Liedergeschichte: Zauberhafte Lichter. Wem Gott will rechte Gunst erweisen

Die Erzählung verbindet das vertraute Lied “Wem Gott will rechte Gunst erweisen” mit Mathildas lebendiger Erinnerung an ihre Kindheit: Spiele draußen bis in die Nacht, kleine Abenteuer in Wald und Wiese und die Magie der Glühwürmchen. Diese Bilder regen die Fantasie an und laden zum Erzählen eigener Erlebnisse ein.

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Das gemeinsame Vorlesen der Geschichte und anschließende Singen des Liedes schafft eine warme, vertraute Atmosphäre. So lassen sich ganz leicht Gespräche über frühere Sommerabende, besondere Naturmomente oder kulinarische Erinnerungen wie Pfannkuchen mit Blaubeersoße anstoßen.

Gerade für Menschen mit Demenz ist diese Verbindung von Erzählung und Musik wertvoll, weil sie verschiedene Sinne anspricht und emotionale Zugänge eröffnet.

Zauberhafte Lichter

Der Garten hinter Mathildas Haus war groß und wunderschön. Es war ein lauer Sommerabend. Die wilde Sommerblumenwiese lag im goldenen Licht der untergehenden Sonne. Flo und Marie liefen mit ihren nackten Füßen durch das Gras. Es kitzelte herrlich und war wunderbar kühl.
Die beiden verbrachten den Abend bei ihrer Oma. Mathilde bereitete den Abendbrottisch vor. Es würde frisch gebackenes Brot geben, Käsewürfel und Obst und Gemüse. Mathilda schnitt Fleischwurst in Scheiben und rührte den Pfannkuchenteig an. Zum Nachtisch bereitete sie Pfannkuchen mit Quark und Blaubeersoße vor.
Marie und Flo kamen auf die Terrasse gelaufen. „Oma, Oma, kannst du uns eine Geschichte von früher erzählen?“ Sie sahen sie mit großen Hundeaugen an. „Bitte, bitte!“
Mathilda konnte diesen Augen nie widerstehen. Sie überlegte einen kurzen Augenblick.
„Na kommt ihr beiden. Wir setzen uns auf die Bank!“ Sie gingen rüber zum Kirschbaum und setzten sich auf die Bank, die darunter im Schutz seiner Krone stand. Mathilda nahm jeden von ihnen an eine Seite und legte ihre Arme um sie. Sie begann zu erzählen.

Wem Gott will rechte Gunst erweisen,
den schickt er in die weite Welt,
dem will er seine Wunder weisen
in Berg und Wald und Strom und Feld.

„Ich erzähle euch von den Glühwürmchen.“ Mathilda klang geheimnisvoll. Marie und Flo rutschten noch ein wenig näher zu ihr. „Früher als Kinder waren wir viel unterwegs. Im Sommer haben wir morgens nach dem Frühstück das Haus verlassen und sind abends zum Abendbrot wieder nach Hause gekommen. Wir – das waren meine Brüder, die Kinder aus der Nachbarschaft und ich. Zwischendurch haben wir bei einem von uns Kindern gegessen und sind anschließend wieder nach draußen gegangen.“
Flo und Marie hörten ganz in Ruhe zu.
„In meiner Erinnerung haben wir nie Langeweile gehabt. An jeder Ecke wartete ein neues Abenteuer.“ Mathilda machte eine kurze Pause. Es schien, als ließe sie die Erinnerungen an diese Zeit revuepassieren. „Manchmal bewunderten wir auch einfach nur die Natur. Oder wir fanden Schätze, die wir in einer selbst gebauten und verzierten Schatzkiste sammelten.“

Die Trägen, die zuhause liegen,
erquicket nicht das Morgenrot,
sie wissen nur von Kinderwiegen,
von Sorgen, Last und Not ums Brot.

„Eines Tages waren wir abends noch im Wald unterwegs. Es war schon ziemlich dunkel. Weil Ferien waren, durften wir länger aufbleiben. Früher, müsst ihr wissen, war es richtig dunkel, wenn es dunkel war. Hier im Dorf gab es keine Straßenlaternen.“
Sie machte eine kurze Pause. Ein leises „Ui…“ rutschte Marie heraus.
„Wir haben also im Wald gespielt. Auf dem Rückweg kamen wir über eine große Wiese. Und auf der großen Wiese leuchteten plötzlich viele, viele kleine Sterne.“ Mathilda sprach extra langsam. Marie und Flo guckten sie mit erwartungsvollen Augen an.
„So, wie Sterne?“, fragte Flo. So, als wolle er sich absichern, dass er seine Oma auch richtig verstanden hatte.
„Ja…“, antwortete sie weiter ganz geheimnisvoll. „Und wisst ihr, was diese kleinen Sterne waren?“ Die beiden schüttelten den Kopf.
Mathilda lüftete das Geheimnis. „Ganz viele kleine Glühwürmchen! Es war wie Zauberei. Sie flogen wirklich wie kleine Sterne über die Wiese. Wir Kinder liefen hinter ihnen her und versuchten, eins zu fangen. Dabei haben wir natürlich aufgepasst, dass wir ihnen nicht wehtaten. Es sah wirklich wunderschön aus. Wie ein verzaubertes Lichtermeer.“
„Hast du denn eins gefangen?“, Marie war ganz gespannt.
„Ja…“, antwortete Mathilda stolz. „Ich habe es gefangen und vorsichtig nach Hause getragen. Dort hat es in einem Marmeladenglas bei mir übernachtet. Ich hatte Luftlöcher in den Deckel gebohrt und so ein wunderschönes Nachtlicht.“ Mathilda lächelte bei dieser Erinnerung. „Morgens habe ich es natürlich sofort wieder freigelassen.“

Die Bächlein von den Bergen springen,
die Lerchen schwirren hoch vor Lust.
Was soll’ ich nicht mit ihnen singen
aus voller Kehl’ und frischer Brust?

Mathilda konnte sehen, wie Sophie sich vorstellte, wie so ein Glühwürmchen-Licht wohl ausgesehen hatte. Ihre Augen funkelten. Langsam wurde es um sie herum dunkel. Mathilda zündete die Kerzen auf dem Tisch an und lud die Kinder zum Essen ein. Die beiden waren noch auf der Bank geblieben und hatten dem Zirpen der Grillen gelauscht.
Nach dem Abendbrot, Mathilda wollte gerade den Nachtisch vorbereiten, leuchtete auf einmal ein kleines Licht im Garten. Sie lächelte. „Dreht euch mal um. Schaut mal.“ Sie zeigte mit dem Finger von der Terrasse auf die Wiese. Ein kleines Licht schwirrte umher. Ganz unscheinbar. Flo und Sophie trauten ihren Augen nicht. „Wie schön…!“, flüsterte Sophie. „Guck mal Oma, da ist noch eins!“ Sie zeigte nach rechts. „Au ja, ich seh’s“, bestätigte Mathilda. „Ich auch“, flüsterte Flo.
Nach und nach kamen immer mehr Glühwürmchen und tanzten durch den Garten. Die drei kuschelten sich auf ihre Stühle und sahen dem zauberhaften Treiben zu. Mathilda holte den beiden leichte Decken. Nicht, weil es kalt war, sondern weil sie es ihnen besonders gemütlich machen wollte.

Den lieben Gott lass ich nur walten.
Der Bächlein, Lerchen, Wald und Feld
und Erd’ und Himmel will erhalten,
hat auch mein’ Sach’ aufs Best’ bestellt

Die Glühwürmchen verzauberten den Garten in ein Lichtermeer. Ganz genau so, wie Mathilda es in ihrer Geschichte erzählt hatte. Lange sahen sie dem Naturschauspiel zu. Dann ging Mathilda leise in die Küche und bereitete die Pfannkuchen zu. Sie gab Puderzucker darüber, rollte sie zusammen, gab einen Klecks Quark dazu und die Blaubeersoße darüber.
Nun saßen sie zu dritt auf der Terrasse, beobachteten in ihre Decken eingekuschelt das Treiben der Glühwürmchen und genossen die Pfannkuchen. Sie saßen noch eine ganze Weile dort, bis Sophie und Flo langsam die Augen zufielen.

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Annika

© by Annika Schneider. Staatlich examinierte Ergotherapeutin, Chefredakteurin von Mal-alt-werden.de. Bücher von Annika Schneider finden Sie hier.

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