Ostergeschichten für Senioren: Das große Eierfärben

In der folgenden Ostergeschichte geht es um Leni, die eine gute Idee für ihre eigenen Hühnereier hat.

Das große Eierfärben

Leni schaute wie an jedem Tag aus dem Fenster. Seitdem ihre Kinder aus dem Haus ausgezogen waren und ihr Mann nicht mehr lebte, fühlte sie sich sehr einsam. Das Schauen aus dem Fenster half ihr, die Einsamkeit zu vergessen. Nur zu gern beobachtete sie all die Kinder, die morgens zur Schule liefen. Die Grundschule der Stadt befand sich gleich gegenüber von Lenis Haus. Ein Lächeln machte sich auf Lenis Gesicht breit, wenn sie die Kinder beim fröhlichen Fangen und Spielen beobachtete.



Lenis Freunde besuchten sie einmal in der Woche. Beim gemeinsamen Kochen und Backen kamen ihre eigenen Eier gut an. Denn hinten im Garten ihres Hauses hatte Leni einen eigenen Hühnerstall. Die Hennen versorgten sie jeden Tag aufs Neue mit frischen Eiern. Oftmals waren es so viele Eier, dass sie gar nicht alle essen konnte. Selbst ihre Freunde konnten nicht alle Eier aufbrauchen, sodass sie immer wieder einige Eier kochte. Das war eine gute Methode, um die Eier lange haltbar zu machen. Schließlich machten es bereits die alten Mönche im Mittelalter auf diese Weise, um in der Fastenzeit die Eier zu konservieren. Denn obwohl es heute erlaubt ist, in der Fastenzeit Eier zu verzehren, war es in der früheren Zeit nicht Sitte. Damit die Mönche die gekochten von den frischen Eiern unterschieden konnten, färbten sie sie mit grünen Gräsern, roter Bete oder Spinat ein. Aus dieser Tradition heraus entstand der Brauch, die Eier vor Ostern zu färben.

Leni schmunzelte, als sie sich an diesen geschichtlichen Hintergrund erinnerte. Ihr Mann liebte es, ihr solche Dinge zu vermitteln. Beim Kneipenquiz spielte er regelmäßig mit und verbesserte auf diese Weise sein Allgemeinwissen. Davon profitierte auch Leni, die die Geschichten an ihre Freunde weitertrug.

Eines Tages ging Leni an der Grundschule vorbei, um auf den Markt zu gehen. Dabei fiel ihr ein Plakat auf: “Ihre Mithilfe ist gefragt: Die Schülerinnen und Schüler der Rotbachstraße möchten gemeinsam mit Ihnen ein vergnügliches Osterfest gestalten. Bei Interesse melden Sie sich unter der folgenden Rufnummer…”.

Leni dachte daran, wie viel Spaß sie mit den Kinder haben würde. Und dann fielen ihr die gekochten Eier in ihrem Keller ein. Es traf Leni wie ein Geistesblitz: “Genau, warum malen wir nicht alle Eier an?”

Mit ihrer Idee im Gepäck machte sich Leni zur Schulleitung auf. Dankend nahm die Rektorin das Angebot an. Am kommenden Sonntag war es dann soweit: Leni kam mit ihren drei Freunden und den gekochten Eiern zum Schulhof, wo bereits aufgeregte Kinder, Eltern und die Rektorin warteten. Große Töpfe mit natürlichen Zutaten standen bereit. Das große Eierfärben konnte beginnen. Nachdem die gefärbten Eier getrocknet waren, durfte jedes Kind ein Ei bemalen.

Leni ging es schon lange nicht mehr so gut wie an diesem Tag. Von nun an grüßten sie die Kinder herzlich auf ihrem Schulweg oder sie kamen ab und an mal vorbei, um ihr beim Einsammeln der Eier im Hühnerstall zu helfen.

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