Ein Assistent auf vier Pfoten – Die Geschichten zum Interview

Wir haben zum Interview “Ein Assistent auf vier Pfoten…” vom Verein VITA e.V. Assistenzhunde zwei wunderschöne Geschichten erhalten, die zeigen, was der Verein mit seiner Arbeit erreichen kann…

 

Dem Leben eine neue Richtung geben

Nina leidet unter fortschreitendem Muskelschwund. VITA-Hündin Emily schenkt ihrem Leben eine neue Qualität.

 

Vita_ninaemily
»Durch einen Besuch der Reha Care Messe in Düsseldorf veränderte sich mein Leben schlagartig…
Zum damaligen Zeitpunkt machte sich der Fortschritt meiner progressiven Muskeldystrophie vor allem im zunehmenden Verlust meiner Gehfähigkeit und dem Schwinden meiner körperlichen Kräfte bemerkbar.
Wie immer überflutet von den vielfältigen Eindrücken und den vielen Menschen mit ihren so unterschiedlichen Schicksalen, kam ich auf unserer Besichtigungstour plötzlich ins Stocken, als ich mich als eine von zahlreichen Zuschauern bei einer Vorführung der VITA-Assistenzhunde wiederfand.
Beeindruckt von diesen wunderschönen Hundenmit ihren bemerkenswerten Fähigkeiten, blieb ich stehen, und ließ die Vorführung auf mich wirken. Bei den gemeinsamen Demonstrationen von Mensch und Tier konnte ich etwas beobachten, was damals für mich ein krasser Gegensatz war: Die Tatsache ein Rollstuhlfahrer zu sein und gleichzeitig glücklich!

In meiner damaligen Situation war ich geprägt von Gefühlen wie Hilflosigkeit, Wut und Trauer über den Verlust meiner Gehfähigkeit und Integrität. Ich assoziierte den Rollstuhl mit Stillstand, Isolation, Einsamkeit und war der Meinung, dass mein Leben beendet war, bevor es überhaupt richtig begonnen hatte. Doch die gehandicapten Menschen, die ich bei VITA sah, bewiesen mir das Gegenteil, weil ihr Verhalten ganz und gar nicht meinen Erwartungen entsprach. Die strahlenden Augen der Hundebesitzer versprühten Lebensfreude, Stolz, Vitalität und Zuversicht. Diese Erkenntnis berührte mich damals zutiefst und bewirkte eine Wende in meinem Denken!
Das Resümée dieses Messetages: statt mit irgendwelchen Hilfsmitteln nach Hause zu fahren, hatte ich mich in einen Vierbeiner verliebt und verspürte den dringenden Wunsch nach Veränderungen in meinem Leben. Für mich stand fortan fest: Ich wollte einen Assistenzhund an meiner Seite haben und so meinem Leben eine neue Richtung geben!
Bis sich dieser Herzenswunsch für mich erfüllte, sollte jedoch noch viel Zeit vergehen. Der Weg zu Emily war lang. Mehr als einmal stieß ich in der Zeit der Zusammenführung mit Emily an meine psychischen und körperlichen Grenzen, und glaubte, der Herausforderung nicht gewachsen zu sein.
Doch mit Hilfe von Emily und zahlreichen lieben Menschen habe ich es Stück für Stück geschafft, mein Schicksal und die Welt, die mich umgibt, mitanderen Augen zu sehen. Durch sie habe ich zu mir selbst gefunden und zu den Dingen, die wirklich wichtig im Leben sind. Emily hat mir nicht nur Vertrauen, Sicherheit und Hilfestellung, sondern auch eine bedingungslose Freundschaft geschenkt.
Heute ist sie mein stärkster Halt im Leben, meine Konstante, die da ist, immer und absolut. Sie nimmt mich so an, wie ich bin, und hilft mir, es ihr gleichzutun. Das macht mich stark, unabhängig und stolz und befähigt mich dazu, Dinge zu tun, von denen ich früher nur geträumt habe.
Heute rollern wir gemeinsam durchs Leben, sind aktiv, sehen und erleben Dinge von der Welt, die mir ohne Emily verschlossen geblieben wären. Wir sind ein perfektes Team, bei dem einer den anderen braucht! Was gibt es schöneres auf der Welt?«

 

 

 

 

Alles so wie es sein soll

Andrea berichtete uns in einer Mail überglücklich vom neuen Alltag mit Assistenzhündin Ashley und der damit verbundenen Entwicklung ihres Sohnes Levin (11).

 

Vita_levinashley

 

»Die beiden werden ein immer noch tolleres Team. Ashley ist unser ein und alles!!! Vieles läuft nun sehr routiniert ab. Es ist selbstverständlich geworden, dass Levin seine Ashley um Hilfe bittet, wenn etwas heruntergefallen ist.
Der tägliche Weg in die Schule läuft sehr gut. Die Beiden sind ein so eingespieltes Team. Nur manchmal kommt noch unser Träumer-Levin durch und das nützt die süße Ashi dann auch aus und macht, was sie will. Aber wehe ich weise Levin darauf hin und schimpfe ihn ein wenig. Was macht die Maus dann? Sie läuft ganz schnell zu Levin, setzt sich neben ihn, guckt ihn an… und beide grinsen… frei nach dem Motto: »War was? Ist doch alles so wie es sein soll! « Niemals zuvor habe ich eine so tolle nonverbale Kommunikation erlebt.
Levin ist so aufgeschlossen geworden, weiß, was er will und geht nun sehr selbstbewußt durchs Leben. In seiner Klasse ist er deshalb voll integriert und hat viele Freunde. Er erklärt allen Leuten auf Nachfrage selbst, was seine Ashley alles für ihn tut, was sie ihm bedeutet. Wenn Kinder ängstlich auf seinen Hund reagieren, macht er ihnen Mut und schafft es immer wieder, dass die Kinder ihre Angst überwinden. Ich glaube, sie bewundern ihn oft für seinen Mut und seinen tollen Hund.
Neulich waren wir bei Ikea. Das war ein Bild. Er hatte dank seines neuen Rollstuhls nun die Möglichkeit, diese tollen Behinderteneinkaufswagen vor den Rolli zu spannen. Dies könnt ihr Euch nun folgendermassen vorstellen: Levin fuhr selbständig durch den ganzen Ikea und lud alle Sachen ein die wir brauchten. Seine Ashley immer dabei. Die sah genauso stolz aus wie Levin und apportierte, wo dies nötig war… Viele Leute bewunderten dieses tolle Gespann und Levin erlebte den besten Einkaufstag aller Zeiten.
Ashley ist sooo verschmust und passt deshalb einfach perfekt zu uns. Nie kann sie genug kriegen… und wir kuscheln doch auch so gerne mit ihr.
Toll, dass es Euch gibt. Toll, dass es VITA gibt. Nichts auf der Welt hätte Levin sonst zu dem machen können was er nun ist.«

 

Annika

© by Annika Schneider. Staatlich examinierte Ergotherapeutin, Chefredakteurin von Mal-alt-werden.de. Bücher von Annika Schneider finden Sie hier.

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