10. Im Sommerwald. Das Findelkind

Hans und Bello haben ein Rehkitz im hohen Gras gefunden. Aber wo ist seine Mutter? Lesen Sie heute das nächste Kapitel unserer Sommerwald-Geschichte.

Das Findelkind

Hans und Bello beobachteten eine ganze Weile das Rehkitz im hohen Gras. Sie verhielten sich ganz ruhig, aber die Mutter kam und kam nicht. Gegen Mittag knurrte Hans Magen und er sagte zu Bello: „Komm, lass uns erst einmal nach Hause gehen und etwas Essen. Grete wird sich auch Sorgen machen, wenn wir nicht schleunigst mal nach Hause kommen. Wir kommen später wieder und schauen dann noch einmal nach dem Kitz.“ Gesagt – getan. Hans und Bello gingen nach Hause, jeder aß mit gutem Appetit sein Essen – Hans Pellkartoffeln mit Quark und einem frischen Salat und Bello sein Hundefutter. Hans berichtete Grete von dem Rehkitz im hohen Gras und Grete sagte, sie wolle später mitgehen und evtl. sollten sie den Handkarren mitnehmen, falls die Ricke ihr Kitz verlassen habe.



Nach dem Mittagessen ruhten sich die beiden alten Leute aus, tranken dann noch eine Tasse Kaffee und gingen am späten Nachmittag mit dem Handkarren, in den sie eine alte Decke gelegt hatten, zusammen mit Bello in den Wald. Sie hatten den Hund mitgenommen, damit er evtl. das Kitz aufstöbern könnte, falls sie es im Gras nicht finden würden. Was Bello allerdings fand, war ein totes Reh am Ufer des Baches.
„Aha, das wird wohl die Mutter des Kitzes sein.“, vermutete Hans. „Da müssen wir später mal dem Förster Bescheid sagen.“

Auf der Lichtung angekommen, fanden sie das Rehkitz schnell, denn es lief aufgeregt im Kreis herum und rief nach seiner Mutter. „Ach, du armes kleines Ding!“, rief Grete. Sie nahmen das Kitz vorsichtig auf, legten es in den Handwagen und gingen mit dem Findelkind zurück zur Hütte.

Als Hans und Grete mit dem kleinen Reh die Hütte betraten, sprang Morle von seinem Platz auf der Ofenbank auf, machte einen Katzenbuckel und knurrte das kleine Reh böse an. Doch als der Kater feststellte, dass der Eindringling kaum größer als er selber war und von ihm auch keine Gefahr ausging, stolzierte er hoch erhobenen Hauptes nach draußen und legte sich in die Sonne.

Hans und Grete versuchten, dem kleinen Tier etwas verdünnte, warme Milch zu trinken zu geben, aber das Kitz war noch so klein, dass es noch nicht aus einem Napf trinken konnte. Da kam Grete die Idee, eine alte Flasche zu füllen und eine Socke darüber zu ziehen. Das funktionierte halbwegs. Das Kitz hatte sehr großen Durst und zog so heftig an der Socke, dass es diese abzog und die Milch auf dem Boden landete. „Ich glaube, ich habe noch irgendwo eine Spritze liegen. Da könnte man die Milch mit aufziehen und dem kleinen Kerl direkt ins Maul spritzen.“, Grete suchte die Spritze und die beiden versuchten diese Methode. Hans hielt das Kitz fest und öffnete sein Maul und Grete spritzte Milch ins Maul. Da nur sehr wenig Milch in die Spritze passte und die Hälfte der Milch nicht im Maul landete, war auch dieser Versuch, das Reh satt zu bekommen, sehr mühselig.

Irgendwann am Abend war keine Milch mehr da, dafür klebte aber der Fußboden. Das Kitz war völlig erschöpft und schlief auf der alten Decke unter dem Küchentisch ein. Und auch Hans und Grete waren sehr müde. Sie gingen früh ins Bett und wollten am nächsten Morgen das kleine Reh zum Förster, bzw. zum Tierarzt bringen.

Diese Sommergeschichten von Hans und Grete sind bisher bei Mal-alt-werden.de erschienen:

  1. Ein warmer Sommerabend
  2. Die Buche und ihre Mieter
  3. Die Fuchsjungen erkunden den Wald
  4. Das Abenteuer geht weiter
  5. Ein Mäuschen ist plötzlich allein
  6. Grete kocht Erdbeermarmelade
  7. Hans baut einen Meiler
  8. Feuer!
  9. Waldspaziergang mit Hund

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Monika

© by Monika Kaiser. Buchhändlerin, Betreuungskraft, Autorin bei Mal-alt-werden.de

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