Bierlaune und Schnapsidee. Eine 3-Minuten-Geschichte für Senioren.
Vor 10 Jahren hatte Irmgard eine Idee.
Wie jeden Tag, saß sie freitags noch im Büro und tippte Briefe für Ihren Chef ab. Sie kochte Kaffee. Sie heftete Papiere ab. Sie bediente das Telefon. Jeden Tag. Fünf Tage die Woche. Anders war es nur an Wochenenden. Samstag und Sonntag.
Obwohl sie ihre Arbeit als Sekretärin mochte, wünschte sie sich manchmal etwas anderes zu tun. Am Samstagabend traf Sie sich oft mit Annemarie. Annemarie war und ist Irmgards beste Freundin. Die beiden sitzen gerne zusammen auf der Terrasse und genießen ein kühles Bier.
So war es auch an diesem Samstag.
Irmgard zeigte Annemarie ihre neusten Näharbeiten. Wenn sie nicht arbeitete, nähte Irmgard. Aber keine Kleidung. Sie nähte Eierwärmer. Sie nähte Überzüge für Blumentöpfe. Sie nähte Kissenbezüge. Sie nähte Vorhänge. Sie nähte Taschen. Sie nähte alles, was das Leben ein bisschen schöner macht.
“Deine genähten Sachen sind so schön!”, staunte Annemarie “du solltest sie verkaufen.” “Das wäre schön”, stimmte Irmgard zu “ein kleiner Laden mit handgenähten Dekorationen für jede Lebenslage.” Und schon fingen die beiden Freundinnen an, sich den Laden auszumalen. Sie tranken mehr und mehr Bier und auch den ein oder anderen Kurzen. Mit jedem Glas wurden ihre Ideen konkreter, ihre Pläne handfester und ihr Enthusiasmus größer. Am Ende des Abends war es beschlossene Sachen: Die beiden würden gemeinsam ein Geschäft eröffnen.
Dieser Abend ist jetzt 10 Jahre her.
Heute gehe ich sehr gerne bei Irmgard und Annemarie vorbei. Sie haben ein halbes Jahr später den geplanten Laden eröffnet. Dort findet man Schönes, dass mit viel Liebe handgenäht wurde. Nicht viele Ideen, die in einer Bierlaune entstehen, werden in die Tat umgesetzt. Diese Idee war keine Schnapsidee. Wenn ich mir Irmgard und Annemarie heute angucke, wirken sie sehr zufrieden. Vielleicht sollten man Schnapsideen, die in einer Bierlaune entstehen ein bisschen ernster nehmen. Sonst entgeht uns vielleicht etwas.
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