Unsere Adventskalendergeschichte 2022: 18. Dezember – Christkindlmarkt im Engeldorf

An diesem Morgen sind alle Bewohner des Engeldorfs früh auf den Beinen. Es herrscht reges Treiben vor und zwischen den Häusern. Alle Engel sind gut gelaunt und es scheint, als habe jeder eine Aufgabe, die sie oder er zu erledigen hat. Engelsflügel flattern und tanzen überall umher. Heute muss alles wohl ein bisschen schneller gehen. Die Luft ist kühl. Das Dorf steht in einem wunderschönen Sonnenlicht. Der Himmel ist hellblau und klar.
Egon und Emil tragen Tische aus dem großen Schuppen nach draußen und bauen sie auf. Immer mehr Tische kommen dazu. Mal stehen mehrere in einer Reihe nebeneinander. Mal stehen zwei oder vier zusammen und bilden einen großen Tisch, um den viele Stühle herumgestellt werden.
Die Tische werden dekoriert. Mit Tannengrün und Zweigen aus dem schon winterlichen Wald. Mit Kiefernzapfen, Nüssen, Eicheln, Nelken, Zimtstangen und Sternanis. Elise legt noch getrocknete Zitronen-, Orangen- und Apfelscheiben dazu. Sie duften wunderbar fruchtig.
Emily bereitet den heißen Punsch vor. Außerdem kocht sie Früchtetee und rührt gleichmäßig die heiße Schokolade, damit sie nicht anbrennt.
Für den Punsch hat sie schwarzen Tee gekocht und Rotwein in einem großen Kessel erwärmt, der über einer Feuerstelle hängt. Nun gibt sie den Tee dazu, frisch gepressten Orangen- und Zitronensaft und Zimtstangen. Mit einem großen Holzlöffel rührt sie die Mischung vorsichtig um. Zum Schluss kommen noch ein guter Schuss Rum und die abgeriebene Schale der Orangen und Zitronen hinein. Es duftet herrlich. Schon der Duft lässt Emily erahnen, wie köstlich der Punsch nachher schmecken wird. Sie rührt den Punsch, den Tee und die heiße Schokolade nacheinander noch einmal um und schaut zwischenzeitlich nach, ob sie Elise noch bei der Tischdekoration behilflich sein kann.

Für die anderen wird es nun Zeit, die Stände fertigzumachen. Ede bringt vorsichtig und nach und nach seine Glaskugeln nach draußen. Erich legt gerade die Christstollen, die die letzten Wochen im Keller durchgezogen sind, auf den Tisch. Dazu gibt es Spekulatius, Mandelmakronen, Zimtsterne, Vanillekipferl und Spritzgebäck. Außerdem Pfefferkuchen und Nussecken. Frisches Brot hat er auch noch gebacken. Es duftet himmlisch! Erich schneidet das noch warme Nussbrot in dicke Scheiben. Und da Egon wirklich nur schwer an dem Brot vorbeigehen kann, und Erich das ganz genau wahrnimmt, steckt er ihm schnell zwei Scheiben zum Probieren zu. „Ein Gedicht!“, murmelt dieser beim Hereinbeißen und geht himmlisch beflügelt in Erichs Backstube.
In dessen Keller stehen nämlich die Schokoladenfiguren, die er mit Emil gegossen hat. Emily hat die Figuren liebevoll verpackt und mit Schleifenband verziert. Egon geht in den Keller. Dort hat Emil die Figuren schon in Kartons gepackt, damit sie sie zusammen nach oben tragen können. Am Stand angekommen, stellen sie die Weihnachtsmänner, Glocken, Schokoladenengel, Zapfen und Kugeln auf den schon von Emily dekorierten Tisch. Ein bisschen stolz sind die beiden schon auf ihre köstlichen Kunstwerke. Das hätten sie sich wahrscheinlich so nicht zugetraut. Wenn Erich keine Hilfe benötigt hätte, hätten Emil und Egon nie versucht, sich an diese schokoladigen Kunstwerke heranzuwagen.



Ede ist mit seinem Stand fertig. Die Glaskugeln leuchten und funkeln im Sonnenlicht. Es gibt bunte und durchsichtige Kugeln. Einfarbige und mit einem Muster verzierte. Einfach bemalte Kugeln und Kugeln, auf die er Glitzer gestreut hat. Für einen Augenblick bleibt er stehen und schaut sich alles an. Er sieht zufrieden aus.
Mit diesem zufriedenen Lächeln macht er sich auf den Weg zu Erna. Er hat ihr ja schließlich gestern versprochen, ihr mit der Wolle zu helfen. Erna steht schon in der Tür. Ihren verletzten Fuß hält sie immer noch ein bisschen verkrampft. Sie begrüßt ihn erleichtert und sieht sehr dankbar aus. Es scheint ihr bewusst geworden zu sein, dass sie ihn noch ein paar Tage hochlegen muss, bis er soweit geheilt ist, dass sie ihn wieder belasten kann. „Ich kümmere mich um deine Sachen. Und ich sorge dafür, dass jeder das bekommt, was er braucht.“ Er lächelt ihr zu und sagt weiter, „Vertrau mir. Sei unbesorgt. Es wird niemand frieren müssen in diesem Winter.“ Ede streicht ihr behutsam über den Arm und nimmt den großen Korb. Auf dem Weg zu Ernas Tisch fragt er sich, wann die Gute die ganzen Mützen, Handschuhe, Schals, Handgelenkwärmer und Socken nur gestrickt hat. Ihre Tage seien ja schließlich genau so lange wie seine.

Vorsichtig legt er die Woll-Kunstwerke auf den Tisch. Sie fühlen sich wirklich weich an und sehen einfach fantastisch aus. Er sieht sich die Handschuhe für die Eichhörnchen an. Wie kann man um Himmels willen so kleine Handschuhe stricken? Da ist ein Faden ja fast so dick wie der ganze Handschuh … Ede ist verblüfft. Und seine Bewunderung für Ernas Handarbeiten noch größer als sie sowieso schon waren.
Neben Ede macht Emma ihren Stand fertig. Sie hat die liebevoll gestalteten Lichterbögen auf den Tisch. So, dass sie schräg hintereinanderstehen. Dadurch sieht man einen großen Teil der so filigranen und geduldig ausgesägten Bilder unter den Lichterbögen. In allen stehen Kerzen. Einige hat Emma bereits angezündet. Es sieht wunderschön aus. Ein wunderbares Lichtermeer, dessen Flammen sich nur einen ganz seichten Hauch bewegen.
Im Engeldorf kehrt langsam Ruhe ein. Alle Vorbereitungen sind getroffen. Die Flügel der Engel bewegen sich langsamer über den Platz. Die Stimmung wird feierlich. Auf einmal scheint sich ein Zauber über das Dorf zu legen. Es ist fast still und alle scheinen diese Stille zu genießen. In ganz wenigen Augenblicken wird es losgehen …
Der Christkindlmarkt im Engeldorf. Nach vielen, vielen Vorbereitungen und einem Jahr Warten. Ein Ereignis, auf dass sich alle Engel das ganze Jahr freuen.
Endlich ist es so weit. Es duftet nach Gebäck, frischem Brot, Punsch, Früchtetee und Schokolade. Ein Feuer lodert unter dem großen Kessel. Ein weiteres neben dem Brunnen. Zum Aufwärmen. Falls es später frischer wird. Die Spannung und die Vorfreude sind zum Anfassen greifbar.
Bald werden die Gäste kommen …

 

 

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Diese Geschichten unseres Adventskalenders sind außerdem erschienen:

Unsere Adventskalendergeschichte 2022: 1. Dezember – Die Vorbereitungen beginnen

Unsere Adventskalendergeschichte 2022: 2. Dezember – In der Backstube

Unsere Adventskalendergeschichte 2022: 3. Dezember – Das Wunder der Musik

Unsere Adventskalendergeschichte 2022: 4. Dezember – Zweiter Advent

Unsere Adventskalendergeschichte 2022: 5. Dezember – Holzsuche im Wald

Unsere Adventskalendergeschichte 2022: 6. Dezember – Der Nikolaus kommt zum Frühstück

Unsere Adventskalendergeschichte 2022: 7. Dezember – Die verschwundene Lichterkette

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Unsere Adventskalendergeschichte 2022: 17. Dezember – Die Suche nach der Wolle

Annika

© by Annika Schneider. Staatlich examinierte Ergotherapeutin, Chefredakteurin von Mal-alt-werden.de. Bücher von Annika Schneider finden Sie hier.

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