Kalte Sophie oder Maisonne? Eine Monatsgeschichte Mai zum Vorlesen. Auch für Ihre Heimzeitung
Mitte Mai kommen die Eisheiligen und es gilt die Bauernregel, dass vor diesen kalten Tagen, die noch Frost bringen können, nicht gepflanzt werden sollte. Ob Fritz auch daran denkt? In unserer Geschichte zum Vorlesen werden es die Senioren erfahren.
Kalte Sophie oder Maisonne?
Der erste Mai war ein wunderschöner warmer Tag. Die Sonne schien herrlich von einem blauen Himmel, die Vögel sangen um die Wette und die ersten Bienen summten von Löwenzahnblüte zu Löwenzahnblüte.
Löwenzahnblüten…
Fritz mochte zwar die gelb leuchteten Blumen und er machte sich auch gerne aus den ersten zarten Blättchen Löwenzahnsalat oder Kräuterbutter, aber die Pusteblumen mochte er gar nicht. Denn die bedeuteten noch mehr Löwenzahn im nächsten Jahr. Fritz saß auf der Terrasse, trank einen Kaffee und schaute auf die Wiese, die fröhlich gelb getüpfelt mit Löwenzahnblüten war. Und auch die Blumenbeete zierten gelbe Löwenzahnblüten, die bald zu Pusteblumen werden und ihre Samen im ganzen Garten verteilen würden. Fritz würde wohl oder übel nach dem Feiertag den Unkrautstecher nehmen und die Pflanzen mit den langen Wurzeln ausstechen müssen. Eine mühselige Arbeit.
Am nächsten Morgen suchte Fritz den Unkrautstecher im Gartenschuppen, im Keller und in der Garage, fand ihn aber nicht. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als zum Baumarkt zu fahren und neues Werkzeug zu besorgen.
Im Baumarkt erstand Fritz einen Unkrautstecher und schaute sich anschließend in dem reichhaltigen Pflanzenangebot um. Er entdeckte Geranien, Begonien und Petunien in allen erdenklichen Farben von weiß über rosa zu rot und lila. Fritz dachte: „Wenn der Löwenzahn raus ist, dann pflanze ich mir rund um die Terrasse bunte Blumen.“ Er suchte sich die schönsten Blumen aus, lud sie in den Wagen und fuhr heim. Mühselig stach Fritz in den nächsten Tagen den Löwenzahn aus, mähte den Rasen und lockerte die Erde in den Blumenbeeten. Dann musste sich Fritz einen Tag Ruhe gönnen, denn sein Rücken schmerzte.
Am nächsten Tag regnete es und Fritz konnte die neu erstandenen Blumen nicht einpflanzen – es war einfach zu nass. Dann kam der Sonntag.
Da wollte Fritz auch nicht im Garten arbeiten. Am Montag schien wieder die Sonne und Fritz ging früh nach dem Frühstück in den Garten, um endlich die bunten Blumen zu setzen. Fritz überlegte lange, wo er welches Blümchen hinsetzen wollte, damit das Arrangement auch gut aussah. Am Rand der Beete legte Fritz noch verschiedene Dahlienwurzeln in die Erde, die dann ab Spätsommer den Garten verschönern würden.
Nach getaner Arbeit setzte sich Fritz zufrieden in den Liegestuhl auf die Terrasse und freute sich über die Blumen.
Am nächsten Morgen riss Fritz wie immer das Kalenderblatt ab und da stand: „11. Mai – Mamertus. Der erste der fünf Eisheiligen“. Fritz bekam einen Schreck! Die Eisheiligen hatte er ja ganz vergessen! Er ging auf die Terrasse. Es war schon recht kühl, aber die Sonne schien und es hatte wohl keinen Frost gegeben. Aber die kalten Tage standen ja noch bevor! Es kamen noch Pankratius, Servatius, Bonifatius und die kalte Sophie! Was sollte er also tun, um seine Blümchen vor Frost und Kälte zu schützen? Fritz fuhr wieder in den Baumarkt und ließ sich beraten. Mit Blumenvlies ausgestattet fuhr er wieder heim. Er ging gleich in den Garten, schnitt das Vlies zurecht, legte es über die jungen Pflänzchen und fixierte es mit Steinen, damit es im kalten Wind nicht davonflog.
Am darauffolgenden Tag zog Fritz die Rollladen hoch und sah in einen weißen Garten. In der Nacht hatte es Frost gegeben und alles sah wie mit Puderzucker besprenkelt aus. Zwar schien die Sonne von einem glasklaren blauen Himmel, doch es war bitterkalt. Hoffentlich hielt das Vlies, was der Verkäufer im Baumarkt versprochen hatte und die Blümchen erfroren nicht! Auch Servatius und Bonifatius ließen die Temperaturen unter 0 Grad sinken und Fritz konnte nur abwarten. Dann kam die kalte Sophie und mit ihr der Schnee. Mitten im Mai lag überall eine dünne Schneeschicht und hüllte Blumen und Blüten ein. Es flog keine Biene und kein Schmetterling mehr – alles war wie verzaubert von einer weißen Hülle bedeckt.
Doch dann war der Spuk vorbei. Die Maisonne kletterte am blauen Himmel hoch und schickte ihre warmen Strahlen zur Erde. Sie schien so warm, dass der Schnee schnell schmolz und die bunten Blumen und Blüten wieder zum Vorschein kamen. Fritz las den Wetterbericht – die Eisheiligen waren vorbei. Jetzt konnte es Sommer werden. Am nächsten Tag war es auch schon wieder warm als er in den Garten trat. Er nahm das Vlies von den Beeten und die Blümchen streckten ihm ihre bunten Blüten entgegen. Fritz atmete auf. Mit einer Tasse Kaffee setzte er sich in seinen Liegestuhl auf der Terrasse. Er genoss die warmen Sonnenstrahlen in seinem Gesicht, das Zwitschern der Vögel und das Summen der Bienen. Und natürlich den Anblick seiner bunten Sommerblumen.
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