Albert und die Straßenbahn – Eine 3-Minuten-Geschichte zum Thema Berufe
Albert war Zeit seines Lebens Straßenbahnfahrer gewesen. Schon als er vier Jahre alt war wusste er, was er werden wollte. Mit 16 machte er seine Ausbildung und fährt seitdem, das sind nun auch schon mehr als 45 Jahre, fast jeden Tag durch die Stadt. Krank war er fast nie.
Albert kennt jede Ecke und jeden Winkel entlang des Schienennetzes. Er kennt die Leute, die morgens zur Arbeit fahren und abends wieder heim kommen. Er kennt die Mütter mit den Kinderwagen, die einkaufen oder zur Krabbelgruppe fahren, und natürlich auch die Schulkinder. Sie begleitet er besonders gerne in die Schule. Wenn er ihnen beim erzählen zuhört oder sieht, wie sie schnell ihr Pausenbrot verdrücken, weil sie während der Pausen keine Zeit dazu gehabt haben, denkt er immer an seine eigene Schulzeit zurück. Er ist gerne in die Schule gegangen, auch wenn es dort manchmal sehr streng zuging. Aber er hat dort immer seine Freunde getroffen, hat mit ihnen erzählt, auf dem Schulhof Fangen oder Verstecken gespielt, und durfte sich auch nachmittags nach den Hausaufgaben mit ihnen treffen.
Wenn seine Straßenbahn mit Schulkindern gefüllt ist fühlt er sich auch noch einmal jung – mein Gott, wie schnell die Zeit vergeht! Heute ist Albert selbst schon Opa, sein Enkel Timm ist im Sommer in die Grundschule gekommen.
Und er fährt immernoch gerne mit seiner Straßenbahn durch die Stadt. Ans Aufhören denkt er noch lange nicht. Jeden Abend, wenn er von der Arbeit nach Hause kommt, erzählt er seiner Frau von seinem Tag. Dann sitzen sie gemeinsam am Abendbrottisch und schlürfen ihre Suppe oder essen ein Brot. Und obwohl seine Frau nur selten mit der Straßenbahn fährt, kennt auch sie durch Alberts Erzählungen die Gegebenheiten der Strecke, die Veränderungen, die sich in den Jahren an den Gebäuden ergeben haben, und natürlich die Geschichten der Leute, die sie ihm manchmal erzählen.
Sie ist froh, dass ihr Mann so glücklich mit seiner Arbeit ist. Am heutigen Abend kann sie ihm noch eine besondere Freude machen: Timm, ihr Enkelkind, ist zum Spielen und Essen gekommen. Und Timm erzählt seinem Opa, dass er später auch Straßenbahnfahrer werden möchte – sowie Opa Albert!
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