Der Demenz-Sessel- schaukelnd zu mehr Wohlbefinden
Hallo Herr Prüß, stellen Sie sich doch bitte kurz vor.
Seit über 20 Jahren arbeite ich bei Thomashilfen und bin hier für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig. In meiner Arbeit geht es darum, die vielen Ideen und Produkte der breiten Öffentlichkeit vorzustellen, damit zumindest die Information über die vielen praktischen Hilfsmittel an alle betroffenen Menschen und die Betreuer kommt. Nach meiner kaufm. Ausbildung bin ich für einige Jahre in den Kundenservice gewechselt und konnte so die vielen Anforderung in der Betreuung von Menschen mit Handycap und in der Pflege erleben.
„Der Demenz-Sessel“- was verbirgt sich hinter dem Begriff?
Der Sessel ist speziell für Menschen mit Demenz entwickelt worden. Grundgedanke ist der gute, alte Schaukelstuhl, die positiven Auswirkungen des Schaukeln haben wir aufgenommen und einen Sessel entwicklet, der mit ganz wenig Kraftaufwand schaukelt und dabei absolut Kippsicher ist. Ausserdem gibt es keine klassischen Kufen, unter denen man sich verletzen kann. Der Sessel wurde auf Basis einer sehr interessanten Studie aus den USA entwickelt, in der untersucht wurde, welche Effekte die Schaukelbewegungen auf Menschen mit Demenz haben.
Aber unabhängig von der Studie haben wir bereits mit den Prototypen in den Feldtest erlebt, dass ein großer Teil der Benutzer bzw. die Pflegenden die positive Effekte schnell und deutlich erkannte.
Welche Vorteile bietet der Demenz-Sessel für Menschen mit Demenz?
Viele unruhige Demenzpatienten kommen auch für sich in dem Stuhl zur Ruhe. Insgesamt werden die Benutzer ausgeglichener und zufriedener. Uns wurde schon öfters berichtet, dass die Medikation reduziert werden konnte.
Das ist übrigens ein riesiger Vorteil: positive Effekte ohne den Einsatz von Medikamenten. Und somit ohne Nebenwirkungen.
Können Sie mir mehr über die Studie erzählen, die die Wirksamkeit des Sessels überprüft haben?
In der Studie in den USA wurden 25 Personen einer Pflegeeinrichtung beobachtet. Der Aufbau der Studie sah vor, dass Probanden gleichermaßen die „Schaukel-Versorgung“ und die „Nicht-Schaukel-Versorgung“ erhielten. Die Teilnehmer waren zwischen 72 und 95 Jahre alt. Über 6 Wochen wurden zwei Testgruppen festgelegt, unterteilt in „Schaukeln“ und „Nicht-Schaukeln“. Die Zusammenfassung der Daten zeigte, dass die testpersonen, die 80 Minuten und länger am tag schaukelten, Verbesserungen zu erfahren schienen. Je mehr die Schaukelzeit anstieg, desto mehr wirkte sich dies positiv auf die Depressionen, Ängste und Schmerzen aus.
Wie kam es zu der Idee einen solchen Sessel zu entwickeln?
Über unsere Spezialmatratze für Menschen mit Demenz waren wir im Gespräch mit vielen Fachleuten und Pflegekräften. Daraus ergaben sich viele Ansatzpunkte.
Mit Hilfe des Instituts IGAP machten wir uns an die Recherchen und entwickelten einen Schaukelstuhl ohne Verletzungsgefahren.
Wie viel kostet einer Ihrer Sessel?
Der Sessel und der Hocker kosten ca. 1750,- EUR
Was wünschen Sie sich von der Zukunft?
Das wir eine Balance finden, um möglichst Vielen die Chance zu geben, so alt zu und umsorgt zu werden, dass man keine Sorge haben muss, selber Unterstützung und Pflege im Alter zu benötigen.
Herzlichen Dank, Herr Prüß!!!
zur Internetseite von “Thomashilfen” (dort kann man sich auch ein Foto des Sessels anschauen)