Die Maiwanderung. Eine Bewegungsgeschichte für Senioren
Wenn alles grünt und blüht, dann wandert man gerne. Das denken sich auch Horst, Rudolf und Kurt. Lesen Sie die Bewegungsgeschichte den Senioren vor. Die Bewegungen, die fett gedruckt sind, sollten nachgemacht werden. Bitte jeder nur so viel mitmachen, wie er es schmerzfrei schafft.
Die Maiwanderung
Neulich beim Seniorentreff im Gemeindezentrum haben sich Rudolf, Horst und Kurt darüber unterhalten, dass sie doch am 1. Mai immer zur Gewerkschaftskundgebung gegangen sind. Das wäre ja heute gar nicht mehr üblich, meinte Horst. „Nein, heute wandern die junge Leute. Die packen sich ein paar Bierkästen auf den Bollerwagen und dann ziehen sie los.“, sagte Kurt. „Och, das könnte mir auch gefallen.“, überlegte Rudolf. „Dann lasst uns das doch machen.“, meinte Kurt. „Lasst uns doch am 1. Mai eine Wanderung machen. Wir fahren mit dem Bus bis zum Stadtwald, laufen bis zum “Schinkenwirt”, essen, trinken und ruhen uns dort aus.“ „Gute Idee!“, meinte Horst, „und entweder fahren wir von dort mit dem Bus wieder nach Hause oder wir laufen zurück.“ „Na, nu übertreib mal nicht. Zweimal den Weg durch den Stadtwald muss ja nicht sein. Aber Rudolf, du kannst dann auch den Rollator mitnehmen, der Weg durch den Stadtwald ist eben und gut präpariert.“ „So machen wir es!“, freuten sich die drei Herren.
Am Morgen des 1. Mai verabschiedeten sich die drei Männer von ihren Frauen, die nicht schlecht staunten, dass ihre Göttergatten auf Wanderung gingen, und trafen sich an der Bushaltestelle.
Sie hielten Ausschau nach dem Bus, der mit einigen Minuten Verspätung aber doch kam. Sie stiegen ein und setzten sich hin. Kurt musste stehen, weil kein Platz mehr frei war und hielt sich mit der rechten Hand am Haltegriff über seinem Kopf fest und mit der linken am Vordersitz. Breitbeinig schwankte er in den Kurven nach rechts und links und wieder zurück. Wenn der Bus hielt, schwankte er nach vorne und fuhr der Bus an, schwankte er zurück. Zwischendurch musste Kurt mal den Arm wechseln. Endlich waren sie am Stadtwald angekommen und stiegen aus. „Mir ist ganz kodderig.“, meinte Kurt, der froh war, dass die Busfahrt vorbei war. Er schüttelte Arme und Beine aus und atmete dreimal tief durch.
„Geht es wieder?“, fragte Horst. „Ja, ja. Lasst uns mal losgehen.“
Stramm marschierten die drei Männer los. Das Wetter spielte mit und das Wandern an der frischen Luft tat ihnen gut. Bis auf Rudolf, der seinen Rollator schob, schlenkerten sie mit ihren Armen und Horst hatte seinen Spazierstock dabei, den er immer wieder nach vorne schwang. Sie schauten nach rechts in den Wald hinein und nach links und freuten sich, dass alles schon so schön grün war. Sie überlegten, welcher Baum das war und welche Pflanzen und Kräuter am Boden wuchsen. Sie zeigten sich gegenseitig Vögel, die in den Bäumen sangen.
Als sie eine Weile gegangen waren, setzten sie sich auf eine Bank. Dort schüttelten sie Arme und Beine aus und atmeten tief durch. Sie wippten mit den Füßen und kreisten sie. Dann streckten sie die geschlossenen Beine hoch in die Luft und schauten, wer die Beine am längsten oben halten konnte. Einige junge Leute kamen mit ihren Bollerwagen vorbei. Sie fragten die alten Herren, ob alles in Ordnung wäre und boten ihnen etwas zu trinken an. Dankend nahmen die das Angebot an, tranken einige Schlucke gekühltes Bier und winkten den Jugendlichen zum Abschied zu.
Dann gingen die drei weiter. Nach einer Kurve lag ein Baum quer auf dem Weg, der wohl beim letzten Sturm umgestürzt war und noch nicht weggeräumt wurde. Sie stiegen vorsichtig hinüber. Den Rollator von Rudolf hoben sie über den Stamm. Dann gingen sie weiter. Nach einer Weile versperrte ihnen eine große und tiefe Pfütze den Weg. Vorsichtig trippelten sie am Rand drumherum, damit sie keine nassen Füßen bekämen. In der Ferne sahen sie schon das Ausflugslokal. Obwohl sie langsam müde wurden, gingen die drei aber jetzt mit schnellen Schritten weiter.
Sie trafen die Jugendlichen im Lokal wieder, die sie mit großem „Hallo“ begrüßten. Zum Glück hatten sie einen Tisch reserviert, denn es war sehr voll in dem Lokal.
Erschöpft setzten sich die drei, schüttelten Arme und Beine aus, atmeten dreimal tief durch und ruhten sich jetzt bei einem guten Mahl und einigen kühlen Bieren aus. Am späten Nachmittag fuhren sie dann doch mit dem Bus wieder nach Hause.