Ihre Fragen: Fluchttüren in Pflegeeinrichtungen für Menschen mit Demenz

Im letzten Monat erreichte uns folgende Frage:

Hallo,
zunächst: Ihre Seite ist einfach toll und sehr hilfreich bei meiner Tätigkeit als Betreuungskraft!!!
Ich habe aber nun eine Frage, worauf mir bisher niemand eine Lösungs bieten konnte: In unserer Dementengruppe sind oftmals Bewohner, die Weglaufgefährdet sind. Sie tragen einen Transponder, der uns per Signal mitteilt, wenn bestimmte Türen geöffnet werden.
Das prickelige an der Sache ist, dass darunter auch zwei Fluchttüren/Brandschutz sind, die man scheinbar nicht ohne weiteres z.B. als Bücherregal tarnen kann; und somit das Öffnen vielleicht erst gar nicht von den Bewohnern in Angriff genommen wird.
Kennen Sie Lösungsvorschläge?
Vielen Dank im Voraus…

Da vermutlich viele von Ihnen sich tagtäglich Gedanken Gedanken über eine gute Begleitung von demenziell veränderten Menschen mit Hinlauftendenzen und die Wohnraumgstaltung in Pflegeeinrichtungen machen, fanden wir es sinnvoll, diese Frage in einem Beitrag zu diskutieren. Mit Ihnen zusammen!

Grundsätzliches

Fluchttüren und auch Brandschutztüren müssen generell als solche gekennzeichnet sein und man muss sie intuitiv öffnen können. Nähere Bestimmungen stehen in den Vorschriften und Bestimmungen der nationalen Behörden und Brandschutzstellen. Die Möglichkeiten, die Fluchttüren mehr in das Wohnraumkonzept von Pflegeeinrichtungen zu integrieren, sollte man von daher unbedingt mit dem zuständigen Brandschutzbeauftragten besprechen.

Weniger Kontraste

Je nach Wohnraumgestaltung der jeweiligen Einrichtung gibt es verschiedene Möglichkeiten, wie man Fluchttüren unauffällig in die Flure integrieren kann. Da man mit starken Kontrasten die Aufmerksamkeit von demenziell veränderten Menschen gewinnen kann, ist es eine Möglichkeit, in diesem Fall mit wenig Kontrasten zu arbeiten. Bei weißen Wänden bieten sich beispielsweise weiße, nicht durchsichtige Türen an.
Mittlerweile gibt es auch eine Vielzahl an Motivfolien, die mit wenig Aufwand an Türen, Fenster, Wände etc. angebracht werden können. Hier ist aber die Frage, ob die Türen nicht dadurch noch mehr Aufmerksamkeit eregen. Im Zweifel müsste man wahrscheinlich auch einfach die Wirkung ausprobieren.

Mit Alternativen arbeiten

Was uns sofort in den Kopf kam, war die Idee, durch andere Anreize von den Türen abzulenken. Man könnte zum Beispiel in unmittelbarer Nähe der Tür eine gemütliche Sitzecke mit einem alten Sekretär, Vorhängen an der Wand und einem Sofa oder Sesseln einrichten. Hier wecken auch echte Bücher oder altes, hübsches Geschirr immer wieder die Aufmerksamkeit der Senioren. Diese Hingucker lenken von einer – wenn möglich – weißen Tür auf hellem Grund ab. Die Kennzeichnung als Fluchttür durch die entsprechenden Symbole (meist oberhalb der Tür) muss natürlich gewährleistet sein.
Grundsätzlich sollte bei der Milieugestaltung in Pflegeeinrichtungen für Senioren und Menschen mit Demenz auch immer die Biografie der dort lebenden Senioren mit einbezogen werden. Vielleicht haben Sie auch die Möglichkeit, die Bewohner selber zu fragen, was sie schön finden und in welcher Umgebung sie sich besonders wohl fühlen.

Weitere praktische Tipps und gute Anregungen finden Sie auch in den Büchern “Lebens- und Wohnraumgestaltung in Pflegeeinrichtungen” und “Flurwelten” vom Verlag an der Ruhr.

Und jetzt fragen wir Sie: Welche Erfahrungen haben Sie gemacht? Womit versuchen Sie demenziell veränderten Menschen mit Hinlauftendenzen einen Wohnraum zu gestalten, der ihre Biografie mit einbezieht? Wie sind die Zimmer, Aufenthaltsräume und Flure in den Einrichtungen gestaltet, in denen Sie arbeiten? Wir freuen uns auf einen regen Austausch und Ihre Kommentare. Die Möglichkeit, Kommentare zu hinterlassen finden Sie direkt unter diesem Beitrag…

Annika

© by Annika Schneider. Staatlich examinierte Ergotherapeutin, Chefredakteurin von Mal-alt-werden.de. Bücher von Annika Schneider finden Sie hier.

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