Warm und geborgen. Eine Einschlafgeschichte für Erwachsene

Diese Geschichte eignet sich sowohl als Einschlaf- als auch als Entspannungsgeschichte für die Begleitung von Senioren und Menschen mit Demenz. Die Zuhörer sollten so bequem wie möglich sitzen oder liegen. Lesen Sie den Text langsam vor und machen Sie zwischendurch immer wieder kleine Pausen. Denkbar ist das Vorlesen in der Einzelbetreuung oder in Gruppen.



Warm und geborgen. Eine Einschlafgeschichte für Erwachsene

Laura hatte kalte Füße. Wie immer, wenn sie ins Bett ging. Ihre kalten Füße störten sie besonders an Abenden, an denen sie einfach nicht einschlafen konnte. Und das kam leider in letzter Zeit immer häufiger vor. Noch am späten Abend kreisten ihre Gedanken um das, was sie am Tag erlebt hatte, was sie sich vorgenommen hatte, welche Aufgaben sie geschafft und nicht geschafft hatte und auch um das, was für den kommenden Tag in ihrem Terminkalender stand.

An solchen Abenden nahm Laura sich immer eine heiße Tasse Tee mit ans Bett – in der Hoffnung, ihre Füße so von innen wärmen zu können. Sie nahm kleine Schlucke und spürte, wie der Tee langsam erst ihren Hals und dann ihren Bauch wärmte. Aber auch nach der zweiten Tasse kam die Wärme nicht an ihren Füßen an.

Laura zog ihre Bettdecke ein wenig mehr hoch, so dass sie fast ihre Ohren bedeckte – so wurden diese wenigstens nicht auch noch kalt. Mit angezogenen Beinen lag sie so einige Minuten auf der rechten, dann auf der linken Seite. Die Füße aber blieben kalt. Nach weiteren 15 Minuten dachte sie sich, dass sie, wenn sie schon nicht einschlafen konnte auch etwas Sinnvolles machen könnte. Und ihr fiel der Schal ein, den sie vor einigen Monaten zu stricken begonnen hatte. Sie musste nicht lange suchen, fand die Wolle und die Stricknadeln, setzte sich in ihre Decke eingekuschelt wieder in ihr Bett und begann zu stricken.

Laura spürte die weiche Wolle durch ihre Finger hindurchgleiten. Und sogleich wurden die Finger auch wohlig warm. Sie fand das weiche Gefühl auf der Haut wunderschön und nach kurzer Zeit spürte sie, wie die Wärme, die von der Wolle ausging, sich über ihre Arme schon im ganzen Oberkörper verteilte. Laura hielt einen Moment inne und merkte, wie die vielen Gedanken in ihrem Kopf weniger wurden.

Sie spürte, wie sie sich entspannte. Wie ihre Muskeln sich entspannten, wie ihre Arme schwerer wurden und wie sich ihre Beine an die Matratze anschmiegten. Ein warmes, zufriedenes Gefühl umgab sie mit einem Mal.

Laura legte sich den fertig gestrickten Teil ihres Schals auf ihren Bauch und legte ihre Arme darauf ab. Sie atmete dreimal, viermal tief ein und aus und spürte, wie ihr Kopf schwerer und schwerer wurde. Angelehnt an ihr weiches Kissen bemerkte sie noch, wie die Wärme der Wolle sie nun vollständig umgab und auch ihre Füße warm geworden waren.



Warm und geborgen, von der Wolle in ihren Händen umgeben schlief sie entspannt ein…

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Annika

© by Annika Schneider. Staatlich examinierte Ergotherapeutin, Chefredakteurin von Mal-alt-werden.de. Bücher von Annika Schneider finden Sie hier.

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