Der besondere Geburtstagswunsch. Eine Liedergeschichte zum Winterlied “Schneeflöckchen, Weißröckchen”

In dieser Liedergeschichte für Senioren und Menschen mit Demenz geht es um einen ganz besonderen Geburtstagswunsch. Lesen Sie die Geschichte in einem gemütliche Rahmen vor und singen Sie an den entsprechenden Stellen die angegebene Strophe des Winterliedes “Schneeflöckchen, Weißröckchen”. Wir wünschen viel Freude beim Vorlesen, Zuhören und Mitsingen.



Der besondere Geburtstagswunsch

Andrea war schon seit ein paar Tagen unruhig wie ein Flummi, der kreuz und quer durch die Gegend hüpft. In zwei Tagen war ihr Geburtstag. Der zehnte. Und sie konnte überhaupt nicht mehr abwarten, ihn endlich mit allen zu feiern.
Andrea war ein echtes Winterkind. Sie liebte die kalte Luft, den Anblick von in der Sonne glitzernden Eisflächen und die Geräusche, die ihre Füße beim Gehen durch den Schnee machten.
„Mein größter Wunsch zu meinem Geburtstag ist echter Schnee“, hatte sie ihrer Mutter schon vor gut einem halben Jahr verraten. Schon zu diesem Zeitpunkt war Andreas Mutter nervös geworden, hatte aber die Hoffnung, dass dieser Wunsch sich noch verändern würde. Dies tat er aber nicht. Es war Ende Januar. In den letzten beiden Jahren hatte es zwar geschneit, aber erst im März, im Januar hatten sie Regentage bei milden 15° C.

Sie musste wohl noch ein wenig warten…
Schneeflöckchen, Weißröckchen,
wann kommst du geschneit?
Du wohnst in den Wolken,
dein Weg ist so weit.

Andrea schaute Stunde um Stunde, Minute um Minute aus dem Fenster. Sie wünschte sich so sehr dicke, weiße Schneeflocken herbei. Auch ihre Mutter sah regelmäßig aus dem Wohnzimmer in den Garten und betrachtete das trübe Wetter. Sie zerbrach sich den Kopf darüber, wo sie nur Schnee herbekommen sollte, um Anna ihren sehnlichsten Geburtstagswunsch erfüllen zu können. Und dann… irgendwann… kam ihr der rettende Gedanke. Andrea sollte ihren Schneegeburtstag haben. Und wenn es keinen echten Schnee geben würde, dann würden sie eben welchen zaubern!

Komm setz dich ans Fenster,
du lieblicher Stern,
malst Blumen und Blätter,
wir haben dich gern.

Andrea sang alle Lieder mit Schnee, die ihr einfielen. Sie sagte sämtliche Wintergedichte auf und versuchte es mit „Ganz-fest-an-Schnee-denken“. Doch weit und breit war keine Flocke zu sehen. Ihre Mutter hatte das Schneefieber gepackt. „Ich brauche dringend die schönste weiße Wolle, die Sie im Laden haben!“, sagte sie zu der Verkäuferin im Handarbeitsgeschäft. Außerdem besorgte sie Watte, weißen Tonkarton, Papier und Schleifenband.
Am Vorabend ihres Geburtstags war Andrea so voller Vorfreude und Hoffnung auf Schnee, dass sie fast nicht einschlafen konnte. Es duftete nach frisch gebackenem Kuchen und im Wohnzimmer raschelte es geheimnisvoll. Andrea hörte ihre Mutter fröhlich vor sich hin summen.
Die wiederum hoffte, dass Andrea bald schlafen würde, damit sie in Ruhe die letzten Vorbereitungen treffen konnte. Das Wohnzimmer war in eine weiße Hülle getaucht. Ihr Mann hatte es sich auf dem Sofa gemütlich gemacht und war fest entschlossen, die nächste Zeit auch dort auszuharren bis es wieder möglich war, einen Schritt zu gehen, ohne auf etwas weißem auszurutschen.
Kurz vor Mitternacht war es dann geschafft. Andreas Mutter stand zufrieden im Türrahmen und betrachtete die gebastelte Schneelandschaft. Sie sah noch einmal vorsichtig nach, ob das Geburtstagskind des nächsten Tages auch endlich schlief und ging dann selbst ins Bett. Andrea schließ tief und fest. Wahrscheinlich träumte sie von Schneeflocken…

Schneeflöckchen, du deckst uns
die Blümelein zu,
dann schlafen sie sicher
in himmlischer Ruh’.



Am nächsten Morgen waren alle früh auf den Beinen. Die Geburtstagskerzen strahlten im warmen Licht, es duftete nach frischen Brötchen, Kaffee und Geburtstagskuchen und eine feierliche Stimmung lag in der Luft. Mit leuchtenden Augen betrat Andrea das geschmückte Wohnzimmer. Vor lauter Staunen über die winterliche Landschaft hätte sie fast vergessen, ihre Geschenke auszupacken. Da hingen Pom-Pom-Schneebälle von der Decke, auf den Regalen lag eine Schneedecke aus Watte und an den Fensterscheiben hingen Papier-Schneeflocken. Keine glich der anderen. Jede von ihnen war verschieden. Mitten im Raum standen zwei Schneemänner aus Pappe mit echten Möhren-Nasen und von den Gardinenstangen hingen unzählige weiße Schleifenbänder.
Andrea war überwältigt. Es dauerte eine ganze Weile, bis sie mit dem Gucken und Staunen fertig war und mit dem Geschenke auspacken anfangen konnte. Ihre Mutter sah, dass ihre Blicke mehrmals nach draußen wanderten, in der Hoffnung, doch noch eine Schneeflocke entdecken zu können. Doch auch ohne echte Schneeflocken war Andrea dankbar für diesen wunderschönen Geburtstagsmorgen.

Schneeflöckchen, Weißröckchen,
komm zu uns ins Tal.
Dann bau’n wir den Schneemann
und werfen den Ball.

Es gab einen Schneeflocken-Geburtstags-Kuchen zum Frühstück. Andrea liebte Geburtstags-Morgende. Sie waren so anders und so besonders. Nach dem letzten Kuchenkrümel, den sie von ihrem Teller pickte, schaute sie sich nochmal die Schneeflocken an, die am Fenster hingen. Sie waren wunderschön. Und jede auf ihre Weise einzigartig. Noch einmal ging ihr Blick in den Himmel. Und als sie sich gerade an den Gedanken gewöhnen wollte, keine echten Schneeflocken an ihrem Geburtstag zu sehen, fielen die ersten Flocken ganz leise, zart und schwerelos vom Himmel…

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Annika

© by Annika Schneider. Staatlich examinierte Ergotherapeutin, Chefredakteurin von Mal-alt-werden.de. Bücher von Annika Schneider finden Sie hier.

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