Silber ist nur fast Gold – Eine Bewegungsgeschichte mit Tüchern

Bei dieser Bewegungsgeschichte bekommt entweder jeder der Senioren ein silbernes und ein goldenes Tuch in die Hand oder ein silbernes ODER ein goldenes Tuch in die Hand (es funktionieren auch Servietten). Immer wenn die Wörter “silber” oder “gold” in der Geschichte vorkommen, wird das entsprechende Tuch in die Luft gehoben.

Silber ist nur fast Gold – Eine Bewegungsgeschichte mit Tüchern

Hugo sitzt vor seinem Kamin und streicht sich durch sein silbernes Haar. “Ich bin ein wenig in die Jahre gekommen” denkt er und rückt das goldene Gestell seiner Brille ein wenig zurecht. Im goldenen Licht des Feuers betrachtet er ein altes Fotoalbum. In dem Fotoalbum mit dem silbernen Einband sind Fotos von seinem Olympiasieg im Langstreckenlauf. Silber hat er damals gewonnen – fast Gold. Er muss über sich selbst lächeln. Fast Gold.



Man könnte meinen, dass Jemand, der es schafft eine Silbermedaille bei Olympia zu gewinnen uneingeschränkt glücklich ist. Aber das Ziel war damals, die Goldmedaille gewesen. Und es war so knapp. Noch nicht mal eine ganze Sekunde war sein Gegner, der Goldmedaillenträger auf dem Foto, schneller als er. Silber. Hugo denkt daran, wie er nach seinem Spurt durch die Zielgrade noch Hoffnung hatte Gold zu gewinnen. Er selbst hatte nicht erkennen können, ob er oder sein Konkurrent schneller war. Doch dann kam die Ernüchterung, bei ihm hatte es “nur” für die Silbermedaille gereicht. Wenn Gold nicht zum Greifen nah gewesen wäre, wenn nicht die Sekunden voller großer Hoffnung gewesen wären, dann hätte er sich bestimmt sehr gefreut. Aber so. Hugo erinnert sich daran, wie er mit seiner Silbermedaille auf dem Siegertreppchen stand und sich dazu zwang zu lächeln. “Ich bin überglücklich”, sagte er damals zu den Journalisten. Gedacht hatte er, dass er lieber eine Etage höher gestanden hätte. Doch er wusste: Reden ist Silber und Schweigen ist Gold.

Heute kam ihm das alles leicht lächerlich vor. Ob Silber oder Gold, das war im Grunde so unwichtig. Wichtig war, das man auch mit silbernen Haaren und goldenen Zähnen noch Menschen um sich hatte, die einen lieben. Und die hatte er. Seine Frau Inge hatte ein Herz aus Gold und seine Enkelkinder waren echte Goldstücke. Sie fragten ihn immer wieder über seinen Sieg bei Olympia aus und bestaunten seine Silbermedaille. Silber gefiel ihm seitdem richtig gut.

Diese und viele weitere Bewegungsgeschichten finden Sie auch in unserem Buch “Geschichten zum Bewegen”, das in Kooperation mit Mal-alt-werden.de in der Reihe “SingLiesel Kompakt” erschienen ist. Die Buchvorstellung dazu können Sie sich hier gerne anschauen.

Natali

© by Natali Mallek. Dipl. Sozialpädagogin/ Sozialarbeiterin, Gedächtnistraininerin, Master of Arts "Alternde Gesellschaften", Gründerin von Mal-alt-werden.de. Bücher von Natali Mallek finden Sie hier. Fortbildungen mit Natali Mallek finden Sie hier.

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