Der Koffer ist weg. Eine Geschichte für die Heimzeitung
Diese Geschichte ist für die Heimzeitung gedacht und soll für Senioren und Menschen mit Demenz für Unterhaltung sorgen und zum Nachdenken anregen. Weitere Geschichten für Senioren finden Sie hier.
Der Koffer ist weg
“Was? Das glaube ich jetzt nicht. Ihr nehmt mich mit auf eure Reise? Ich war noch nie an einem Strand, beim Meer.” Ungläubig blickte Gertrud auf den Gutschein, den ihr ihre Tochter und ihr Schwiegersohn schenkten. “Ja Mama, du hast es dir verdient. Du warst immer für uns da. Mit dieser Reise möchten wir Danke sagen. Außerdem können wir so gemeinsam Zeit verbringen”, sagte ihre Tochter und nahm dabei Gertruds Hand in ihre. “Ach, Kindchen, danke schön. Ich freue mich auf die Reise und ich freue mich auf die Zeit mit meinem Mädchen und mit meinem Lieblingsschwiegersohn.”
Drei Wochen später ging die Reise los. Gertrud war schon so aufgeregt. Nicht nur, dass sie das Meer und den Strand nur vom Fernsehen kannte, sie war auch noch nie mit einem Flugzeug geflogen. Sie hatte gewissenhaft ihren Koffer gepackt, um ja nichts zu vergessen. Der Flug auf die griechische Insel Korfu verlief ohne Turbulenzen und ausgesprochen ruhig. Als das Flugzeug nach dem Start, endlich wieder waagrecht flog, verschwand auch das mulmige Gefühl in Gertrudes Magen. Jetzt konnte sie auch die Aussicht aus dem kleinen runden Flugzeugfenster genießen. Doch sie sah nur Wolken, die aussahen wie Watte. Als dann eine Flugbegleiterin noch ein gutes Essen auf das kleine Klapptischchen vor ihr servierte, entspannte sich die ältere Dame vollends. Denn Essen tat Gertrude unheimlich gerne. Nach rund zwei Stunden Flugzeit landeten sie sicher und wohlbehalten auf der kleinen Ferieninsel. Insgeheim war Gertrud froh, wieder festen Boden unter ihren Füßen zu haben.
Bei der Gepäckausgabe zog ein Gepäckstück nach dem anderen seine Runden auf dem langen Förderband. Hans, ihr Schwiegersohn, erklärte ihr, dass nun die Gepäckstücke, die aus dem Flugzeug entladen werden, auf dieses Förderband kommen. Wenn das eigene Gepäckstück an einem vorbeifährt, dann müsse man sich dieses schnell herunternehmen, bevor es wieder eine Runde fährt. Gertrude starrte auf die einzelnen Gepäckstücke. Jeder Koffer fuhr bei Ihnen vorbei. Zweimal hievte Hans einen Koffer vom Band. Nämlich den ihrer Tochter und den ihres Schwiegersohnes. “Mein Koffer braucht aber lange”, sagte Gertrud, als ihr Koffer noch immer nicht an ihr vorbeifuhr. “Ich glaube, sie haben meinen Koffer nicht in den Flieger geladen”, sagte sie enttäuscht. Die Gepäckstücke wurden immer weniger und immer weniger Menschen befanden sich in der Ankunftshalle. “Ich gehe der Sache auf den Grund”, meinte Hans entschlossen und wandte sich an einen Flughafenangestellten. “Was mache ich denn jetzt? Ich brauche doch meine Sachen.” Gertrude war verzweifelt. Ihre Tochter Lisa beruhigte sie. In diesem Moment sahen sie ein einzelnes Gepäckstück auf dem schwarzen Förderband auf sie zufahren. Ein alter Lederkoffer, der genauso aussah wie der von Gertrud. “Da ist er ja”, rief sie erleichtert ihrer Tochter zu. Lisa hob ihn vom Band. In diesem Augenblick kam auch schon Hans mit schnellen Schritten auf sie zu und erzählte den beiden Frauen, dass das Flughafenpersonal den Frachtraum kontrolliert hatte. Ein alter Lederkoffer lag dort in einer Ecke.
Jetzt konnten die drei ihren Urlaub unbeschwert beginnen. Und sie genossen diese Ferienwoche sehr. Doch das ist eine andere Geschichte.
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