Sonntagsessen im März – Eine Bewegungsgeschichte zum Thema Kochen
Bei dieser Bewegungsgeschichte für Senioren und Menschen mit Demenz geht es um das Thema Kochen. Die Senioren sitzen in einem Stuhlkreis. Immer wenn in der Geschichte bewegliche Körperteile, wie z.B. Arme, Hände, Füße, der Kopf, Beine, Zehen, Finger…, vorkommen, werden diese von den Teilnehmern bewegt. Auf nicht-bewegliche Köperteile, wie Augen, Mund, Haare, Nase, Hals, Ohren…zeigen die Senioren mit dem Finger.
Sonntagsessen im März
Am ersten Sonntag im März kommt immer die ganze Familie zum gemeinsamen Bratenessen zusammen. Immer wenn ich den Termin auf dem Kalenderblatt mit meinen Augen sehe, freue ich mich so sehr, dass ich die Arme in die Luft strecken könnte. Am Freitag vor dem Sonntag gehe ich mit meinen Beinen immer beschwingt auf den Wochenmarkt. Voller Leichtigkeit ziehe ich den Einkaufswagen mit meinen Armen hinter mir her. Ich packe mit meinen Händen Gemüse, Kartoffeln, Fleisch und frische Blumen ein und ziehe sie hinter mir her. Meine Füße laufen beschwingt nach Hause.
Zuhause angekommen laufe ich mit meinen Beinen die Kellertreppe hinunter und sortiere die Sachen mit meinen Händen ins Regal ein. Voller Vorfreude in meinem Gesicht warte ich auf den Samstag. Mein Mann sagt immer, dieses Glück in meinen Augen sehe er sonst nur an Weihnachten und an Geburtstagen. Und angeblich hätte ich auch rote Wangen und Ohren…
Am Samstag hole ich mir mit Hilfe meiner Arme, Hände und Beine alle Zutaten aus dem Keller in die Küche. Mit meiner linken Hand öffne ich die Kühlschranktür und hole mit der rechten Hand die Butter heraus. Zwischendurch drehe ich immer wieder den Kopf und schaue mit meinen Augen ins Rezeptbuch – obwohl ich das eigentlich nicht mehr brauche. Aber meine Stirn sagt mir: Lieber einmal zu viel als einmal zu wenig schauen, damit ich ganz sicher nichts vergesse!
Meine Hände schneiden wie von selbst Kartoffeln, Zwiebeln und den Rotkohl klein. Meine Arme sind den ganzen Tag mit Rühren beschäftigt und die Füße laufen zwischen Herd, Backofen und Kühlschrank hin- und her. Wenn ich das Fleisch für den Braten in der Pfanne anbrate läuft mir schon das Wasser im Mund zusammen. Und meine Nase ist von all den Gerüchen in der Küche verzaubert. Zwischendurch probiere ich den Teig für die Kartoffelklöße vorsichtig mit meiner Zunge – auch der ist Gott sei Dank wieder gelungen. Der Rotkohl ist schon eingekocht. Ihn würze ich jetzt noch linker Hand – rechter Hand mit Salz und Pfeffer und bringe ihn dann mit meinen starken Armen und flinken Füßen in den Keller zum durchziehen.
Der Kloßteig wartet auch bis morgen. Dann forme ich mit meinen Fingern die beliebten Kartoffelklöße, davon können die Münder meiner Enkelkinder gar nicht genug bekommen. Und erst die Bratensoße, die ist so schnell weg, so schnell können meine Augen gar nicht gucken! Ich hoffe, das Fleisch wird uns auf der Zunge zergehen…
Jetzt muss ich mich mit meinem Po aber erst einmal auf die Küchenbank setzen und eine Tasse Kaffee trinken. Eine kurze Pause muss sein, sagt mein Mann immer mit seinem fürsorglichen Gesicht. Er schlürft mit seinen Lippen eine Tasse mit.
Nach der Pause decken wir gemeinsam mit Händen und Füßen den Tisch. Unsere Beine laufen zwischen Küche und Esszimmer hin- und her. Zu guter Letzt schneide ich mit der Schere zwischen meinen Fingern noch die Blumen zurecht und stelle sie mit meinen Händen in eine Vase. Fertig!
Ich freue mich sehr auf unser Familienessen morgen und hoffe, dass sich alle die Bäuche danach reiben werden…