie die Senioren mit auf eine kunterbunte Reise in die Vergangenheit.

Materialien:



Entspannungsmusik
Murmeln in verschiedenen Varianten, Farben und Größen
eine große Schale
Brett
Teelöffel
eine Schale mit Wasser
Muffin-Backform
Pappe in den Farben der Murmeln
Tücher in Blau- und Grüntönen

ACHTUNG: Überlegen Sie bei der Auswahl des Themas Murmeln und der Teilnehmer genau, ob Sie eventuell mitmachende Senioren haben, die die Murmeln in den Mund stecken könnten. Stellen Sie in diesem Fall eine engmaschige Begleitung sicher.

Bereiten Sie den Raum für die Entspannungsrunde vor. Legen Sie die mitgebrachten Materialien ansprechend auf den Tisch. Besonders für Entspannungsrunden ist es wichtig, einen Raum zu wählen, der möglichst ruhig ist (in dem also so wenig Störgeräusche wie möglich zu hören sind), eine Tür hat, die geschlossen werden kann, und in den im besten Fall zwischendurch niemand hereinkommt. In manchen Einrichtungen ist das zum Teil schwierig zu realisieren, das ist uns bewusst. Sofern Sie aber die Möglichkeit haben, irgendwie Ruhe in Ihr Angebot zu bringen, nutzen Sie gerne das, was Ihnen zur Verfügung steht.

Einstieg

Entspannungsmusik

Begrüßen Sie die Senioren und laden Sie sie ein, mit Ihnen gedanklich eine Reise an einen ruhigen Ort zu machen. Alles, was schwer ist, darf für einen Augenblick beiseitegelegt werden. Warten Sie einen Moment, bis alle in Ruhe und bequem sitzen und ein wenig Stille eingekehrt ist. Beginnen Sie mit der Entspannungsmusik. Laden Sie die Senioren ein, der Musik zuzuhören und sich die mitgebrachten Materialien auf dem Tisch anzusehen. Lassen Sie die Musik etwa zwei bis drei Minuten laufen.

Lassen Sie sich im Anschluss erzählen, was die Senioren auf dem Tisch sehen. In Seniorengruppen, in denen dies nicht mehr möglich ist, beschreiben Sie als Gruppenleitung, was auf dem Tisch liegt. Leiten Sie eine kurze Gesprächsrunde rund um Murmeln an. Nutzen Sie, wenn nötig, einige der biografischen Fragen, um den Senioren  Anregungen zum Erzählen zu geben.

  • Welche Erinnerungen aus Ihrer Kindheit haben Sie an Murmeln? Welche Gedanken kommen Ihnen in den Sinn, wenn Sie Murmeln sehen?
  • Wie sahen die Murmeln aus, mit denen Sie früher gespielt haben?
  • Welche Spiele haben Sie mit den Murmeln gespielt? Wer waren Ihre Spielkameraden?

Wahrnehmungsanregungen und Motorik

Wahrnehmung
Laden Sie die Senioren ein, die Murmeln mit Hilfe der folgenden Übungen zu sehen, zu tasten, zu fühlen und zu hören.

  • die Murmeln in die Hand nehmen und mit den Fingern umschließen
  • die Murmeln vorsichtig auf die Handfläche legen und hin und her bewegen
  • die Murmeln von einem Brett in die große Schale rollen lassen
  • die Murmeln einzeln in die Schale mit Wasser fallen lassen, auf die Geräusche und das Spritzen achten
  • die Murmeln im Wasser mit den Händen hin und her bewegen

An was erinnern die Berührungen? Welche Erinnerungen schaffen das Klackern der Murmeln und das Wasserplätschern? Wonach hört sich die rollende Kugel auf dem Holzbrett an?

Motorik und Konzentration

Schließen Sie eine oder mehrere motorische Übungen mit den Murmeln an. Vielleicht fallen den Senioren auch noch Spiele von früher ein, die Sie noch einmal spielen möchten. Wer hat ganz neue Spielideen?

  • die Murmeln auf dem Tablett am äußeren Rand rollen lassen, dabei nur das Tablett bewegen
  • die Murmeln nach Größe, Muster oder Farben sortieren
  • die Murmeln in eine bestimmte Form legen
  • die Murmeln mit einem Teelöffel einzeln aus dem Wasser holen
  • die kleine Schale bis knapp unter den Rand mit Wasser füllen und die Murmeln langsam und vorsichtig hineinlegen. Wie viele Murmeln passen in die Schale, ohne dass das Wasser überläuft?

Schneiden Sie Kreise in der Größe des Bodens der Muffinform aus und legen Sie die Kreise in die Form. Bitten Sie die Senioren nun, die Murmeln in die Ausbuchtung mit der gleichen Farbe zu legen.

Woran erinnern die Murmelspiele? In welcher Umgebung wurde früher mit Murmeln gespielt? Haben die Senioren auch Murmelbahnen in Wäldern gebaut? Wer hat lieber drinnen, wer lieber draußen mit Murmeln gespielt?

Entspannungsgeschichte

Erklären Sie den Senioren, dass Sie sie in der Entspannungsgeschichte mit “Du” anreden, um eine größtmögliche Entspannung erreichen zu können. Laden Sie sie ein, gedanklich mit Ihnen auf eine Reise in die Natur zu kommen. Bitten Sie die Teilnehmenden, sich so bequem wie möglich hinzusetzen. Die Beine stehen nebeneinander auf dem Boden, der Rücken lehnt an der Stuhllehne. Die Arme dürfen locker im Schoß oder auf den Armlehnen liegen. Diejenigen, die möchten, dürfen gerne mit einer Decke zugedeckt werden. Wer mag, darf die Augen schließen. Warten Sie vor dem Vorlesen einen Moment, bis es ruhiger geworden ist und alle bequem sitzen.

Stell dir vor, du gehst an einem kleinen Bach entlang. Das Wasser fließt ganz ruhig und leise vor sich hin. Die Sonnenstrahlen glitzern an der Wasseroberfläche. Das Grün der Sträucher und Bäume spiegelt sich zwischen diesen Lichtspielen. Es ist ein wunderschönes Bild, das du sehr genießt. Du gehst noch ein paar Schritte und setzt dich auf einen alten Baumstumpf, dessen Wurzeln über und über mit Moos bewachsen sind. Du streichst ganz sacht darüber. Es fühlt sich wunderbar weich an.

Du berührst mit deinen Fingerspitzen das Wasser. Es ist ganz klar. Du spürst eine angenehme kühle Frische. Dein Körper ist vollkommen entspannt. Dein Atem fließt gleichmäßig durch dich hindurch. Du atmest ein… und aus. Ein… und aus. Ein… und aus. Du spürst eine wunderbare Unbeschwertheit, die sich frei und schwerelos anfühlt.

Dein Blick wandert über das klare Wasser. Es strahlt eine einmalige Ruhe aus, die du sehr genießt. Du nimmst einen türkisfarbenen Schimmer am Grund des Baches wahr und tauchst deine Finger ins Wasser. Du tastest etwas rundes, glattes, nimmst es vorsichtig in deine Hand. Du hebst es aus dem Wasser. Eine wunderschöne Murmel in türkisblau kommt zum Vorschein. Die Sonne schenkt ihr ihr schönstes Licht. Du hältst sie ein wenig hoch und betrachtest sie. Die Murmel fühlt sich wie ein Schatz an, den der Bach beschützt und nun wieder frei gegeben hast. Du spürst eine tiefe Dankbarkeit für dieses besondere Geschenk. Du lässt die Murmel vorsichtig über deine Handfläche rollen, so, dass sie nicht herunterfällt. Es ist ein schönes Gefühl. Du konzentrierst dich ganz auf die Murmel und darfst alle Sorgen und alle Schwere für diesen Moment loslassen. Du atmest frei und unbeschwert ein… und aus. Ein… und aus. Ein… und aus.

Die Murmel glänzt und glitzert im Sonnenlicht. Du tauchst sie wieder ein wenig unter Wasser, lässt sie aber auf deiner Hand liegen und gibst ihr einen sicheren Halt. Es ist ein schönes Gefühl. Du spürst die Wärme der Sonnenstrahlen auf deiner Hand. Es ist eine wunderschöne Verbindung zur Natur, für die du eine tiefe Dankbarkeit empfindest. Du schließt deine Hand und hebst die Murmel sicher bei dir auf. Du streichst noch einmal über das Moos der Wurzel unter dir. Du betrachtest das seichte Wasser des Baches, das langsam an dir vorbeifließt. Es geht dir gut. Du bist zufrieden, dankbar und fühlst dich wohl. Du bist ausgeglichen und entspannt.

Atemübung

Bitten Sie die Senioren, sich bequem hinzusetzen, die Beine stehen nebeneinander, die Unterarme liegen locker auf den Oberschenkeln oder den Armlehnen. Atmen Sie bewusst zusammen ein und aus. Beim Einatmen heben und öffnen Sie die Arme vor dem Körper. Atmen Sie durch die Nase tief ein und durch den Mund wieder aus. Wiederholen Sie die Übung mit den Senioren drei bis fünf Mal. Je nach Ressourcen der Teilnehmenden können sich die Arme bei jedem Einatmen ein wenig weiter öffnen.

Abschied

Verabschieden Sie sich von den Senioren. Bleiben Sie noch einen Moment mit ihnen in Kontakt und stehen Sie dafür bereit, schöne oder beschwerende Gefühle aufzufangen, die durch die Entspannung oder durch die Übungen aufkommende Erinnerungen wachgerufen werden.

Entspannungsgeschichten für Ihre Entspannungsrunden finden Sie auch in unserem Buch “Geschichten zum Entspannen”, das im Rahmen der Reihe SingLiesel Kompakt erschienen ist. Die Buchvorstellung dazu können Sie sich hier noch einmal ansehen.
In unserer Rubrik Einschlafgeschichten für Erwachsene finden Sie außerdem Geschichten zum Vorlesen, die ein zur Ruhe kommen ermöglichen sollen.

Gefällt Ihnen die Entspannungsrunde? Sind Sie auf der Suche nach weiteren Gruppenstunden für die Begleitung von Senioren und Menschen mit Demenz? Über aktuelle Entwicklungen aus dem Bereich der Seniorenarbeit und Ideen und Materialien für die Beschäftigungs- und Betreuungsarbeit informieren wir Sie hier!

Annika

© by Annika Schneider. Staatlich examinierte Ergotherapeutin, Chefredakteurin von Mal-alt-werden.de. Bücher von Annika Schneider finden Sie hier.

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