Frühjahrsputz – Eine Alltagsgeschichte zum Vorlesen
Geht es Ihnen auch so? Sobald im Frühling die Sonne scheint und den Staub vom Winter ans Licht bringt, juckt es in den Fingern und es muss geputzt werden. Wir haben heute eine Kurzgeschichte für die Senioren aus dem Alltag zum Vorlesen und Erinnern eingestellt.
Frühjahrsputz
Ursel saß am Frühstückstisch, trank noch den letzten Schluck Kaffee und legte die Tageszeitung zur Seite. Die Sonnenstrahlen bahnten sich einen Weg in die Küche und leuchteten die Ecke neben dem Küchenschrank aus. Ursel bekam einen Schreck und schaute genauer hin: Spinnweben hangelten sich von der Decke und Wollmäuse tummelten sich auf dem Boden. Auch der Blick zum Fenster sagte alles: Schlieren, Streifen und Schmutz behinderten Ursels Blick nach draußen.
Jetzt war es also soweit: Der jährliche Frühjahrsputz musste begangen werden. In den dunklen Wintermonaten verbargen sich Staub und Spinnweben. Doch nun im Frühling schien wieder eine helle Sonne und der Dreck kam ans Licht.
Ursel stellte das Frühstücksgeschirr in die Spüle, band sich ein Kopftuch und eine alte Schürze um und schnappte sich Staublappen und Wedel.
Nun wurde über, hinter und unter Schränken, Kommoden, Sofas und Sesseln gewienert und geschrubbt, so dass der Staub nur so flog. Mit dem Wedel feudelte Ursel Zimmerdecken und Zimmerecken und Wände – Spinnweben hatten keine Chance. Mit Möbelpolitur wurden die guten Holzmöbel auf Hochglanz gebracht und mit Seifenlauge die Polstermöbel abgeseift.
Dann schleppte Ursel die Läufer nach draußen und wuchtete sie über die Teppichstange im Garten. Mit viel Schwung sauste der Teppichklopfer auf die Läufer nieder, dass der Staub nur so flog. Natürlich hatte Ursel auch einen Staubsauger, aber einmal im Jahr wurden die Teppiche richtig ausgeklopft.
Mit Bohnerwachs erstrahlten die Böden wieder in altem Glanz und waren so glatt, dass Ursel fast ausgerutscht wäre.
Jetzt brauchte sie aber zunächst eine Pause. Ursel wärmte sich eine Suppe auf, die sie eingefroren hatte, und aß noch einen Apfel zum Nachtisch. Eigentlich hielt sie ja immer ein kurzes Mittagsschläfchen, aber heute fand sie keine Ruhe dafür. Es kribbelte in ihren Fingern und sie wollte unbedingt weiterputzen.
Ursel füllte warmes Wasser in einen Eimer, tat einen Schuss Essig hinzu und nahm das Fensterleder. Bald strahlten nicht nur die Fensterscheiben im neuen Glanz, nein – wenn schon, denn schon – wusch Ursel auch gleich noch die Jalousien und Heizkörper sauber.
Als Ursel das letzte graue Wischwasser weggoss, seufzte sie laut. Uff, das war ganz schön anstrengend! Müde setzte sie sich auf den Küchenstuhl und trank eine schöne Tasse Kaffee. Zufrieden blickte Ursel sich um: Keine Spinnweben mehr und auch keine Wollmäuse. Alles glänzte und blinkte!
Morgen würde sie noch die Betten abziehen und waschen. Sie könnte auch noch die Gardinen abnehmen und waschen. Und die Tischdecken hatten auch hier und da Flecken. Ach, die Bücher müssten unbedingt mal ausgeklopft werden. Wie lange war es eigentlich her, dass sie die Schränke von innen geputzt hatte? Und auch im Kleiderschrank könnte sie mal so richtig ausmisten und …
Gut, dass das Frühjahr jetzt erst anfing – es gab so viel zu tun!
Und Ursel war dankbar, dass immer neue Aufgaben auf sie warteten!