Muttertag. Eine Hoffnungsgeschichte
Muttertag ist immer ein ganz besonderes Fest im Jahr. Besonders, wenn die Familie größer und größer wird. Lesen Sie heute eine Hoffnungsgeschichte für Senioren zum Thema Muttertag.
Muttertag
„Na, bekommt ihr heute auch Besuch?“, Erika stellte ihre Kaffeetasse ab und warf einen fragenden Blick in die Runde am Frühstückstisch. „Nachher kommt mein Sohn mit Familie. Ich freue mich schon, die Enkelkinder wieder zusehen.“
Es war Muttertag und das hieß für die Damen im Seniorenstift, dass die Familienangehörigen sich heute auf jeden Fall mal blicken ließen und Blumensträuße und Pralinenschachteln mitbringen würden. Blumenvasen waren auf den einzelnen Stationen schon bereit gestellt worden.
„Ich werde nachher von meiner Tochter abgeholt. Die Familie lädt mich heute zum Essen in ein Restaurant ein.“, verkündete Elsbeth stolz. „Und bei mir steht seit heute morgen das Telefon nicht still.“, Gerda seufzte. „Jeder aus der Familie ruft an. Manchmal weiß ich gar nicht mehr, mit welchem Enkel oder Urenkel ich da eigentlich spreche.“ Die drei Damen lachten. Nur Maria blieb still und schaute stumm auf ihr Marmeladenbrötchen. Der Appetit war ihr vergangen.
Maria hatte zwar auch Kinder, die ihr früher als sie noch klein waren, selbst gemalte Bilder zum Muttertag geschenkt hatten. Aber ihre Tochter hatte sich seit einem Jahr nicht mehr bei Maria gemeldet. Das war, als sie sie dazu überredet hatte, ins Altenheim zu ziehen und ihr Haus zu verkaufen. Der Sohn wohnte im Ausland und hatte ihr nur zu Weihnachten eine Karte geschrieben.
Maria rechnete nicht damit, Besuch von ihrer Familie zu bekommen. Das machte sie sehr traurig.
Beim Mittagessen war der Speisesaal nur halb gefüllt. Elsbeth und auch Gerda waren abgeholt worden. Erika quasselte von dem Besuch ihres Sohnes und dass später auch noch ihre Tochter kommen wolle. Maria hörte gar nicht richtig zu. Sie stocherte in ihrem Spargel herum und war froh, als sie wieder in ihr Zimmer gehen konnte.
Am Nachmittag war das Wetter sehr schön und Maria beschloss dem Trubel im Haus zu entfliehen und einen Spaziergang im Garten des Seniorenstiftes zu machen. Sie schaute sich die bunten Blumenbeete an und setzte sich dann auf eine Bank unter dem blühenden Kirschbaum.
„Oma?“ „Hallo Oma!“ Maria reagierte gar nicht. Sie war bestimmt nicht gemeint. „Hallo Oma!“, ein junges Mädchen setzte sich mit einem Plumps neben sie. „Jetzt hab ich dich doch endlich gefunden! Ich hab im ganzen Haus gesucht, bis eine Schwester mir gesagt hat, ich solle es mal hier draußen probieren. Wie geht es dir denn, Oma? Ich wünsche dir alles Gute zum Muttertag! Die Blumen sind für dich. Ich hoffe, du magst Pfingstrosen. Die müssen wir gleich mal in eine Vase stellen.“ Das Mädchen plapperte fröhlich vor sich hin und Maria schaute sie genau an. Wer war das? Als die junge Dame endlich mal eine Atempause einlegte, fragte Maria: „Kennen wir uns? Sie verwechseln mich bestimmt mit jemand anderem.“
Das Mädchen schaute Maria mit großen Augen an: „Aber du bist doch die Oma Maria und dein Sohn heißt doch Bernd und wohnt in Großbritannien?“ Zögernd bejahte das Maria. „Ich bin deine Enkeltochter Sophie und ich wohne jetzt wieder in Deutschland um hier zu studieren. Ich dachte, du freust dich, wenn ich dich mal besuchen komme.“
„Ja sicher! Du bist Sophie! Die jüngste von Bernds drei Kindern. Ich hatte dich gar nicht erkannt.“ Maria schaute sich Sophie noch einmal genau an und stellte eine gewisse Ähnlichkeit mit ihrem Sohn fest. Dann hakte sie Sophie unter und sagte: „Lass uns mal die schönen Blumen in eine Vase stellen. Hoffentlich sind noch welche da! Sophie, ich freue mich wirklich sehr über deinen Besuch.“