Aktivierungstipps und Bücher für die Betreuung

Autorin Anja Stroot im Gespräch

Hallo Frau Stroot, vielen Dank, dass Sie sich bereit erklärt haben uns dieses Interview zu geben. Vielleicht können Sie sich als erstes kurz vorstellen…
Mein Name ist Anja Stroot. Ich wurde 1970 im Münsterland geboren, wo ich auch heute noch mit meiner Familie lebe. Seit vielen Jahren ist das Schreiben und Fotografieren eine große Leidenschaft von mir. 2008 reichte ich ein, ursprünglich für meinen Sohn geschriebenes, Kinderbuchmanuskript bei einem Wettbewerb ein, wo wir die Veröffentlichung als Buch gewannen. Seitdem befasse ich mich intensiv mit dem Buchmarkt, dem Bücherschreiben und greife dabei gerne nachvollziehbare Wünsche meiner Leser/innen auf. Damit wurde der Grundstein für weitere Bücher gelegt. Mir liegt die Leseförderung bei Kindern sehr am Herzen, so dass ich neben Kinderbüchern auch Arbeitsmaterialien für Grundschulen (auch interaktive Bücher) schreibe. Genauso wichtig ist es mir aber auch, kleine Glücksmomente in den Pflegealltag zu zaubern. Daher schreibe ich sehr gerne Bücher für Senioren, die Altenpflege und für Menschen mit Demenz. Alle Bücher von mir werden vor der Veröffentlichung von verschiedenen Testlesern geprüft, so dass ich mir immer sicher sein kann, dass diese auch grundsätzlich funktionieren und ankommen. Über Rückmeldungen / Rezensionen zu meinen Büchern freue ich mich immer ganz besonders.

Einige Ihrer Veröffentlichungen können bei der Betreuung von Menschen mit Demenz helfen. Was berücksichtigen Sie, wenn Sie Material für diese Zielgruppe erstellen?
Die Texte und einzelnen Sätze dürfen nicht zu lang sein. Sie müssen leicht verständlich sein und gut lesbar. Ich wähle ausschließlich neutrale oder positive Themen aus, die die Erinnerung ansprechen. Auch hier profitiere ich von der Zusammenarbeit mit einigen Testlesern / Altenpflegeeinrichtungen, die mir wertvolle Rückmeldungen geben. Letztendlich muss man jedes Buch für sich betrachten und schauen, ob das Gesamtkonzept für die Zielgruppe grundsätzlich passt. Ob es dann für das jeweilige Gegenüber auch geeignet ist, ist immer eine Einzelfallentscheidung, die sorgfältig abgewogen werden muss.

Können Sie unseren Lesern drei Tipps geben, was bei der Aktivierung von Menschen mit Demenz besonders wichtig ist?
Vor der Aktivierung von Menschen mit Demenz sollte immer sehr genau geprüft werden, entsprechend der jeweiligen Situation Ihres Gegenübers, welche Aktivierung und Anregung bei welcher Person geeignet erscheint. Denn es gibt immer eine Menge zu berücksichtigen z. B. könnten einige Themen zu starken Emotionen führen, ggf. muss erst eine ärztliche Unbedenklichkeitserklärung eingeholt werden, Allergien und Vorerkrankungen sind zu beachten, insbesondere wenn es um den Verzehr von Lebensmitteln geht. Aktuell ist auch die Hygiene noch wichtiger denn je. Jede Aktivierung ist also eine Einzelfallentscheidung, die im Vorfeld verantwortungsvoll abgewogen werden sollte.

Gegenstände, an denen sich Ihr Gegenüber verletzen kann, lassen Sie nie unbeaufsichtigt und nehmen diese nach der Aktivierung unbedingt wieder mit.

Auf Büchern sollte ggf. das Wort „Demenz“ abgeklebt oder mit einem Buchumschlag überdeckt werden, da einige Betroffene empfindlich darauf reagieren.

Wie können unsere Leser versuchen, im alltäglichen Umgang mit Menschen mit Demenz, Gesprächsimpulse zu setzen?
Am besten funktionieren in der Regel die Gesprächsimpulse, die die Interessen Ihres Gegenübers von früher ansprechen. Kindheits- und Jugenderinnerungen, alte Schlager, Volkslieder, Sprichwörter kann man, wo sich gerade die Gelegenheit bietet, prima mit einbinden. Denn daran können sich Menschen mit Demenz häufig erinnern. Meine Bücher mit Gesprächsimpulsen und Aktivierungsideen decken ganz verschiedene Themenbereiche ab und bieten dahingehend viele neue Ideen, die jederzeit zwischendurch eingesetzt werden können. Zudem gibt es viele Bildimpulse dazu. Bildimpulse können z. B. auch alte Fotos von früher sein, Bildbände oder Postkarten.

Können Sie eine kleine Geschichte erzählen, die verdeutlicht, wie Ihre Bücher in der Praxis angenommen werden?
Ich verfolge mit großer Spannung die Rezensionen zu meinen Büchern. Besonders schön fand ich, als jemand berichtete, dass eine üblicherweise schweigende Kaffeerunde durch mein Buch plötzlich lebhaft erzählte. Einer schrieb, dass sich mit dem Buch das Gespräch von ganz alleine in der Gruppe ergab, so dass er das Gespräch nur noch lenken musste. Andere berichten von ganz wundervollen persönlichen Momenten in der häuslichen Pflege, wo Menschen mit Demenz sich plötzlich wieder erinnern, lachen und erzählen. Einmal wurde berichtet, dass eine demenzkranke Frau den nächsten Tag nicht abwarten konnte, weil sie sich so sehr auf den erneuten Einsatz des Buches freute. Aus einer Altenpflegeeinrichtung wurde mir z. B. zurückgemeldet, dass das Buch „Wo tanzt der Bär?“ (mit Tierbildern) auch gut bei stark dementiell veränderten Personen ankam, die versuchten den Affen nachzumachen und selbst darüber herzhaft lachen mussten. Ein Betreuer aus der Altenpflege empfahl mein Buch „Männer aktiv“ jedem der im Seniorenbereich mit Männern arbeitet weiter und bezeichnete es als „Fundgrube“, die mit wenigen zusätzlichen Mitteln in der Aktivierung auskommt. Nach einer Lesung (aus dem Buch Leselust für 50 plus!), in der ich die Geschichte „Oma Rosa im Chat“ vorgestellt hatte, sprach mich eine ca. 80-jährige Dame an und war so begeistert, dass sie nun von mir die genaue Erklärung einforderte, wie das mit dem „Chatten“ funktioniert, denn sie wollte das auch unbedingt probieren.

Jede einzelne Rückmeldung interessiert mich und viele davon berühren mich wirklich sehr. Das ist der „Erfolg“, nach dem ich so oft gefragt werde, nicht der Platz in der Bestsellerliste. Genau das ist es, das Wissen einen Glücksmoment ermöglicht zu haben, der mich ermutigt weiterzuschreiben.

Ich möchte gerne noch den Hinweis auf die Plattform www.lovelybooks.de geben, wo sich viele verschiedene Rückmeldungen zu jedem einzelnen Buch von mir befinden und auch regelmäßig Buchverlosungen von mir stattfinden.

Vielleicht können Sie an dieser Stelle Ihre Bücher für Senioren und Menschen mit Demenz jeweils mit einem Satz vorstellen….

Leselust für 50 plus! Heitere Kurzgeschichten für schöne Stunden:* Eine bunte Mischung leicht lesbarer, heiterer Geschichten (in Großschrift) für zwischendurch, die über außergewöhnliche Situationen des Alltags erzählen und gerne als Geschenk genommen werden.

Alltägliches, 5-Minuten-Vorlesegeschichten für Menschen mit Demenz:* 19 heitere Geschichten zum Vorlesen, Schmunzeln und gemeinsamen Plaudern mit Anschlussfragen zu jeder Geschichte sowie Aktivitäten, die zur Bewegung auffordern oder die Sinne ansprechen, zum Anknüpfen und Vertiefen.

Alltagsmenschen laden ein, 30 Bildkarten zum Erinnern und Sprechen für die Demenzbetreuung:* 30 Fotos von sympathisch-menschlichen Skulpturen in Alltagssituationen begleitet von lustigen Reimen zum Vorlesen und Schmunzeln sowie Impulsfragen und Aktivierungsideen zu jeder Karte.

Männer aktiv, Lieblingsthemen zum Erinnern und Erzählen für die Altenpflege / Kurzaktivierung:* 28 ansprechende Bilder im Ringbuch zu männerspezifischen Themen und Tätigkeiten, die Männer besonders interessieren, mit Gesprächsimpulsen, Ideen zur Aktivierung sowie kurzen Reimen zum Vorlesen und Miträtseln.

Lust auf Knackiges, Obst-, Gemüse- und Kräuterbilder mit Gesprächsimpulsen sowie Aktivierungsideen für die Betreuung und Pflege:* 27 verlockende Obst-, Gemüse- und Kräuterbilder im Ringbuch, passende Sprichwörter, Impulsfragen und Aktivierungsideen sprechen die Sinne an, fördern die Motorik, trainieren das Gedächtnis, die Erinnerung und wecken gleichzeitig die Lust auf Knackiges, Buntes und Gesundes.

Weißt du noch? Bilder und Erinnerungen mit Impulsen für Gespräch und Aktivierung:* Dekorativer Aufsteller mit 25 Bildkarten rund um Frühling, Sommer, Herbst und Winter mit Gesprächs- und Aktivierungsvorschlägen, die nicht nur kleine Glücksmomente im Alltag schenken, sondern auch der Erinnerungspflege, dem Gedächtnistraining und der Sinnesaktivierung dienen.

Wo tanzt der Bär? Tierbilder und Erinnerungen mit Impulsen für Gespräch und Aktivierung:* Dekorativer Aufsteller mit 25 Bildkarten von großen und kleinen Tieren, die ein Lächeln ins Gesicht zaubern und nicht nur kleine Glücksmomente im Alltag schenken, sondern auch der Erinnerungspflege, dem Gedächtnistraining und der Sinnesaktivierung dienen.

Was wünschen Sie sich von der Zukunft? Was sind Ihre weiteren Projekte?
Ich wünsche mir von Herzen, dass ich mit meinen Büchern noch für viele Glücksmomente im Alltag sorgen kann. Für mehr Freude und Abwechslung in der häuslichen Pflege wie auch in der Beschäftigungstherapie und in der Altenpflege.

Ich wünsche mir, dass ich ganz viele Kinder mit meinen Büchern, Lesungen, Bastelaktionen … zum Lesen animieren kann und würde mich sehr freuen, wenn sie sich später mal daran erinnern, dass sie früher mal ein Buch der Autorin Anja Stroot gelesen haben, das so gut war, dass sie dadurch zum weiteren Lesen ermutigt wurden. Denn dann hat die Leseförderung funktioniert und ich konnte zu einer wichtigen Schlüsselkompetenz beitragen.

Ich werde natürlich weitere Bücher für Kinder, für Grundschulen, für die Altenpflege und für Menschen mit Demenz schreiben, denn das macht mir große Freude. Über aktuelle Projekte kann ich im Moment noch nichts verraten, aber da empfehle ich einfach öfter mal auf meiner Website oder in den sozialen Medien vorbeizuschauen.

Und ganz besonders wünsche ich mir REZENSIONEN auf allen möglichen Plattformen, denn die unterstützen meine Arbeit als Autorin. Ich wünschte, es wären mehr Leute bereit, eine Bewertung zu schreiben, denn das machen leider die Allerwenigsten. Bitte sagen Sie es weiter, wenn Ihnen ein Buch gefällt. Das ist für die Arbeit der Autoren unglaublich wichtig.

Ganz lieben Dank für Ihr Interesse und dafür, dass ich das Interview hier geben durfte.

Herzlichen Dank, Frau Stroot!!!

Zur Internetseite: www.altenpflegebücher.de

Natali

© by Natali Mallek. Dipl. Sozialpädagogin/ Sozialarbeiterin, Gedächtnistraininerin, Master of Arts "Alternde Gesellschaften", Gründerin von Mal-alt-werden.de. Bücher von Natali Mallek finden Sie hier. Fortbildungen mit Natali Mallek finden Sie hier.

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