Karl und Emil. Eine Liedergeschichte mit Kuckucksliedern

Singen Sie bei dieser Liedergeschichte an den angegebenen Stellen die erste Strophe des entsprechenden Kuckucksliedes. So fern die Gruppe es wünscht, kann auch das gesamte Lied gesungen werden. Stöbern Sie auch in unseren anderen Geschichten für Senioren .

Karl und Emil

Karl kam heute Mittag mit einem finsteren Gesichtsausdruck aus der Schule nach Hause. Als seine Mutter in fragte, was ihn so bedrückte, bekam sie keine Antwort. Karl ging in sein Zimmer und blieb dort einige Zeit. Seine Mutter kannte das schon. Und so wusste sie auch, dass Karl schon zu ihr kommen würde, wenn er ihr etwas erzählen wollte. Meist brauchte er nur ein wenig Zeit, um seine Gedanken zu ordnen.
Und so war es auch. Als seine Mutter gerade damit beschäftigt war, den Garten für die bevorstehenden ersten Frühlingstage vorzubereiten, kam Karl raus und setzte sich auf seinen Lieblingsplatz im alten Apfelbaum. Da dieser noch keine Blätter hatte, konnte er sich bequem auf den unteren Ast setzen. Er war der Dickste und Stärkste von allen. Wenn Karl nur so im Garten war, wenn er nachdenken musste oder er sich über etwas besonders freute, saß er immer dort und konnte in Ruhe seinen Gedanken nachgehen…



Auf einem Baum ein Kuckuck,
simsaladim bamba saladusaladim,
auf einem Baum ein Kuckuck saß.

Ohne dass seine Mutter ihn danach fragte, begann Karl zu erzählen. Sie hielt mit der Gartenarbeit inne und hörte ihm zu. Er hatte sich in der Schule furchtbar mit Emil gestritten. Emil war Karls bester Freund. Schon seit dem Kindergarten waren die beiden unzertrennlich, gingen durch dick und dünn. Nun war wohl wieder so ein Moment, in dem ihre feste Freundschaft auf die Probe gestellt wurde:
In der Schule gab es die Mathematik-Arbeiten zurück. Karl hatte eine bessere Zensur bekommen als Emil. Obwohl Emil den Unterrichtsstoff viel besser verstanden hatte als Karl. Karl sagte wohl so etwas wie, er habe Glück im Unglück gehabt, ein blindes Huhn findet auch mal ein Korn usw… Er erzählte weiter, dass er wohl erst zu spät bemerkt habe, dass Emil über seine eigene Zensur sehr enttäuscht und ihm gar nicht nach Scherzen zumute war. Doch da war es leider schon zu spät. Mit einem Mal flogen die Fetzen, und es wurden von beiden Dinge gesagt, die Karl für seine Mutter lieber nicht wiederholen wollte. Im Streit sind sie dann auseinander gegangen. Seine Mutter sah, wie Karls Augen feucht wurden, und er tat ihr in diesem Moment schrecklich Leid…

Der Kuckuck und der Esel,
die hatten einen Streit:
Wer wohl am besten sänge,
wer wohl am besten sänge
zur schönen Maienzeit,
zur schönen Maienzeit.

Sie überlegte dann und hatte einen Vorschlag: “Warum gehst Du nicht noch einmal zu Emil, und erzählst ihm das, was Du mir gerade erzählt hast – dass es Dir sehr Leid tut und dass Du in der Freude über Deine gute Zensur zu spät bemerkt hast, wie schlecht es Emil geht”. Karl brummelte etwas wie: er habe es doch schon versucht und das habe ja sowieso keinen Zweck mehr…
Doch schließlich überredete ihn seine Mutter, es noch einmal zu versuchen. Schließlich habe Emil nun auch ein wenig Zeit zum Nachdenken gehabt. Sie bereitete einen Rucksack mit Apfelschorle, Plätzchen und einer Picknickdecke für die Beiden vor. Ihrer Idee, mit Emil in den Wald zu gehen und ein Picknick zu machen, kam er gerne nach. Ein bisschen mulmig war ihm aber dennoch zumute. Er hoffte so sehr, dass Emil ihm verzeihen würde…

Kuckuck, Kuckuck, ruft’s aus dem Wald.
Lasset uns singen, tanzen und springen –
Frühling, Frühling wird es nun bald!

Am Abend kam Karl mit einem glücklichen Grinsen zurück nach Hause. Er umarmte seine Mutter fest und dankte ihr für das leckere Picknick. Dann erzählte er ihr, dass auch Emil sich bei ihm entschuldigt hatte und die Sache wohl schnell wieder gut gewesen und vergessen war. Im Wald hatten sie einen neuen Baum gefunden, auf dem sie wunderbar klettern konnten. Er sollte von nun an ihr Lieblingsbaum sein. Die Freude über die Freundschaft der Beiden überwog Gott sein Dank, sonst hätte sich Karls Mutter wahrscheinlich wieder Sorgen um die beiden gemacht. Tief im Inneren sagte sie sich aber: “Die beiden geben schon aufeinander acht! Und sie werden auch in diesem Jahr wieder gemeinsam einen wunderschönen, aufregenden Frühling erleben!”

Diese und viele weitere Liedergeschichten zu bekannten Volksliedern finden Sie in unserem Buch “Geschichten zum Vorlesen und Mitsingen”, das in Kooperation mit dem SingLiesel Verlag erschienen ist. Die Buchvorstellung dazu können Sie sich hier gerne ansehen.

Annika

© by Annika Schneider. Staatlich examinierte Ergotherapeutin, Chefredakteurin von Mal-alt-werden.de. Bücher von Annika Schneider finden Sie hier.

Das könnte dich auch interessieren …

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert