Entspannungsrunden für Senioren. Kitzelnde Gänseblümchen

In dieser Entspannungsrunde für Senioren stehen Gänseblümchen im Mittelpunkt. Hier finden Sie zahlreiche Ideen, Anregungen und ausgearbeitete Übungen für die Durchführung einer Entspannungsrunde mit Senioren. Gänseblümchen wecken in vielen von uns Kindheitserinnerungen. Bilder, Düfte, Gefühle – all das ist in der Erinnerung spürbar. Die Blüten der Gänseblümchen auf der Haut, das Kitzeln der Grashalme beim Gehen über eine mit Gänseblümchen verzierte Wiese…

Kommen Sie mit auf eine entspannende Reise in eine Welt voller Gänseblümchen und laden Sie die Senioren ein, für einen Augenblick in ganz besonderen Erinnerungen zu schwelgen.



Materialien:

Entspannungsmusik

Gänseblümchen (frisch gepflückt oder künstlich)

Bilder von Gänseblümchen

Schale mit Gras (selbst ausgesät, die Samen brauchen ungefähr zwei Wochen zum Wachsen)

Papierschnipsel in gelb und weiß (in einer großen Schale)

Servietten in Gelb und Weiß

Tücher in Gelb und Weiß

Bereiten Sie den Raum für die Entspannungsrunde vor. Legen Sie die mitgebrachten Materialien auf den Tisch und nutzen Sie die gelben und weißen Tücher, um den Tisch zu dekorieren.
Wählen Sie für Ihre Entspannungsrunde einen Raum, der möglichst ruhig ist (in dem also so wenig Störgeräusche wie möglich zu hören sind), eine Tür hat, die geschlossen werden kann und in den im besten Fall zwischendurch niemand hereinkommt. In manchen Einrichtungen ist das zum Teil schwierig zu realisieren, das ist uns bewusst. Sofern Sie aber die Möglichkeit haben, irgendwie Ruhe in Ihr Angebot zu bringen, nutzen Sie gerne das, was Ihnen zur Verfügung steht.

Einstieg

Entspannungsmusik

Begrüßen Sie die Senioren und laden Sie sie ein, mit Ihnen gedanklich eine Reise an einen ruhigen Ort zu machen. Alles, was schwer ist, darf für einen Augenblick beiseitegelegt werden. Warten Sie einen Moment, bis alle in Ruhe und bequem sitzen und ein wenig Stille eingekehrt ist. Beginnen Sie mit der Entspannungsmusik. Laden Sie die Senioren ein, der Musik zuzuhören und sich die mitgebrachten Materialien auf dem Tisch anzusehen. Lassen Sie die Musik etwa zwei bis drei Minuten laufen.

Lassen Sie sich im Anschluss erzählen, was die Senioren auf dem Tisch sehen. In Seniorengruppen, in denen dies nicht mehr möglich ist, beschreiben Sie als Gruppenleitung, was auf dem Tisch liegt. Beginnen Sie mit einer Runde, in der die Senioren die Gegenstände und Materialien benennen. Schließen Sie eine kurze Gesprächsrunde rund um die Gänseblümchen an. Hierbei haben Sie auch die Möglichkeit, die Bilder rum zu geben. Welche Erinnerungen werden bei den Senioren geweckt? Welche Erinnerungen und Gefühle rund um Gänseblümchen überschneiden sich bei den Teilnehmenden? Wenn nötig, begleiten Sie das Gespräch mit ein paar Fragen. Biografische Fragen rund um Erinnerungen an Gänseblümchen könnten beispielsweise sein:

  • Welche Erinnerungen haben Sie an Gänseblümchen? Wie hat sich das früher als Kind angefühlt, wenn Sie Gänseblümchen auf einer Wiese entdeckt haben? Gibt es einen Duft, der in der Erinnerung wieder auftaucht?
  • Erinnern Sie sich an das Gefühl von Gänseblümchenblüten auf der Haut?
  • Haben Sie früher auch die Blütenblätter der Gänseblümchen abgezupft um etwas abzuzählen? Wissen Sie noch, was Sie zum Beispiel abgezählt haben?
  • Haben Sie als Kind, Eltern oder Großeltern Blumenkränze mit Gänseblümchen gestaltet? Können Sie sich noch an das Gefühl erinnern, das Sie mit dieser Tätigkeit verbunden haben? Was haben Sie aus den Gänseblümchen hergestellt?
  • Wenn Sie viel im Garten gearbeitet haben, waren Gänseblümchen bestimmt nicht immer eine beliebte Entdeckung zwischen den Grashalmen auf der Wiese. Welche Erinnerungen haben Sie an die Momente, in denen Sie Gänseblümchen im Rasen entdeckt haben? Waren die kleinen Farbtupfer eine angenehme oder unbeliebte Entdeckung? Was war Ihnen in ihrem Garten wichtig?

Wahrnehmungsanregungen

Suchen Sie eine oder mehrere der folgenden Wahrnehmungsübungen für Ihre Begegnung aus, die zu den Ressourcen der teilnehmenden Senioren passen. Machen Sie den Umfang von den Bedürfnissen der Mitmachenden abhängig. Fragen Sie die Senioren, an was sie das Gesehene oder Gespürte erinnert und ob das Gespürte sich angenehm oder unangenehm anfühlt. Welche Art der Berührung mögen die Mitmachenden? Welcher Kontakt fühlt sich gut an? Können sie beschreiben und erzählen, warum?

  • die Gänseblümchen in die Hand nehmen und daran riechen (geht nur bei frisch gepflückten Gänseblümchen)
  • ein Gänseblümchen in die Hand nehmen und die Blüte über die Handinnenfläche der anderen Hand streichen, die Hände anschließend wechseln
  • mit der Blüte eines Gänseblümchens über den Handrücken einer Hand streichen, anschließend die Hand wechseln
  • über die Spitzen der Grashalme streichen, einmal mit der Handinnenfläche, einmal mit dem Handrücken
  • die Papierschnipsel mit einer Hand aus der Schale nehmen, den Arm etwas anheben und von oben wieder in die Schale rieseln lassen (was kann man sehen und hören)

Motorik und Kreatives

Schließen Sie ausgewählte Übungen rund um die Motorik und Kreativität an. Überlegen Sie, welche Übungen passen könnten und weder über- noch unterfordern. Machen Sie auch hier den Umfang von den Fähigkeiten der Senioren abhängig.

  • aus den Gänseblümchen einen kleinen Strauß zusammenstellen, je nach Ressourcen können Sie eine bestimmte Anzahl an Blumen für den Strauß vorgeben
  • die weißen Blüten der Gänseblümchen einzeln abzupfen (wenn mehrere Blüten auf einmal abgezupft werden, ist das nicht schlimm)
  • eine bestimmte Anzahl an weißen und/oder gelben Papierschnipseln aus der Schale heraussuchen, zum Beispiel vier weiße und vier gelbe, fünf weiße und zwei gelbe, drei weiße und sechs gelbe…, je nach Ressourcen)
  • die Gänseblümchen einzeln so in die Schale mit dem Gras stecken, dass es hinterher nach einer Gänseblümchenwiese aussieht
  • die Servietten auffalten und immer eine mit beiden Händen zusammenknüllen, einen gelben Serviettenball als Stempel in die Mitte legen und die weißen Serviettenbälle als Blütenblätter drumherum
  • um die Feinmotorik speziell zu schulen werden die gelben und weißen Papierschnipsel zu Kugeln geformt und die weißen Kugeln anschließend um eine gelbe herumgelegt
  • wenn feinmotorisch noch möglich, eine Blumenkette aus den Gänseblümchen knüpfen

 

Entspannungsgeschichte

Erklären Sie den Senioren, dass Sie sie in der Entspannungsgeschichte mit “Du” anreden, um eine größtmögliche Entspannung erreichen zu können. Laden Sie sie ein, gedanklich mit Ihnen auf eine Reise in die Natur zu kommen. Bitten Sie die Teilnehmenden, sich so bequem wie möglich hinzusetzen. Die Beine stehen nebeneinander auf dem Boden, der Rücken lehnt an der Stuhllehne. Die Arme dürfen locker im Schoß oder auf den Armlehnen liegen. Wer mag, darf die Augen schließen. Warten Sie vor dem Vorlesen einen Moment, bis es ruhiger geworden ist und alle bequem sitzen.

Stell dir vor, du bist auf einer großen Wiese. Um dich herum ist saftig grünes Gras, das in einem wunderschönen Sonnenlicht liegt. Das Grün ist ruhig und frisch zugleich. Es gefällt dir dort. Du fühlst dich wohl an diesem Ort. Deine Handflächen streichen vorsichtig über die Spitzen der Grashalme. Du spürst ein leichtes Kitzeln. Es ist ein ungewohntes, aber schönes Gefühl.

Um dich herum liegt der Duft von frischem Gras in der Luft. Du atmest ruhig und gleichmäßig. Es fällt dir leicht. Mit jedem Atemzug fällt mehr und mehr Schwere von dir ab. Für den Augenblick kannst du all die Schwere und alle Ängste beiseite legen. Du atmest ein … und aus. Ein … und aus. Ein … und aus.

Für einen Moment schließt du deine Augen. Das grün bleibt vor deinem inneren Auge bei dir. Du fühlst dich sicher und aufgehoben. Du atmest noch drei Mal ein .. und aus. Ein… und aus. Ein … und aus. Und öffnest deine Augen wieder. Auf der Wiese siehst du unzählige Gänseblümchen, die sich in Gruppen zusammengeschlossen und ihren Platz auf der Wiese gefunden haben. Sie leuchten in gelb und weiß zwischen dem saftigen Grün der Grashalme. Ein Farbenspiel, das du genießen darfst. Du streichst noch einmal vorsichtig über die Wiese und nimmst die weichen Blüten der Gänseblümchen zwischen den Spitzen der Grashalme wahr. Sie fühlen sich sanft und zart an. Du schaust auf die Wiese neben dir und siehst dir die Gänseblümchen genauer an. Du entscheidest dich für eine der Blumen und pflückst sie vorsichtig am unteren Teil ihres Stängels ab. Du drehst sie sanft zwischen deinen Fingern hin und her. Die weißen, zarten Blüten gehen in jede Richtung mit. Der gelbe Stempel bildet eine sichere Mitte. Ihre sichere Mitte. Eine feste Konstante, die sie sicher festhält.

Du streichst über die weißen Blütenblätter. Sie sind unglaublich weich. Du bist vorsichtig. Sie scheinen so zerbrechlich. Du schaust sie genauer an. Du siehst die kleinen gelben Punkte in ihrer Mitte. Die einzelnen weißen Fasern der Blütenblätter. Das große Ganze. Ihre Sanftheit und den gleichzeitig starken Zusammenhalt. Du bewunderst sie. Du lächelst.

Dein Blick schweift noch einmal über die grüne Wiese. Du bist ruhig in dir. Du bist sicher in dir. Du spürst eine wundervolle innere Zufriedenheit und bist dankbar für die Schönheit der Natur, an der du teilhaben darfst.

Du atmest ruhig ein… und aus. Es geht dir gut. Du fühlst dich wohl und getragen. Du bist zufrieden, ausgeglichen und entspannt.

Atemübung

Bitten Sie die Senioren, sich bequem hinzusetzen, die Beine stehen nebeneinander, die Unterarme liegen locker auf den Oberschenkeln oder den Armlehnen. Atmen Sie bewusst zusammen ein und aus. Beim Einatmen heben und öffnen Sie die Arme vor dem Körper. Atmen Sie durch die Nase tief ein und durch den Mund wieder aus. Wiederholen Sie die Übung mit den Senioren drei bis fünf Mal. Je nach Ressourcen der Teilnehmenden können sich die Arme bei jedem Einatmen ein wenig weiter öffnen.

Abschied

Verabschieden Sie sich von den Senioren. Bleiben Sie noch einen Moment mit ihnen in Kontakt und stehen Sie dafür bereit, schöne oder beschwerende Gefühle aufzufangen, die durch die Entspannung oder durch die Übungen aufkommende Erinnerungen wachgerufen werden.

Entspannungsgeschichten für Ihre Entspannungsrunden finden Sie auch in unserem Buch “Geschichten zum Entspannen”, das im Rahmen der Reihe SingLiesel Kompakt erschienen ist. Die Buchvorstellung dazu können Sie sich hier noch einmal ansehen.
In unserer Rubrik Einschlafgeschichten für Erwachsene finden Sie außerdem Geschichten zum Vorlesen, die ein zur Ruhe kommen ermöglichen sollen.

 

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Annika

© by Annika Schneider. Staatlich examinierte Ergotherapeutin, Chefredakteurin von Mal-alt-werden.de. Bücher von Annika Schneider finden Sie hier.

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