Spielerisch gemeinsame Momente schaffen
Ein Interview über ein Spiel für Menschen mit Demenz
Lieber Herr Theurer, wir freuen uns sehr, Sie als Interviewpartner bei Mal-alt-werden.de begrüßen zu dürfen! Stellen Sie sich doch bitte kurz vor.
Ich bin einer von drei Freunden, die zusammen eine neue Art des Spielens verbreiten wollen: Das bewusste Spiel über Altersgrenzen hinweg.
Können Sie uns erzählen, wie es zu der Idee kam, ein Spiel für Menschen mit Demenz zu entwickeln? Welche Rolle spielt Ihr persönlicher Bezug zum Thema Demenz in Ihrer Arbeit?
Mein Freund Max hatte einen Opa auf der Demenzstation, und sie haben viel Zeit miteinander verbracht. Doch irgendwann wurde klar: Gespräche werden begrenzter, aber gemeinsame Zeit will man weiterhin gerne verbringen. Da kam die Idee der Loggos und öffnete Möglichkeiten für ehrlichen, beidseitigen Spaß am Spiel, die gerade bei Demenzpatienten sonst schwierig zu finden sind.
Sie betonen, dass ihr Produkt nicht kindlich wirken soll. Warum ist Ihnen das so wichtig?
Ein kindliches Produkt ist für Kinder ok, für Erwachsene aber abweisend, oder baut eine Hürde auf. Ein neutrales, oder eben nicht direkt kindliches Produkt hingegen wird von Kindern genau so gerne genutzt, ist aber auch offen für Erwachsene. Entscheidend ist die Einladung, der Aufforderungscharakter. Bei den Loggos entsteht von ganz allein ein kindliches Spiel, wenn Kinder spielen, ein konzentrierteres, vielleicht technischeres Spiel, wenn Erwachsene Spielen, und bei gemischten Gruppen eine Mischform – spannend, das immer wieder neu zu erleben.
Wie kann Spielen in Ihren Augen dazu beitragen, Kommunikation zu ermöglichen, wenn Worte nicht mehr reichen?
Wer mal mit einem anderen Menschen interagiert hat, der nur andere Sprachen spricht, weiß: Kommunikation funktioniert durchaus, Späße, Ängste, Emotionen werden spürbar, mitfühlbar, auch ohne Worte. So ähnlich erlebe ich es beim Spielen, es entstehen immer neue Situationen, auch Komik, die mal Erinnerungen weckt, mal Gemeinsamkeiten zeigt. Worte sind eine sehr verkopfte Art der Kommunikation, im Spiel entsteht eine einfachere, aber ebenfalls emotional befriedigende Kommunikation.
Gibt es Tipps, wie Betreuende Ihr Spiel einsetzen können?
Das hängt sehr von den SpielerInnen ab: Zunächst würde ich die Loggos einfach mal hinstellen und gar nicht viel erklären – auch, um nicht zu überfordern.
Manche brauchen eine Aufforderung, sind vielleicht auch ein bisschen kompetitiv? „Probier mal, ob du fünf Steine aufeinander bekommst!“. Wenn die ersten Steine fallen und der erste Schreck überwunden ist, können auch die Bauideen auf unserer Website für weitere Inspiration sorgen.
Das Spiel mit den Loggos entsteht im Spiel selbst, es gibt keine Verpflichtung, hoch oder schön zu bauen. Die Ideen kommen dann von ganz allein.
Sie stellen ihre Produkte zusammen mit einer Lebenshilfe in Deutschland her. Was bedeutet es für Sie, lokal und sozial zu produzieren?
Wir sind auf einem Bauernhof aufgewachsen, die direkte Nähe zu unseren Lieferanten, die Arbeit mit Holz, der ganze Prozess ist eine selbstverständliche, ja logische, natürliche Struktur. Warum sollte man es anders machen?
Gibt es Pläne für weitere Produkte oder Projekte für Menschen mit Demenz?
Die Welt der Loggos ist riesig und ihr Potenzial überrascht uns auch selbst noch. Wir arbeiten fleissig daran, sie besser zugänglich zu machen, insbesondere in der Therapie, aber auch in anderen Ländern: Denn die Loggos sind ja nicht an eine Sprache gebunden, sie funktionieren, wie oben schon erwähnt, auch als trans-linguales Verbindungs-Spiel.
Herzlichen Dank, Herr Theurer!







