Briefe an die Mutter oder Die große Liebe. Eine Liedergeschichte zu dem Volkslied “Kommt ein Vogel geflogen”

Dies ist eine Liedergeschichte zu dem bekannten Volkslied “Kommt ein Vogel geflogen”. Lesen Sie die Geschichte in Seniorengruppen vor und singen Sie an den angegebenen Stellen das Lied. Da “Kommt ein Vogel geflogen” ein recht kurzes Lied ist, haben wir uns dafür entschieden, jedesmal beide Strophen singen zu lassen.



Briefe an die Mutter oder Die große Liebe. Eine Liedergeschichte zu dem Volkslied “Kommt ein Vogel geflogen”

Hans war ein erfolgreicher Geschäftsmann. Er lebte in einer großen Stadt, verdiente gutes Geld und war rundum zufrieden. Genau das hatte er sich erträumt als er damals in die Lehre gegangen war. Das einzige was ihm fehlte, war eine Frau. Und zwar nicht nur, weil die Wohnung in der er lebte, einfach zu groß für nur eine Person gewesen war.
Nein. Er dachte, dass es an der Zeit war, auch eine Familie zu gründen. Bis dahin war seine Mutter eine enge und liebe Begleiterin für ihn gewesen. Aufgrund der Entfernung zu seinem Heimatdorf konnten sie sich allerdings nicht oft sehen. Umso öfter schrieben sie einander Briefe…

Kommt ein Vogel geflogen,
setzt sich nieder auf mein’ Fuß,
hat ein’ Zettel im Schnabel,
von der Mutter ein’ Gruß.

Lieber Vogel, flieg’ weiter,
bring ein’ Gruß mit und ein’ Kuss,
denn ich kann dich nicht begleiten,
weil ich hier bleiben muss.

Hans lernte tatsächlich eine Frau kennen. Sie hieß Julia, hatte braunes Haar, rehbraune Augen und war eine Seele von Mensch. Hans war so glücklich wie noch nie zuvor…
Und weil er so glücklich war, vergaß er auf einmal, seiner Mutter Briefe zu schreiben. Auch als diese schon drei Briefe hintereinander geschrieben hatte um sich zu erkundigen, ob es ihrem Jungen gut ging. Eines Tages fand er aber doch die Zeit, um endlich auf ihre Briefe zu antworten…

Kommt ein Vogel geflogen…

Lange hatte er überlegt, ob er seiner Mutter schon von Julia schreiben sollte. Er wollte iihr nicht vor den Kopf stoßen. Schließlich sollte sie nicht denken, dass er keine Zeit mehr für sie haben würde. Womit sie aber wahrscheinlich recht hatte – er hatte ja wirklich weniger Zeit zum Schreiben.
Da er aber von nichts anderem zu Berichten wusste als von seiner großen Liebe, nahm er den Stift in die Hand und stellte Julia kurzerhand seiner Mutter vor…



Kommt ein Vogel geflogen…

Hans war gespannt auf die Antwort. Und auch ein wenig beunruhigt. Würde sich Mutter darüber freuen? Julia schlug ihm vor, doch einfach gemeinsam seine Mutter zu besuchen. “Es fühlt sich meist besser an, jemanden persönlich kennen zu lernen!”, sagte sie. Hans war verunsichert. Noch nie hatte er eine Frau seiner Mutter vorgestellt. Wie das wohl ausgehen würde?
Schon drei Tage später kam ein Brief von seiner Mutter zurück. Ein wenig nervös war er schon als er den Brief öffnete. Julia schaute gespannt zu als er die Zeilen las. Als er fertig war hob er den Kopf – und strahlte sie an: “Sie freut sich!”
“Na schau”, entgegnete Julia und lächelte “dann steht ja einem Besuch nichts mehr im Wege!”
Schnell schrieb Hans einen Brief zurück…

Kommt ein Vogel geflogen…

Und schon bald besuchte Hans nach langer Zeit wieder einmal sein Heimatdorf. Mit Julia an seiner Seite. Seine Mutter begrüßte beide mit einer stürmischen und festen Umarmung. Als sie Julia in den Armen hielt flüsterte sie ihr ins Ohr: “Endlich hat Hans seine große Liebe gefunden. Das wurde auch wirklich Zeit!” Uns sie fügte mit einem Augenzwinkern hinzu: “Vielleicht muss ich dann jetzt endlich nicht mehr so viele Briefe schreiben…”

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Annika

© by Annika Schneider. Staatlich examinierte Ergotherapeutin, Chefredakteurin von Mal-alt-werden.de. Bücher von Annika Schneider finden Sie hier.

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