So schön ist das Leben! Liedergeschichten für Senioren
In der Liedergeschichte zum beliebten Volkslied “Schön ist die Welt” geht es um die schönen Momente und besonderen Beziehungen im Leben. Lesen Sie den Senioren die Geschichte vor und singen sie an der entsprechenden Stelle gemeinsam die angegebene Strophe des Volkslieds “Schön ist die Welt”.
So schön ist das Leben! Liedergeschichten für Senioren
Mathias sitzt mit dem alten Fotoalbum auf dem Sofa und sieht sich Bilder von früher an. Er fährt sich mit der rechten Hand über das Gesicht und grummelt ein “Meine Güte, war ich da noch jung…” in die Stille um sich herum. In der Küche hört man ein leises und gleichmäßiges Klappern der Töpfe, sonst ist es still im Raum. Auf dem Wohnzimmertisch steht eine Kaffeetasse. Eine kleine Pfütze ist noch am Boden zu sehen.
Über seine Lippen huscht das ein oder andere Mal ein Schmunzeln. Eine tiefe Dankbarkeit zeichnet sich in seinem Gesicht ab. Mathias ist so in den Erinnerungen vertieft, dass er gar nicht gemerkt hat, wie sich Sebastian in den ihm gegenüberstehenden Sessel gesetzt hat. Als er ihn in einer Umblätterpause entdeckt, erschrickt er und steht auf einmal kerzengerade vor dem Sofa. Das “Hast du mich erschreckt!” klingt fast schon vorwurfsvoll. Nach einer kurzen Atempause fängt er dann aber an zu lachen. Und sein Sohn mit ihm. “Ich war vielleicht in Gedanken… das kannst du doch nicht mit deinem alten Vater machen!”
“Das hab ich gesehen, dass du mich nicht wahrgenommen hast. Ich bin mir allerdings keiner Schuld bewusst.” entgegnet der mit einem Augenzwinkern und erhobenen Händen. “Was schaust du dir denn da an?”
“Ach, das ist das Album mit den Bildern von meinem Schulabschluss.” Er hält es ihm hin. Sebastian steht auf und setzt sich neben ihn. Die beiden schauen gedankenversunken auf eine Doppelseite mit Bildern, auf denen mehrere junge Männer abgebildet sind. “Da waren wir aber auch noch jung…”, murmelt Mathias erneut ungläubig. Sebastian beobachtet seinen Vater mit einem liebevollen Lächeln.
“Ich weiß noch, dass wir alle in die Welt hinaus wollten. Wir waren so voller Tatendrang und Vorfreude! Das war ein schönes Gefühl. Die Welt lag uns zu Füßen und wir durften endlich dorthin gehen, wohin uns unser Weg führte!”
Schön ist die Welt,
drum Brüder, lasst uns reisen,
wohl in die weite Welt,
wohl in die weite Welt.
“Natürlich kamen wir nach anfänglichen Freiheits- und Höhenflügen schnell in der Realität an”, erzählt Mathias mit verschmitztem Gesicht weiter “Wir machten unsere Ausbildung und sahen zu, dass wir Geld verdienten. Die freie Zeit wurde so ein bisschen knapper. Die Freude und der Tatendrang blieben aber! Ergänzt mit einer großen Portion Zufriedenheit. Ich weiß noch, dass wir alle dankbar für das waren, das wir hatten. Und dass wir uns untereinander mit dem ausgeholfen haben, was der jeweils eine nicht hatte. Es war eine schöne Zeit!”
Sein glücklicher Blick hängt immer noch an den Fotos. Er scheint nachempfinden zu können, wie sich das Leben damals anfühlte. Sebastian mustert ihn ganz lange. Es freut ihn unglaublich, seinen Vater so glücklich zu sehen.
Wir sind nicht stolz,
wir brauchen keine Pferde,
die uns von dannen ziehn,
die uns von dannen ziehn.
“Habt ihr euch eigentlich irgendwann aus den Augen verloren?”, die beiden schauen sich gemeinsam die Bilder an, während Mathias langsam weiterblättert. Er schaut auf und überlegt “Nein, so richtig nicht. Eine Veränderung in der Häufigkeit, in der wir unsere Freizeit geteilt haben, kam natürlich nochmal, als wir einer nach dem anderen Vater wurden.” Er lächelte seinen Sohn an. “Aber da waren wir ja dann mit wirklich anderen Dingen beschäftigt. Das sortierte sich aber schnell wieder. Ich weiß noch, wie wir Männer uns zu einer großen Fahrradtour verabredet haben – mit allen Kindern. Ich glaube, ich war in meinem Leben noch nie so müde gewesen wie nach diesem Tag.”
Wir steig’n hinauf
auf Berge und Hügel,
wo uns die Sonne sticht,
wo uns die Sonne sticht.
“Glücklicherweise hatten wir nach der Tour ein großes Grillfest geplant, bei dem die Kinder spielen und wir Erwachsenen essen, trinken und durchatmen konnten.” Mathias nimmt auf einmal wahr, wie sein Sohn mit einem Auge seinen kleinen Bauchansatz beäugt. “Guck du nur. Warte mal ein paar Jahre ab. Als ich damals auf dieser Fahrradtour war, hatte ich noch einen genauso flachen Bauch wie du und habe die Tour gut geschafft! Die Jahre, die danach kamen, die waren ein bisschen gefährlich für mich, der es gerne gemütlich angeht.” Nach einem liebevollen Zwinkern erzählt er weiter “In diesen Jahren verbrachten wir die ein oder andere gesellige und gemütliche Stunde zusammen. Schön waren sie! Ich möchte nicht nur eine missen” Er zeigt auf Fotos, die in Gärten oder Kellerbars entstanden waren. Sebastian lächelt. Alle, die er dort sieht, sehen zufrieden aus. Die Männer sind älter geworden, ja, aber diesen Zusammenhalt, den er bei den Fotos am Anfang wahrgenommen hat, spürt er hier immer noch.
Wir laben uns
an jeder Felsenquelle
wo frisches Wasser fließt,
wo frisches Wasser fließt.
“Das Essen ist gleich fertig…”, ruft Irene aus der Küche. Die beiden Männer schauen auf. Sebastian sieht seinen Vater lange an. Der schaut dankbar zurück. “Es ist schön zu wissen, wer deine Wegbegleiter sind und waren. Es tut gut zu spüren, dass solche Verbindungen auch halten können, wenn man nicht mehr so nah beieinander wohnt. Zu wissen, wo die Wurzeln sind und gleichzeitig mit offenen Augen und Armen in die Welt zu gehen. Da habt ihr euch etwas wertvolles bewahrt!”
Wir reisen fort
von einer Stadt zur andern,
wo es uns gefällt,
wo es uns gefällt.
“Ja, das stimmt.” Mathias schaut dankbar in den Garten hinaus. “Menschen, die verlässlich an deiner Seite bleiben, egal, wo das Leben sie hinführt, sind ein Geschenk!” Er dreht sich um und klopft seinem Sohn auf die Schulter. “Gehen wir essen? Ich glaube, deine Mutter hat etwas von Klößen und Sauerbraten erzählt.” Sebastian lächelt ihn an und nickt. “Da kann ich nicht widerstehen!”