Himmlische Nachbarn. Eine kurze Weihnachtsgeschichte

Auf mal-alt-werden.de erscheinen auch in der Advents- und Weihnachtszeit regelmäßig neue kostenlose Geschichten zum Vorlesen in der Seniorenarbeit. Diese Vorlesegeschichte ist eine kurze Weihnachtsgeschichte, die die klassische Weihnachtsgeschichte einmal aus einer anderen Perspektive erzählt.
Wir wünschen Ihnen viel Freude mit dieser kurzen Weihnachtsgeschichte und eine schöne Vorweihnachtszeit.

Himmlische Nachbarn

In der letzten Woche hatte ich eine wahrhaft himmlische Begegnung, von der ich euch unbedingt erzählen muss…
Eigentlich leben wir ja in einer ganz ruhigen, kleinen Gasse in Bethlehem. Mehr Leute als unsere Verwandtschaft, und mal der ein oder andere Gast für die Herberge nebenan, sieht man hier nie.
Nun wisst ihr aber, dass der Kaiser alle Menschen dazu aufgerufen hatte, in die Stadt ihrer Herkunft zu kommen und sich zählen zu lassen. Seit diesem Aufruf können wir uns vor Menschen in der Stadt kaum retten. Und alle brauchen natürlich auch einen Platz zum Schlafen – viele von ihnen haben einen langen Fußmarsch hinter sich gebracht wenn sie hier in Bethlehem ankommen. Ich habe schon oft Leuten einen Schlafplatz angeboten, so auch in der letzten Woche.
Ich hatte die neuen Gäste gerade verköstigt, da klingelte es erneut an der Tür. Eine hoch schwangere Frau, ihr Mann und ein Esel standen vor der Tür und fragten, ob ich noch ein Plätzchen zum Schlafen für sie hatte. So Leid es mir tat, ich konnte sie nicht mehr aufnehmen, es war wirklich jeder Platz in meinem Haus belegt. Aber ich riet den Dreien, in der Herberge nebenan zu fragen, dort wäre vielleicht noch ein Plätzchen frei – wenigstens für die hochschwangere Frau.
Mit schlechtem Gewissen schloss ich die Tür hinter mir. Ich hatte ja keine Ahnung, was ich in jener Nacht noch erleben würde…
Ich ging zu Bett. Zwei Stunden später wurde ich von einem lauten Schrei geweckt. Als ich jedoch aufstand und aus der Tür sah, konnte ich nichts sehen und auch nichts hören. Also ging ich wieder ins Bett.
Ich stand ein zweites Mal auf. Mir war, als hätte ich einen Säugling schreien gehört. Da ich aber draußen nichts erkennen konnte, und in den Fenstern der umliegenden Häuser auch kein Licht zu sehen war, ging ich wieder hinein.
Etwa eine halbe Stunde später wurde ich erneut geweckt. Draußen war es taghell. Ich war mir sicher, dass es tiefe Nacht war. Wieder stand ich auf. Am Himmel stand ein Stern – hell, groß und direkt über dem Stall der Herberge nebenan. Mir war, als wollte der Stern mir etwas sagen, ich wusste aber zu diesem Zeitpunkt noch nicht, was. Ich stand da und schaute den wundervollen Stern an…
Erst als ich Stimmen hörte, und einige Hirten mit ihren Schafen an meinem Fenster vorbei liefen, wandte ich meinen Blick von dem Stern ab. Die Hirten gingen langsam, aber bestimmt in den Stall. Ich sah wieder den Stern an. Er gab mir das Gefühl, dass ich den Hirten folgen sollte. Ich hing mir einen Mantel über die Schultern und ging langsam zum Stall. Vorsichtig öffnete ich die Tür und schaute hinein.
Da lag es. Ein kleines Kind, in Windeln gewickelt in der Futterkrippe. Daneben die glücklichen Eltern, die ich wenige Stunden zuvor noch an meiner Tür begrüßt habe, aber abweisen musste. Das Kind war goldig! Die Mutter winkte mich heran und ich durfte es sogar einmal halten. Als das Kind mich anblickte, war es um mich geschehen. So ein schöner Moment war mir bis dahin noch nicht geschenkt worden.
In den Tagen darauf blieb der Trubel bestehen. Immer wieder kamen Menschen, die sich das Kind ansahen, und der große Stern leuchtete hell über dem Stall. Auch ich ging immer wieder herüber und besuchte die frisch gebackenen Eltern und ihr kleines Geschenk. Dieses kleine Kind war ein Geschenk des Himmels!

Annika

© by Annika Schneider. Staatlich examinierte Ergotherapeutin, Chefredakteurin von Mal-alt-werden.de. Bücher von Annika Schneider finden Sie hier.

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