Die Nacht im Wald. Eine Liedergeschichte zu “Es war im Böhmerwald”
Andi sitzt mit seinen Enkeln auf dem Sofa. Sie spielen Mensch-ärgere-dich-nicht. Heute ist sein Geburtstag und er macht das, was er am liebsten macht – Zeit mit seinen Enkeln verbringen. Während seine Frau und die Kinder den Kaffeetisch abräumen, beschäftigt er die Kleinsten.
Wahrscheinlich wird Andi wieder verlieren – das Würfelglück liegt wie so oft nicht auf seiner Seite. Als sie gerade zwanzig Minuten gespielt haben, fragt der Älteste: “Opa, erzähl doch nochmal von früher. Von dem Wald in dem du gewohnt hast…”. Andi lächelt: “Vom Böhmerwald?”.
Und schon schauen sechs Augen gebannt auf ihren Opa und vergessen dabei glatt das Würfeln…
Tief drin im Böhmerwald
Da liegt mein Heimatort
Es ist gar lang schon her
Dass ich von dort bin fort
Doch die Erinnerung
Die bleibt mir stets gewiss
Dass ich den Böhmerwald gar nie vergiss
Es war im Böhmerwald
Wo meine Wiege stand
Im schönen grünen Böhmerwald
Es war im Böhmerwald
Wo meine Wiege stand
Im schönen grünen Wald
Andi denkt gerne an den Böhmerwald. Am liebsten erzählt er Geschichten aus seiner Kindheit. In seinem Zuhause hat er sich sehr wohl gefühlt. Er erinnert sich an die grünen Wiesen, die beeindruckenden Berge, die frische Luft und die prächtigen Bäume.
Dort konnte er rennen, klettern, sich verstecken, Höhlen bauen, Tiere beobachten, und, und, und…
Als er schon in der Schule war, durfte er das erste Mal mit Stefan, dem Nachbarsjungen, draußen alleine zelten. Die beiden entschieden sich, in den Wald zu gehen. Mutig packten sie ihre Rucksäcke mit Taschenlampen, Proviant, Büchern und Wäsche. Mit den Rucksäcken, einem Zelt und zwei Schlafsäcken bepackt zogen sie mutig los.
Sie stellten ihr Zelt auf einer kleinen Lichtung auf, bereiteten die Schlafsäcke vor und setzten sich gemütlich auf zwei Baumstümpfe, um ihre Brote zu essen und die Milch zu trinken. Als es dunkel wurde, machten sie mit ihren Taschenlampen eine Nachtwanderung. Das war ein Abenteuter, das Andi bis heute nicht vergessen hat. Dass ihm dabei ganz schön mulmig war, erzählt er seinen drei Enkeln gewiss nicht…
O holde Kinderzeit
Noch einmal kehr zurück
Wo spielend ich genoss
Das allerhöchste Glück
Wo ich am Vaterhaus
Auf grüner Wiese stand
Und weithin schaute auf mein Vaterland
Es war im Böhmerwald…
Noch heute denkt er oft an seine Heimat zurück. Nach seiner Lehre hat er dem Böhmerwald leider den Rücken kehren müssen. Mit seiner Gabi hat er sich gemeinsam ein neues Zuhause aufgebaut. Ein Schönes, in dem sie sich sehr wohl fühlen. Die Kinder sind auch in der Nähe geblieben, so sehen sie sich oft und Andi kann nun viel Zeit mit seinen Enkeln verbringen.
Doch in den Urlaub geht es immer in den Böhmerwald. Dorthin, wo seine Wurzeln sind. Dorthin, wo er fast jeden Stein und jeden Ast kennt…
Andi bleibt in Gedanken noch ein bisschen im Böhmerwald.
Dann wird er von seinem jüngsten Enkel wieder ans Spielbrett zurückgeholt. “Sechs!!!”, schreit dieser freudig auf und rennt mit seinem Püppchen los. Andi grinst… Nein, mit einem Sieg für den Opa wird es wohl heute wieder nichts …
Nur einmal noch, o Herr
Lass mich die Heimat sehn
Den schönen Böhmerwald
Die Täler und die Höhn
Dann kehr ich gern zurück
Und rufe freudig aus
Behüht dich Böhmerwald, ich bleib zu Haus
Es war im Böhmerwald…
Text: Andreas Hartauer (1839-1915)
Melodie: ursprünglich Andreas Hartauer, später wurde sie durch eine von Jakob Eduard Schmölzer komponierte ersetzt
Den Text in Großdruckschrift zum Mitsingen können Sie hier ausdrucken:
Die Melodie zu “Es war im Böhmerwald” kann hier kostenlos heruntergeladen werden.
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