Eine impulsgestützte Kurzaktivierung zum Thema Meer

Ziel der impulsgestützen Kurzaktivierung bei Menschen mit Demenz ist das Wecken von Erinnerungen durch das Erzählen einer kleinen Anekdote oder Geschichte.
Die Teilnehmenden nehmen das Material während des Erzählens der Anekdote in die Hand, bzw. erspüren das Wasser und den Sand. So wird die Kurzaktiverung haptisch und visuell unterstützt.
Im Mittelpunkt steht nicht die Anekdote selbst, sondern das sich anschließende Gespräch.

Benötigtes Material:
Eine Wanne oder große Schüssel mit Sand und Muscheln
Eine große Schüssel mit Wasser



Anekdote:
Als ich noch ein Kind war fuhren wir in den Sommerferien immer ans Meer. Ich erinnere mich noch ganz genau, wie sehr ich mich im Voraus auf den Sand und die Wellen gefreut habe. Direkt nach unserer Ankunft gingen wir dann auch sofort zum Strand. Ich lief vorweg, gerade soweit, dass ich meine Eltern noch sehen konnte. Meine Schwester war immer an meiner Seite. Da sie jünger war, war sie nicht ganz so schnell wie ich, konnte aber mit den Jahren gut mithalten.
Im Sand angekommen setzten wir uns und zogen unsere Schuhe und die Strümpfe aus. Wir liebten es, den Sand unter unseren Fußsohlen und zwischen den Zehen zu spüren. Meine Schwester steckte ihren rechten Fuß tief in den Sand und zog ihn mit einem Mal wieder nach oben, so dass der ganze Sand durch die Luft gewirbelt wurde. Im Nu waren wir von oben bis unten voller Sand – was uns Kindern überhaupt nichts ausmachte. Lediglich unsere Mutter würde uns wahrscheinlich so nicht ins Haus lassen, das kümmerte uns aber in diesen Momenten auch recht wenig.
Wir liefen über den weichen Strand in Richtung Meer, bis wir endlich am Wasser angekommen waren. Das Wasser war kühl, der Sand fest, und dennoch sanken wir mit unseren Fußsohlen ein. Meine Schwester und ich ließen das Meerwasser unsere Knöchel umspielen. Es kitzelte und erfrischte zugleich. Immer wieder bewegten wir unsere Füße ein kleines bisschen und traten auf der Stelle, um nicht zu tief im Sand einzusinken. Wenn wir von einer etwas höheren Welle erwischt wurden, die unsere Waden erreichte, kreischten wir und liefen schnell in den trockenen Sand. Unsere Füße waren dann immer weiß gepudert und sahen aus wie Paniermehl, das man in die Kuchenform streut. Mit dem Zeigefinger ritzten wir kleine Muster in unsere panierte Haut – und liefen danach doch wieder ins Wasser um den Sand abzuspülen.
So konnten wir uns den ganzen Tag wunderbar beschäftigen. Wir sammelten Muscheln, schauten uns Quallen an, die an den Strand gespült wurden, stocherten mit Stöcken in herumliegenden Algen herum und bauten Sandburgen. Jedes Jahr war der Urlaub für uns Kinder viel zu kurz. Wir hätten das ganze Jahr hindurch am Strand spielen können. Zum Glück nahmen wir jeder immer einen Eimer mit gesammelten Muscheln mit nach Hause. So konnten wir uns die Wartezeit bis zum nächsten Sommerurlaub verkürzen…

Mögliche Themen für ein anschließendes Gespräch:
Reiseziele für den Sommerurlaub
Das Gefühl von Sand und Wasser auf der Haut
Sich an Regeln der Eltern halten
Große und kleine Geschwister

Annika

© by Annika Schneider. Staatlich examinierte Ergotherapeutin, Chefredakteurin von Mal-alt-werden.de. Bücher von Annika Schneider finden Sie hier.

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