Bella Italia in Castrop-Rauxel. Eine Europageschichte für die Senioren

In unserer Reihe Europageschichten anlässlich der Fußball-Europameisterschaft reisen wir diesmal nach Italien. Obwohl Toni in Deutschland aufgewachsen ist, fühlt er sich eng mit der Heimat seiner Eltern verbunden. “Bella Italia in Castrop-Rauxel” ist eine Geschichte für Senioren zum Erinnern.

Bella Italia in Castrop-Rauxel

Es war ein kalter, schmuddeliger Herbstabend in Castrop-Rauxel, als Toni die letzten Gäste seiner Pizzeria „Bella Italia“ verabschiedete. Die Aromen von frischem Basilikum, würzigem Käse und knusprigem Teig hingen noch in der Luft, als er die Tür abschloss und das „Geschlossen“-Schild anbrachte. Es war Zeit für Tonis jährliche Reise nach Sizilien, zurück zu den Wurzeln seiner Familie.



Toni wurde in Deutschland geboren, doch seine Familie stammte aus Italien. In den frühen 60er Jahren waren seine Eltern ins Ruhrgebiet gezogen, als hier dringend Arbeitskräfte benötigt wurden. Toni hatte nie auf Sizilien gelebt, doch er fühlte eine tiefe Verbundenheit zu dieser Insel. Seine heimwehkranken Eltern hatten oft Geschichten von den sonnenverwöhnten Hügeln, den endlosen Olivenhainen und dem azurblauen Mittelmeer erzählt. Als sie dann Rentner wurden, sind sie auch wieder schnell zurück in die Heimat gezogen.
Jedes Jahr, wenn der Sommer vorbei war und der kalte Herbst Deutschland fest im Griff hatte, schloss Toni seine Pizzeria für vier Wochen und machte sich auf den Weg nach Italien. Es war eine Zeit der Ruhe und des Zusammenseins mit Freunden und Familie, die auf Sizilien lebten. Und es war auch mehr als das. Es war eine Reise zu seinen Wurzeln und dem italienischen Teil seines Herzens.

Für Toni war es nicht nur eine Frage der Identität. Er fühlte sich gleichermaßen als Italiener und als Deutscher. In Deutschland war er aufgewachsen, hatte seine Pizzeria aufgebaut und hier war sein Zuhause. Aber mit Italien fühlte er sich eng verbunden. Hier fand er Ruhe und die Wärme seiner Familie. Als er den Flug nach Sizilien antrat, fühlte Toni die Aufregung und Vorfreude in sich aufsteigen. Er konnte es kaum erwarten, wieder durch die malerischen Straßen von Palermo zu schlendern, mit Freunden und Bekannten in einer Trattoria zu sitzen, Espresso und Grappa zu trinken und das Rauschen des Meeres zu hören. Während seiner Zeit in der Heimat war Toni mit Haut und Haaren Italiener. Er genoss jede Minute mit seiner Familie und half seiner Mutter in der Küche oder saß mit seinem Vater auf der Bank vor dem Haus und lauschte den Geschichten der Insel.

Als die vier Wochen langsam dem Ende entgegen gingen und sich Toni auf den Rückflug vorbereitete, spürte er zwar wieder diese Zerrissenheit zwischen den beiden Welten, doch er war auch dankbar, in beiden Ländern leben zu dürfen. Er mochte zwar in Deutschland geboren sein, aber sein Herz schlug ebenso für Sizilien. Denn dort, zwischen den alten Steinhäusern und den duftenden Zitronenbäumen, fand Toni seine Wurzeln und seine wahre Heimat.

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Diese Geschichten sind bereits in unserer Reihe “Kreuz und quer durch Europa” erschienen:

  1. Wanderung von Pub zu Pub. Auf Europareise in Schottland
  2. Mit dem Trabbi zum Balaton. Eine Geschichte zum Erinnern
  3. Zum Rösti-Essen auf die Alm. Eine Europageschichte zum Vorlesen
  4. El Clásico in Barcelona. Eine kostenlose Europageschichte zum Vorlesen

Gefallen Ihnen die Geschichten? Sind Sie auf der Suche nach weiteren Geschichten für die Begleitung von Senioren und Menschen mit Demenz? Über aktuelle Entwicklungen aus dem Bereich der Seniorenarbeit und Ideen und Materialien für die Beschäftigungs- und Betreuungsarbeit informieren wir Sie hier!

Monika

© by Monika Kaiser. Buchhändlerin, Betreuungskraft, Autorin bei Mal-alt-werden.de

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