Selbst gestrickt! Eine impulsgestützte Kurzaktivierung zum Thema Handarbeiten

Mit der impulsgestützten Kurzaktivierung kann man, besonders bei Menschen mit Demenz, Erinnerungen von früher wieder neu beleben. Dabei wird eine kurze Geschichte oder eine kleine Anekdote vorgelesen, die durch passende Gegenstände zum Anschauen und Anfassen unterstützt wird.
Die Zuhörer dürfen die Gegenstände während des Vorlesens in der Hand halten. Im Vordergrund dieser Übung stehen die Erinnerungen, die bei jedem geweckt werden und das sich anschließend entwickelnde Gespräch. Für den Fall, dass die Gruppe eine kleine Hilfestellung bei der Gesprächsfindung benötigt, haben wir unten ein paar Themen zusammengestellt, die sich für anschließende gemeinsame Gespräche eignen. Die Geschichte eignet sich auch gut als Einstieg in die Biografiearbeit.



Materialien zur haptischen und visuellen Unterstützung

Wolle
Sticknadeln
Wollsocken
Gestrickte Schals, Socken, Mützen, Decken…

Kurzgeschichte

Immer, wenn ich meine Wollsocken anziehe oder mir meinen dicken Wollschal umlege, muss ich an meine Mutter denken. Ich erinnere mich noch ganz genau, wie sie in ihrem Sessel oder auf der Küchenbank saß und in aller Ruhe eine Reihe nach der anderen strickte. Meine Schwester und ich waren meist in ihrer Nähe und spielten gemeinsam auf dem Küchenfußboden oder bereiteten im Wohnzimmer für unsere Puppen Tee vor.
Dabei wurden wir stets durch das gleichmäßige Klacken der Stricknadeln begleitet. Es störte uns aber nicht, oft hörten wir es schon gar nicht mehr. Im Gegenteil, wir wurden erst aufmerksam, wenn das Klicken und Klacken aufhörte.
Dann war es entweder an der Zeit für meine Mutter, das Essen vorzubereiten, weil mein Vater bald nach Hause kommen würde, oder wir Kinder waren einfach zu laut gewesen. Meist reichte ein bestimmender Blick über den Rand des gestrickten Wollteils und wir Kinder wussten, was meine Mutter sagen wollte.
Wenn ich heute weiche Wolle auf meiner Haut spüre, erinnere ich mich ganz oft an den Moment, in dem ich einen fertig gestrickten Schal oder einen selbst gestrickten Socken das erste Mal in meinen Händen gehalten habe. Die Wolle war noch ganz glatt und die Maschen in Reih und Glied. Ich weiß noch, dass ich mich immer sehr über die neuen Sachen gefreut habe. Meine Mutter bemühte sich sehr, oft Wolle in meiner Lieblingsfarbe zu bekommen. Ich glaube, sie wollte mir damit eine Freude machen, da sie wusste, wie sehr ich es manchmal hasste, die Kleidung meiner großen Schwester aufzutragen. Wollmütze, Socken und Schal gehörten aber ganz oft nur mir alleine. Ich hütete die Sachen wie meinen Augapfel!
Vor einiger Zeit habe ich selber angefangen für meine eigenen Kinder zu stricken. Und das fiel mir anfangs in der Tat nicht ganz leicht. Aber wenn ich jetzt das gleichmäßige Klacken der Stricknadeln höre, oder meine Kinder mit der selbst gestrickten Wolldecke zudecke, denke ich ganz oft an die gemeinsame Zeit mit meiner Mutter und meiner Schwester zurück.
Und das Stricken fällt mir auch von Tag zu Tag leichter…

Mögliche Themen für anschließende Gespräche

Persönliche Erinnerungen an selbst gestrickte Sachen
Spielen mit den Geschwistern
Tätigkeiten und Aufgaben der Mutter
Eigene Erfahrungen mit Handarbeiten bzw. dem Stricken
Kleidung von älteren Geschwistern auftragen
Besondere Geräusche, die einem aus der Kindheit in Erinnerung geblieben sind

Eine Sammlung unserer schönsten impulsgestützten Kurzaktivierungen der vergangenen Jahre finden Sie in unserem Buch “Alltagsgeschichten für alle Sinne”. Das Buch ist im Rahmen der Reihe SingLiesel Kompakt erschienen.
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Annika

© by Annika Schneider. Staatlich examinierte Ergotherapeutin, Chefredakteurin von Mal-alt-werden.de. Bücher von Annika Schneider finden Sie hier.

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