Röstfrischer Kaffee. Entspannungsrunden für Senioren

Kaffee ist ein Genussmittel, das viele Seniorinnen und Senioren gerne trinken und/oder getrunken haben. Kaffee steht für Entspannung und Gemeinschaft, eine kleine Auszeit, den schnellen Wachmacher zwischendurch oder einen vertrauten Start in den Tag. Das Kaffeetrinken gehört für viele zu einem festen Ritual im Tages- oder Wochenablauf.
Rund um den Kaffee bieten sich zahlreiche Wahrnehmungsübungen an, da man ihn schmecken, riechen und die Bohnen und den Kaffeesatz bzw. das Kaffeepulver auch fühlen kann. Suchen Sie sich einige der Ideen für Ihre Entspannungsrunde aus und überlegen Sie, was gut zu den Teilnehmenden passt. Je nach Vorlieben, dem Interesse der Seniorinnen und Senioren und der jeweiligen Gruppenzusammensetzung können Sie die Materialien und Ideen immer wieder neu kombinieren und individuelle Gruppenstunden gestalten.



Material

• Entspannungsmusik
• Tücher in hellen und dunklen Brauntönen
• Kaffeebohnen
• Kaffeemühle
• Filterpapier
• Handfilter
• 1 Tasse pro Person (evtl. eine Kanne)
• heißes Wasser (Wasserkocher oder Topf mit Herd)
• alte Kaffee- oder Jutesäcke
• Löffel
• Schalen, groß und klein
• erkalteter Kaffeesatz, der nicht mehr heiß, aber noch feucht ist

Bereiten Sie den Raum für die Entspannungsrunde vor. Legen Sie die mitgebrachten Materialien auf den Tisch und nutzen Sie die braunen Tücher, um den Tisch ansprechend zu dekorieren. Vergewissern Sie sich für diese Entspannungsrunde vorab, dass die Seniorinnen und Senioren, für die Sie die Gruppenstunde gestalten möchten, gerne Kaffee trinken oder einen besonderen Bezug zu Kaffee haben. Es gibt auch Seniorinnen und Senioren, die zwar keinen Kaffee trinken, ihn aber gerne riechen und positive Erinnerungen mit dem Kaffeeduft verbindet. Für jemanden, der gar keinen Kaffee mag, wählen Sie ein anderes Thema.

Einstieg

Entspannungsmusik

Begrüßen Sie die Seniorinnen und Senioren und laden Sie sie ein, mit Ihnen gedanklich eine Reise an einen ruhigen Ort zu machen. Alles, was schwer ist, darf für einen Augenblick beiseitegelegt werden. Warten Sie einen Moment, bis alle ruhig und bequem sitzen und ein wenig Stille eingekehrt ist. Beginnen Sie mit der Entspannungsmusik. Laden Sie die Seniorinnen und Senioren ein, der Musik zuzuhören und sich die mitgebrachten Materialien auf dem Tisch anzusehen. Lassen Sie die Musik etwa 2 bis 3 Minuten laufen.
Fragen Sie im Anschluss, was die Seniorinnen und Senioren auf dem Tisch sehen. In Gruppen, in denen dies nicht möglich ist, beschreiben Sie selbst, was auf dem Tisch liegt.
Biografische Fragen

• Was verbinden Sie mit einer Tasse Kaffee?
• Wie wichtig war und ist Kaffee in Ihrem Leben?
• Gab es bestimmte Rituale rund um Kaffee, die Sie gelebt haben und leben?
• Haben sich Ihre Gewohnheiten und Vorlieben rund um Kaffee im Laufe des Lebens verändert?

Wahrnehmungsanregungen und Motorik

Wahrnehmungsanregungen rund um den Kaffee sind besonders vielfältig, leicht und dankbar umzusetzen. Wir haben einige Ideen und Übungen zusammengestellt und sie in die Sinne Riechen und Schmecken und Fühlen und Hören unterteilt. Sie können die Übungen beliebig und auch in variabler Reihenfolge auswählen und anbieten.
Kaffeebohnen haben zwar nur einen geringen Anteil an Fett, dieser lässt sich aber wunderbar wahrnehmen, wenn man die Hände in den Kaffeebohnen, im Kaffeepulver und im Kaffeesatz bewegt. Wer möchte, darf die Hände gerne im Anschluss an die Wahrnehmungs- und Motorik-Übungen so in der jeweiligen Substanz bewegen, dass die Öle noch intensiver von der Haut aufgenommen werden können.



In diesem Teil der Entspannungsrunden können Sie begleitend noch einmal näher auf die Sinneswahrnehmungen eingehen.
• An was genau erinnert der Duft und der Geschmack des Kaffees? Welche Gefühle gehen damit einher? Welche Bilder tauchen in den Erinnerungen auf?
• An was erinnert das Geräusch der Kaffeemühle oder das Gluckern der Kaffeemaschine oder das Tropfen des Kaffees in die Kanne oder Tasse?

Riechen und Schmecken

• Die Kaffeebohnen werden in die Hand genommen, um daran zu riechen.
• Eine einzelne Kaffeebohne wird zwischen Daumen und Zeigefinger gerieben und an der Bohne und den Fingern gerochen.
• Kaffeebohnen werden mit der Kaffeemühle gemahlen und an dem Kaffeepulver gerochen.
• Das Kaffeepulver wird mit dem heißen Wasser aufgegossen und an dem aufgebrühten Kaffee gerochen.
• Wer will, probiert den frisch aufgebrühten Kaffee (Achten Sie darauf, dass er nicht zu heiß ist).
• Wer will, kann an dem noch heißen Kaffeesatz riechen (Achten Sie auf ausreichend Abstand oder lassen sie den Kaffeesatz etwas abkühlen, sodass er nur noch warm ist.)
• Der erkaltete Kaffeesatz wird zwischen den Fingern gerieben und an dem Kaffeesatz und den Fingern gerochen.

Fühlen und Hören

Setzen Sie für die Übungen Fühlen und Hören und Motorik und Konzentration Kaffeebohnen ein, die hinterher nicht mehr verwendet werden. Das könnten zum Beispiel Bohnen sein, die schon etwas älter sind.
• Die Teilnehmenden tauchen mit den Händen in die Kaffeebohnen ein und bewegen die Finger, sie schließen und öffnen die Hände.
• Die Teilnehmenden nehmen mit beiden Händen Kaffeebohnen aus der Schale und lassen die Kaffeebohnen langsam aus den Händen rieseln.
• Die Teilnehmenden nehmen jeweils mit der rechten und der linken Hand einzeln Kaffeebohnen aus der Schale und lassen sie langsam zurück in die Schale rieseln.
• Die Kaffeebohnen werden in der Kaffeemühle gemahlen.
• Das Kaffeepulver wird in eine Schale gegeben und zwischen den Fingern gerieben.
• Die Hände werden in das Kaffeepulver getaucht und darin bewegt.
• Kaffeepulver wird aus der Schale genommen und zwischen den Fingern bewegt, sodass das Kaffeepulver wieder in die Schale rieselt.
• Die Teilnehmenden legen eine Hand in die Schale mit dem Kaffeepulver und lassen mit der anderen Hand Kaffeepulver auf ihren Handrücken rieseln (bei Bedarf übernehmen Sie das).
• Die Teilnehmenden tauchen die Hände in eine Schale mit erkaltetem, aber noch feuchtem Kaffeesatz und bewegen die Finger langsam hin und her.
• Die Teilnehmenden legen eine Hand in eine Schale mit erkaltetem Kaffeesatz, mit der anderen Hand geben sie so viel Kaffeesatz darüber, dass die liegende Hand ganz bedeckt ist.

Motorik und Konzentration

Je nach Ressourcen der teilnehmenden Personen bieten sich auch in Entspannungsrunden kurze Einheiten zur Motorik und Konzentration an. Mit Kaffeebohnen können Sie zum Beispiel folgende Übungen anbieten:
• Die Kaffeebohnen werden mit einem Löffel aus einer Schale in eine andere Schale gefüllt.
• Die Kaffeebohnen werden etwa gleichmäßig aus einer großen Schale in mehrere kleine Schalen aufgeteilt.
• Die Kaffeebohnen werden einzeln mit den Fingern aus der Schale genommen und Päckchen in einer vorgegebenen Anzahl gelegt (zum Beispiel 5 Päckchen à 5 Bohnen, 3 Päckchen à 10 Bohnen, 10 Päckchen à 4 Bohnen usw., je nach Ressourcen der Teilnehmenden).
• Mit den Kaffeebohnen werden einfache Formen oder Symbole gelegt (Viereck, Dreieck, Haus, Herz, Spirale, gerade Linien, Kreis …).

Entspannungsgeschichte

Erklären Sie den Seniorinnen und Senioren, dass Sie sie in der Entspannungsgeschichte mit „Du“ anreden, um eine größtmögliche Entspannung zu erreichen. Laden Sie sie ein, gedanklich mit Ihnen auf eine Reise in die Natur zu kommen. Bitten Sie die Teilnehmenden, sich so bequem wie möglich hinzusetzen. Die Beine stehen nebeneinander auf dem Boden, der Rücken lehnt an der Stuhllehne. Die Arme dürfen locker im Schoß oder auf den Armlehnen liegen. Warten Sie vor dem Vorlesen einen Moment, bis es ruhiger geworden ist und alle bequem sitzen.

Stell dir vor, du sitzt an einem herrlichen Morgen auf einem Stuhl in einem wunderschönen Garten. Es ist noch früh und es herrscht eine angenehme Stille um dich herum. Nur ein paar Vögel zwitschern von den Bäumen herab, die in der Nähe stehen. Du hast eine Tasse frisch aufgebrühten Kaffee in deiner Hand, dessen Duft dich angenehm umhüllt. Du genießt die laue und gleichzeitig frische Luft um dich herum und atmest tief und gleichmäßig ein – und aus. Ein – und aus. Ein – und aus.
Du nippst vorsichtig an deiner Tasse. Der Kaffee ist gerade richtig, er ist nicht zu heiß und hat genau die richtige Temperatur, bei der er dir schmeckt. Du genießt den Geschmack, der sich langsam und intensiv auf deiner Zunge und in deinem Gaumen ausbreitet. Du spürst, wie der Kaffee langsam deinen Hals hinunterfließt und die Wärme in deinem Bauch ankommt. Es ist ein wohliges Gefühl, das du mit allen Sinnen genießen darfst. Es tut dir gut. Du spürst diesem Gefühl einen Augenblick nach, ehe du den nächsten Schluck nimmst.
Dein Blick schweift durch den Garten. Es ist ein friedlicher Anblick. Du spürst, wie auch die Pflanzen langsam aus der Nacht erwachen und vorsichtig in den Tag gehen. Die Sonne scheint noch ganz sanft von einem fast wolkenlosen Himmel herab. Du bist in der Ruhe in dir mit der Ruhe der Natur vereint. Der Kaffee, dessen Duft und Geschmack du genießen darfst, gibt dir zugleich Kraft und ein wohliges Gefühl der Entspannung. Alles ist friedlich. Du fühlst dich wohl.
Du kannst frei und unbeschwert atmen. Dein Atem fließt gleichmäßig und leicht durch dich hindurch. Du trinkst noch einen Schluck frischen Kaffee und lehnst dich bewusst zurück. Dein Rücken wird sicher von der Lehne hinter dir gehalten. Du bist sicher gehalten. Du fühlst dich aufgehoben und beschützt. Der Kaffee tut dir gut. Sein Duft lässt dich in wohligen Erinnerungen schweben und alle schönen Gefühle in dir aufleben, die du mit ihm verbindest. Du spürst ein Lächeln, das sich über deine Wangen legt.
Du nimmst noch einen Schluck Kaffee. Deine Blicke schweifen durch den friedlichen Garten im sanften Schein der Sonne.
Du bist zufrieden und fühlst dich wohl. Du bist ausgeruht und entspannt und gehst mit Kraft und einem guten Gefühl in deinen Tag.

Atemübung

Bitten Sie die Seniorinnen und Senioren, sich bequem hinzusetzen, die Beine stehen nebeneinander, die Unterarme liegen locker auf den Oberschenkeln oder den Armlehnen. Atmen Sie bewusst zusammen ein und aus. Beim Einatmen heben und öffnen Sie die Arme vor dem Körper. Atmen Sie durch die Nase tief ein und durch den Mund wieder aus. Wiederholen Sie die Übung 3- bis 5-mal. Je nach Ressourcen der Teilnehmenden können sich die Arme bei jedem Einatmen ein wenig weiter öffnen.

Abschied

Verabschieden Sie sich von den Seniorinnen und Senioren. Bleiben Sie noch einen Moment mit ihnen in Kontakt und stehen Sie dafür bereit, schöne oder auch schwere Gefühle aufzufangen, die durch die Entspannung oder durch die in den Übungen aufkommenden Erinnerungen wachgerufen werden. Geben Sie Ihre Beobachtungen anschließend mit ins interdisziplinäre Team, sodass auch im Nachhinein eine Begleitung sichergestellt wird.

 

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Annika

© by Annika Schneider. Staatlich examinierte Ergotherapeutin, Chefredakteurin von Mal-alt-werden.de. Bücher von Annika Schneider finden Sie hier.

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