Entspannungsrunden für Senioren. Vom Ton zur Melodie

Wir haben eine Entspannungsrunde für Senioren rund um Klänge, Instrumente und Melodien vorbereitet.
Töne, Klänge und Melodien können eine beruhigende Wirkung auf den Körper und die Seele haben. Sie können Stress und Anspannungen abbauen und die Konzentration fördern. Die Wirkung ist bei jedem von uns eine andere. Wir empfinden Töne, Klänge und Melodien oft sehr unterschiedlich. Nicht nur weil wir verschiedene Erinnerungen und Gefühle dazu teilen.
In dieser Entspannungsrunde finden Sie zahlreiche Ideen für die Gestaltung einer Entspannungsrunde rund um Töne, Klänge und Melodien. Sie müssen nicht alle Anregungen umsetzen.
Passen Sie das Angebot an die mitmachenden Senioren an und nutzen Sie übrig gebliebene Ideen in einer weiteren Entspannungsrunde oder in einer Begegnung mit einer anderen Gruppe. Haben Sie ein Auge darauf, dass das Angebot nicht überfordert – nur so kann eine entspannende Wirkung erzielt werden.
Wir wünschen Ihnen und den Senioren schöne und ruhige gemeinsame Momente!



Materialien:

Entspannungsmusik

 

Klangbausteine

Schlegel

Schallplatte, CD, Musikkassette (keine bestimmte Musikrichtung, dient nur der Anschauung)



Regenmacher (Wie man einen Regenmacher selbst herstellen kann, beschreiben wir im Beitrag zu unserer Klanggeschichte Das Rauschen des Meeres)

Fotos der Instrumente Klavier, Violine, Harfe, Xylophon, Gitarre (wenn vorhanden dürfen selbstverständlich richtige Instrumente mitgebracht werden)

Klavier-, Violinen- und Harfenstück zum Abspielen

Passendes Abspielgerät

Klangschale mit Klöppel (tiefer Ton)

 

Tücher in Erdtönen (zum Beispiel Braun, Beige, Dunkelrot, Khakigrün…)

Bitte erkundigen Sie sich vor der Planung der möglichen Teilnehmenden nach Einschränkungen im Bereich des Hörens. Je nach Ausmaß der Einschränkung, kann es sehr anstrengend sein, den Melodien oder Tönen zu lauschen. Sollten die Einschränkungen des Hörvermögens zu groß sein, wählen Sie in diesem Fall für diejenigen eine Entspannungsrunde aus, in der ein anderes Element im Mittelpunkt steht.

Bereiten Sie den Raum für die Entspannungsrunde vor. Legen bzw. stellen Sie die mitgebrachten Materialien auf den Tisch und nutzen Sie die verschiedenfarbigen Tücher, um den Tisch ansprechend zu dekorieren.

Besonders für Entspannungsrunden ist es wichtig, einen Raum zu wählen, der möglichst ruhig ist (in dem also so wenig Störgeräusche wie möglich zu hören sind), eine Tür hat, die geschlossen werden kann und in den im besten Fall zwischendurch niemand hereinkommt. In manchen Einrichtungen ist das zum Teil schwierig zu realisieren, das ist uns bewusst. Sofern Sie aber die Möglichkeit haben, irgendwie Ruhe in Ihr Angebot zu bringen, nutzen Sie gerne das, was Ihnen zur Verfügung steht.

Einstieg

Entspannungsmusik

Begrüßen Sie die Senioren und laden Sie sie ein, mit Ihnen gedanklich eine Reise an einen ruhigen Ort zu machen. Alles, was schwer ist, darf für einen Augenblick beiseitegelegt werden. Warten Sie einen Moment, bis alle in Ruhe und bequem sitzen und ein wenig Stille eingekehrt ist. Beginnen Sie mit der Entspannungsmusik. Laden Sie die Senioren ein, der Musik zuzuhören und sich die mitgebrachten Materialien auf dem Tisch anzusehen. Lassen Sie die Musik etwa zwei bis drei Minuten laufen.

Lassen Sie sich im Anschluss erzählen, was die Senioren auf dem Tisch sehen. In Seniorengruppen, in denen dies nicht mehr möglich ist, beschreiben Sie als Gruppenleitung, was auf dem Tisch liegt.

Wahrnehmungsanregungen – Töne und Melodien fühlen und hören

Laden Sie die Mitmachenden in einem nächsten Schritt ein, die mitgebrachten Gegenstände in die Hand zu nehmen. Hier darf wieder alles, muss aber nichts. Können die Materialien benannt werden? Ist es möglich, die Instrumente zu benennen?
Wer hat früher ein Instrument gespielt oder spielt es noch immer? Haben die Senioren gerne geübt? Hat sich die Lust zu üben im Laufe des Lebens verändert?
Welche Musik wurde gerne gehört? Das Spiel welcher Instrumente wird als angenehm empfunden? Wer ist gerne in Konzerte gegangen? Welche Instrumente haben die Teilnehmenden fasziniert?

Spielen Sie die mitgebrachten Musikstücke ab. Schauen Sie bei der Anzahl der Stücke, was in der jeweiligen Gruppe möglich ist. In einer Gruppe ist ein Stück ausreichend, in anderen Gruppen kann man gut die drei Stücke und Instrumente vergleichen.
Wie werden die Instrumente und die Melodie wahrgenommen? Werden Sie als angenehm empfunden?

Gibt es Lieblingslieder oder musikalische Stücke, die die Senioren im Laufe ihres Lebens gerne gehört haben? Was wird in der aktuellen Lebensphase gerne gehört?
Welcher Tonträger ist den Senioren am vertrautesten? Die Musikkassette, die Schallplatte oder doch die CD? Wissen sie noch, welcher Tonträger ihr erster war?
Begleiten Sie einen kurzen Austausch unter den Mitmachenden und bieten Sie – wenn nötig – eine Struktur der Gespräche mithilfe von Fragen an.

Klangbausteine
Schauen Sie sich dann gemeinsam die Klangbausteine an. Schlagen Sie die Töne an. Welche sind angenehme Töne, die beruhigen? Welche Töne haben eine anregende Wirkung?
Lassen Sie diejenigen, die möchten, die Klangbausteine ausprobieren. Es können Töne angeschlagen oder auch Tonabfolgen oder Melodien gespielt werden – je nach Können und Belieben. Spielen Sie, wenn Sie sich dabei sicher und wohl fühlen, ein paar Tonfolgen an. Lassen Sie den Schlegel über die nebeneinandergestellten Klangbausteine gleiten. Welche Wirkung haben die Töne und die Tonfolge? Wie kann man ruhige Melodien und Tonabfolgen gestalten?

Regenmacher
Drehen Sie den Regenmacher langsam von einer Seite zur anderen, so dass die Füllung langsam vom einen Ende zum anderen wandern kann. Probieren Sie die Bewegungen gerne im Vorhinein einmal aus. Viele Menschen empfinden die Geräusche des Regenmachers als angenehm. Welche Wirkung hat der Regenmacher auf Ihre Senioren? Entsteht die Assoziation, bei Regenwetter gemütlich in eine Decke gekuschelt die an der Fensterscheibe herunterlaufenden Regentropfen zu beobachten oder überwiegt die Erinnerung an das Gefühl, möglichst schnell mit dem vom Wind umklappenden Regenschirm nach Hause kommen zu wollen?
Wenn das angenehme Gefühl bei den Mitmachenden überwiegt: Nehmen Sie sich ein paar Minuten Zeit und bewegen Sie den Regenmacher langsam hin und her.

Klangschale
Schlagen Sie die Klangschale an. Räumen Sie dafür vorher die anderen Materialien auf, sodass nur noch die Tücher und die Klangschale auf dem Tisch liegen bzw. stehen. Lassen Sie den Ton vollkommen ausklingen. Die Klangschale muss frei schwingen können. Am besten nehmen Sie sie auf die Hand und stellen sie auf ihre Fingerspitzen. Alternativ gibt es spezielle Untersetzer bzw. Kissen, auf denen die Klangschalen stehen können. Wenn Sie die Tücher beiseite legen, klingt die Klangschale auch auf dem Tisch.
Bitten Sie die Senioren vorab, sich bequem hinzusetzen.
Wie fühlt sich der Ton für die Senioren an? Können die Teilnehmenden beschreiben, was beim Klingen der Klangschale im Körper passiert? Wie sich der Ton im Körper anfühlt?
Laden Sie die Mitmachenden ein, die Klangschale zu halten während Sie den Ton anschlagen. Wer möchte, darf die angeschlagene Klangschale auch auf den Schoß nehmen. Auch hier gilt besonders wieder, dass alles ausprobiert werden darf, aber nichts muss. Wer nur zuschauen und zuhören möchte, darf dies gerne tun.
Versuchen Sie sich mit den Senioren über die Wirkung der Töne auszutauschen. Wenn Worte fehlen, dürfen Sie die Mitmachenden gerne unterstützen. Auch das wortlose Fühlen und Entspannen ist möglich – und wichtig.

Entspannungsgeschichte

Erklären Sie den Senioren, dass Sie sie in der Entspannungsgeschichte mit “Du” anreden, um eine größtmögliche Entspannung erreichen zu können. Laden Sie sie ein, gedanklich mit Ihnen auf eine Reise in die Natur zu kommen. Bitten Sie die Teilnehmenden, sich so bequem wie möglich hinzusetzen. Die Beine stehen nebeneinander auf dem Boden, der Rücken lehnt an der Stuhllehne. Die Arme dürfen locker im Schoß oder auf den Armlehnen liegen. Wer mag, darf die Augen schließen. Warten Sie vor dem Vorlesen einen Moment, bis es ruhiger geworden ist und alle bequem sitzen.

Stell dir vor, du sitzt ganz alleine in einem Konzerthaus. Du spürst die besondere Atmosphäre und hast diesen einmaligen Duft in der Nase. Um dich herum ist alles ruhig. Der Sessel, in dem du sitzt, ist bequem und schmiegt sich an deinen Körper. Er fühlt sich weich an. Du fühlst dich wohl.
Du siehst dir die Instrumente an, die auf der Bühne stehen. Es ist ein ruhiges Bild. Es sieht friedlich aus. Das dunkle Holz der Streicher glänzt im dezenten Licht der Scheinwerfer. Das Klavier hat eine ganz glatte Oberfläche und macht einen anmutigen Eindruck. Es wirkt wie ein sicherer Ruhepol. Eine Basis, auf der die anderen Instrumente aufbauen können.
Du genießt die Ruhe. Du genießt die Atmosphäre. Du schätzt die Zeit, in der du nur bei dir sein und deine Umgebung auf dich wirken lassen kannst. Es geht dir gut.
Du nimmst leise Töne der Harfe wahr. Eine Harfenistin in einem schwarzen Kleid zupft ganz vorsichtig einzelne Saiten. Sie ergeben eine gleichmäßige, schöne Melodie, die dir gut tut. Du atmest ruhig und gleichmäßig ein und aus. Du spürst, wie sich dein Körper immer mehr entspannt. Die hörst die Töne und kannst sie gleichzeitig in deinem Körper spüren. Sie ergeben eine Melodie, die du magst. Eine Melodie, die dich schöne Augenblicke erinnern und fühlen lässt.
Du lässt dich von ihr tragen. Du atmest ein… und aus. Ein… und aus. Ein… und aus.
Ein paar sanfte Klaviertöne begleiten die Harfe. Der Pianist stimmt vorsichtig in die Melodie mit ein und schenkt ihr einen wundervollen neuen Klang. Du genießt das Zuhören. Du kannst frei sein und deinen Gedanken und Gefühlen Raum geben. Du darfst die Schwere loslassen und dich von der Leichtigkeit tragen lassen. Du atmest gleichmäßig und unbeschwert.
Die Töne fließen durch deinen Körper und werden ein Teil von dir. Du spürst eine angenehme Ruhe, die sich immer mehr in dir ausweitet. Es geht dir gut. Du bist zufrieden, ausgeruht und entspannt.

Atemübung

Bitten Sie die Senioren, sich bequem hinzusetzen. Die Beine stehen nebeneinander, die Unterarme liegen locker auf den Oberschenkeln oder den Armlehnen. Atmen Sie bewusst zusammen ein und aus. Beim Einatmen heben und öffnen Sie die Arme vor dem Körper. Atmen Sie durch die Nase tief ein und durch den Mund wieder aus. Wiederholen Sie die Übung mit den Senioren drei bis fünf Mal. Je nach Ressourcen der Teilnehmenden können sich die Arme bei jedem Einatmen ein wenig weiter öffnen.

Abschied

Verabschieden Sie sich von den Senioren. Bleiben Sie noch einen Moment mit ihnen in Kontakt und stehen Sie dafür bereit, schöne oder beschwerende Gefühle aufzufangen, die durch die Entspannung oder durch die Übungen aufkommende Erinnerungen wachgerufen werden.

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In unserer Rubrik Einschlafgeschichten für Erwachsene finden Sie außerdem Geschichten zum Vorlesen, die ein zur Ruhe kommen ermöglichen sollen.

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Annika

© by Annika Schneider. Staatlich examinierte Ergotherapeutin, Chefredakteurin von Mal-alt-werden.de. Bücher von Annika Schneider finden Sie hier.

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