Adventskalender-Geschichten 2019 – 1. Dezember: Der kleine Esel… und das Kerzenlicht

Es war einmal ein kleiner Esel. Er lebte in einem Stall, gar nicht weit weg von hier. Der kleine Esel fühlte sich in seinem Stall sehr wohl, er hatte dort alles, was er brauchte: Wasser, Heu und einen gemütlichen Platz zum Schlafen. Und er hatte immer ein Dach über dem Kopf – für den Fall, dass es regnete, schneite oder anders ungemütlich wurde.
In den letzten Tagen wurde es abends schon deutlich kälter. Der kleine Esel spürte, dass der Winter nicht mehr weit war. So kam es, dass er sich bereits am frühen Abend in seinen Stall zurückzog und es sich dort gemütlich machte.
Eines Tages entdeckte er dort etwas merkwürdiges. Der kleine Esel war gerade in seinen Stall gegangen um einen Schluck zu trinken und ein paar Bissen Heu zu knabbern. Als er das erste Heu im Maul hatte, sah er etwas durch die Wand blitzen. Oder was es doch eher ein Flackern? Er kniff die Augen zusammen und strengte sich an. Da war doch etwas in der kleinen Lücke zwischen den Holzbrettern der Stallwand…
Er konnte jedoch beim besten Willen nicht erkennen, was es sein sollte. Also ging er langsam in Richtung der Stalltür und steckte vorsichtig seinen Kopf hinaus. Das Flackern kam aus dem Haus nebenan. Ein Lichtschein fiel über den Hof.
Immernoch vorsichtig ging der Esel dem Licht entgegen. Je näher er kam, desto heller strahlte es ihm entgegen. Der Esel spürte, wie ihm immer wärmer wurde und war darüber sehr verwundert. Schließlich war die Luft um ihn herum doch wirklich kalt.
Nun konnte er erkennen, dass das Licht aus einem Fenster des Hauses kam. Er spähte vorsichtig an dem Busch vorbei, der vor ihm stand. Als er sah, dass er nichts zu befürchten hatte ging er um die Ecke und stand auf einmal vor dem hell erleuchteten Fenster. In der Mitte auf der Fensterbank stand eine rote Kerze. Von ihrer Flamme ging eine überwältigende Kraft aus, die es dem kleinen Esel ganz warm ums Herz werden ließ.
Lange stand er dort und schaute in das Kerzenlicht. Die Kerze stand auf einem gold glänzenden Teller in einem Bund aus Tannengrün, das wiederum mit kleinen Kugeln, Zimtstangen und Sternen aus dünnem Stroh geschmückt war. Für den kleinen Esel war das alles neu, zugleich spürte er aber eine tiefe innere Vertrautheit.
An diesem Abend ging er nicht so früh schlafen. Er blieb noch eine ganze Weile auf dem Hof stehen und beobachtete den Schein der Kerze. Erst als er schon sehr müde war, trabte er zurück in seinen Stall. Bevor er durch die Tür trat schaute er sich noch einmal um. Dann legte er sich gemütlich ins Stroh. Aber genauso, dass er das Licht der Kerze zwischen den Holzbrettern noch sehen konnte.
Zufrieden und mit einem ganz besonderen Gefühl im Bauch schlief er ein…



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Annika

© by Annika Schneider. Staatlich examinierte Ergotherapeutin, Chefredakteurin von Mal-alt-werden.de. Bücher von Annika Schneider finden Sie hier.

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