Adventskalender-Geschichten 2019 – 9. Dezember: Der kleine Esel… und die Wärme

Der kleine Esel stand in seinem Stall und schaute aus dem Fenster heraus. Dabei hatte er überhaupt keine gute Laune. Im Gegenteil, er war sogar sehr schlecht gelaunt. Warum? Nun, so genau konnte er das gar nicht sagen, ihm hatte schließlich niemand etwas getan. Und eigentlich hätte er zufrieden sein können…
Aber ihm war kalt! Der kleine Esel stand bibbernd in seinem sonst doch so gemütlichen Stall und fragte sich, ob man vom frieren schlechte Laune bekommen konnte. Zuerst war er sich da sehr unsicher. Schaute er aber auf sein Gemüt, lag seine Vermutung gar nicht so fern. Zitternd trat er von einem seiner vier Hufe auf den nächsten – so fror er wenigstens nicht am Boden fest. Und nach acht Runden, die er durch seinen Stall gegangen war, beschloss er, dass das nicht so bleiben konnte. Er musste etwas unternehmen. Fest entschlossen trat er erhobenen Hauptes vor die Stalltür – um dort festzustellen, dass es draußen genauso kalt war, wie drinnen in seinem Stall. Wahrscheinlich sogar noch kälter…
Der kleine Esel überlegte, was er als nächstes tun sollte. Bewegung tat gut gegen die Kälte, soviel stand schon einmal fest. Also machte er sich auf und drehte eine Runde über den Hof. Die Luft roch frisch und war klar, der Himmel eisblau – es war eigentlich ein schöner Tag. Wenn er doch nicht so frieren würde…
Bei seiner dritten Runde merkte er, dass, immer wenn er nah an der Hauswand herlief, es wärmer wurde. Vorsichtig probierte er es nochmal aus. Und tatsächlich, ja, dort war es wärmer. Der kleine Esel lehnte sich ganz nah an die Hauswand. Langsam spürte er, wie erst sein Rücken, dann sein Bauch und dann seine Beine immer wärmer wurden. Das tat ihm gut. Er schloss die Augen und genoss das schöne Gefühl, dass sich in seinem Körper ausbreitete. Gedankenverloren schaute er durch das Fenster. Dort war ein Feuer angezündet worden. Zuerst erschrak er – wusste er doch, dass Feuer gefährlich ist. Doch als er die Familie entspannt auf dem Sofa sitzen sah, hatte er das Gefühl, dass das schon mit rechten Dingen zuging. Verträumt schaute er in die Flammen. Und er merkte, dass seine schlechte Laune auf einmal wie verflogen war. Das Feuer hüllte den Raum in ein wunderschönes Licht und teilte seinem Wärme mit allen, die sie brauchten. Ein Gefühl tiefer Dankbarkeit kam bei ihm auf.
Und dann wurde er noch einmal überrascht. Vorsichtig öffnete neben ihm jemand das Fenster. Der kleine Esel schaute verwundert in die dunkelbraunen Augen des kleinen Jungen, der vorher noch auf dem Sofa gesessen hatte. Er hatte eine Wolldecke bei sich. Behutsam legte er sie dem kleinen Esel auf den Rücken. Dieser wusste gar nicht, wie ihm geschah, warf dem Jungen aber einen dankbaren Blick zu, eher dieser das Fenster wieder schloss. Dem kleinen Esel wurde es ganz warm ums Herz. Ein unbeschreibliches Gefühl breitete sich in ihm aus. Und auf einmal war er sehr dankbar, dass es diesen Tag gegeben hatte.
Zufrieden und eingehüllt in die wunderbar warme Decke ging er zurück in seinen Stall und kuschelte sich ins Stroh…

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Diese Adventskalender-Geschichten vom kleinen Esel sind 2019 schon erschienen:

1. Dezember: Der kleine Esel… und das Kerzenlicht
2. Dezember: Der kleine Esel… und die Zeit
3. Dezember: Der kleine Esel… und der Plätzchenduft
4. Dezember: Der kleine Esel… und die Stille
5. Dezember: Der kleine Esel… und die Musik
6. Dezember: Der kleine Esel… und der Nikolaus
7. Dezember: Der kleine Esel… auf dem Weihnachtsmarkt
8. Dezember: Der kleine Esel… und der Stern

Annika

© by Annika Schneider. Staatlich examinierte Ergotherapeutin, Chefredakteurin von Mal-alt-werden.de. Bücher von Annika Schneider finden Sie hier.

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Eine Antwort

  1. Rottmann sagt:

    Danke eine sehr schöne Geschichte

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