Ostergeschichten für Senioren: Der Hase in der Kirche
In dieser Ostergeschichte geht es um Gertrud, die mit einem entlaufenen Hasen in der Kirche zu neuen Bekanntschaften kam.
Ostergeschichten für Senioren: Der Hase in der Kirche
Seit ein paar Jahren lebte Gertrud alleine, denn ihr Mann war verstorben und sie war kinderlos. Viele ihrer Freunde wohnten zu weit weg, um sie regelmäßig zu besuchen. Einige waren leider auch schon verstorben. So hatte sie wenige Menschen um sich, die ihr das Leben als Rentnerin versüßten.
Gertrud war schon immer fromm gewesen. Schon in ihrer Kindheit verbrachte sie viel Zeit in der Kirche. Als Messdienerin war sie sehr stolz gewesen, denn zu ihrer Zeit gab es nur sehr wenige Mädchen in diesem Ehrenamt. So blieb sie der katholischen Kirche treu und ging regelmäßig in die Messe. Anschließend besuchte sie den Friedhof, wo ihr Mann Helmut lag.
“Nicht schon wieder”, dachte sie sich beim Betrachten des Grabes. Ein Hase hatte ihre schönen Ringelblumen angeknabbert. Sie kannte den Hasen bereits, der immer wieder über den Friedhof hoppelte und nach Leckereien Ausschau hielt. Die Ringelblumen waren keine gewöhnlichen Friedhofsblumen, aber Helmut liebte die natürliche Heilkraft der Blumen. Die alte Dame richtete die übrigen Blumen auf und ging verärgert nach Hause.
An einem Tag in der darauffolgenden Woche ging es Gertrud nicht sonderlich gut: Sie fühlte sich einsam. Anstatt den Fernseher anzumachen, zog sie sich ihre Schuhe und ihre Jacke an. Obwohl es bald Frühling wurde und Ostern vor der Tür stand, war es immer noch sehr kalt draußen. Die gläubige Katholikin dachte sich: “Wenn ich niemanden zum Reden habe, dann rede ich mit Gott in seinem Haus. “Und so machte sie sich auf den Weg zur Kirche, wo sie sich in eine der hinteren Bänke hinsetzte. Keine andere Menschenseele war weit und breit zu sehen. Darum ging Gertrud in sich, um mit Gott zu sprechen. Inständig bat sie ihn darum, neue Kontakte knüpfen, um wieder mehr Freude am Leben zu haben.
Tief versunken in ihr Gebet schloss sie die Augen. Plötzlich hörte sie ein knabberndes Geräusch. Schlagartig machte sie ihre Augen wieder auf: Ein Hase war an ihrem Schuh, der ihre Schnürsenkel anknabberte. Gertrud sprang auf, während der Hase weiter in die Kirche herumhoppelte. Von ihrem Geschrei wurde er nervös. Immer schneller hoppelte er umher.
Durch den Lärm wurde eine Familie auf dem Kirchvorplatz hellhörig. Die Mutter mit den drei kleinen Kindern kam heran und sie beobachteten das Geschehen. Nachdem die Mutter Gertrud nach ihrem Befinden und dem Auslöser ihres Schreis fragte, zeigte diese in Richtung des Hasen.
Das kleine Mädchen namens Lisa legte ihre beiden Hände ans Gesicht. Sie war die älteste der drei und konnte ihr Glück kaum fassen. “Felix, da bist du ja endlich wieder”, sagte das kleine Mädchen.
Schnell rannte sie zu dem Hasen, der den Altar erreicht hatte. Mit dem Hasen auf dem Arm kam sie zu den anderen zurück. “Danke, dass Sie meinen Hasen gefunden haben. Er ist vor einer Weile weggelaufen.”
Da begriff Gertrud, dass sie dem Hasen Unrecht getan hatte. Mit der Familie kam sie ins Gespräch und von diesem Tag an waren sie gute Freunde. Gertrud war also nicht mehr allein dank eines Hasen in einer Kirche…