Mit dem Trabbi zum Balaton. Eine Geschichte zum Erinnern
Passend zur Fußball-Europameisterschaft bereisen wir in unserer Fantasie die teilnehmenden Länder. Heute geht es nach Ungarn. Gerda, aufgewachsen in der DDR, erinnert sich an die Sommerurlaube mit ihrer Familie am Plattensee. “Mit dem Trabbi zum Balaton” ist eine kostenlose Geschichte für die Senioren.
Mit dem Trabbi zum Balaton
Gerda saß gemütlich bei einer Tasse Kaffee und einem Stück Kuchen im Seniorentreff des Gemeindehauses. Sie lauschte den Gesprächen der anderen, die davon sprachen, ob sie in diesem Sommer verreisen würden und wenn ja, wohin es dann gehen sollte. „Ach, am Plattensee ist es ja so schön!“, schwärmte Gerda und erinnerte sich an die Ferien ihrer Kindheit. Als wäre es gestern gewesen, waren diese herrlichen Erinnerungen präsent. Nun erzählte sie den anderen von diesen jährlichen Abenteuern, die sie als junges Mädchen erlebt hatte.
Gerda war in der DDR aufgewachsen in einer Zeit, in der das Reisen sehr eingeschränkt war. Doch Gerda hatte Glück. Jeden Sommer packten ihre Eltern Kinder und Koffer in den kleinen, klapprigen Trabant und machten sich auf den Weg zum Plattensee in Ungarn. Dort, am Ufer des großen, glitzernden Sees, schlugen sie ihre Zelte auf und ließen den Alltag für zwei wundervolle Wochen hinter sich. Es waren nicht nur die malerischen Landschaften des Plattensees, die Gerda und ihre Familie anzogen, sondern auch die Menschen. Jahr für Jahr trafen sie dort Bekannte wieder, die ebenfalls zur gleichen Zeit Urlaub machten. Während dieser Ferien lernte Gerda Emil kennen, den gleichaltrigen Sohn einer befreundeten Familie. Emil sollte später Gerdas Mann werden. Diese sommerlichen Tage am Balaton waren unbeschwert und leicht. Die Kinder verbrachten ihre Zeit damit, im glasklaren Wasser zu planschen, sich am Ufer in der Sonne zu aalen oder ausgelassen Ball zu spielen. Es gab keine Sorgen, keine Verpflichtungen, nur das Gefühl von Freiheit und unendlichen Möglichkeiten.
Eine besondere Erinnerung hob sich allerdings von den anderen ab: Die war der gemeinsame Besuch der Burg Szigliget. Die Familien erkundeten die bekannte Burg am Balaton. Während die Erwachsenen sich die Burgruine anschauten und den Ausblick über den See genossen, spielten die Kinder verstecken zwischen den alten Mauern. Dort geschah es dann auch, dass Emil Gerda zum ersten Mal ganz verstohlen küsste. Für Gerda blieb in diesem Moment die Zeit stehen und sie wusste, dass sie Emil, wenn sie groß war, heiraten würde. Und so war es dann ja auch.
Immer am letzten Tag des Urlaubs, der natürlich viel zu schnell vorbei war, besuchte Gerdas Familie abends ein Restaurant. Jetzt wurde das restliche Urlaubsgeld ausgegeben und es gab für jeden ungarisches Gulasch und zum Nachtisch ein Stück cremige Esterhazy Torte. Die mochte Gerdas Mutter so gern. Gerdas Vater nahm immer auch eine große Salami und eine Flasche Unicum – den bekannten ungarischen Magenbitter – mit nach Hause.
Diese kostbaren Erinnerungen verblassten trotz der vielen Jahre nicht und Gerda lächelte verträumt, als sie den anderen Senioren von diesen unbeschwerten Sommern ihrer Kindheit erzählte.
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Diese Geschichte ist bereits in unserer Reihe “Kreuz und quer durch Europa” erschienen:
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