Die Entwicklung der Wahrnehmung im Alter

Unternehmen Sie mit uns einleitend einen kleinen Exkurs in das Gehirn, genauer gesagt ins Zentrum der sensorischen Verarbeitung. Wo sitzt unsere Wahrnehmung eigentlich im Gehirn? Das Gehirn lässt sich vereinfacht gesagt in vier einzelne Bereiche einteilen: Stirn- und Scheitellappen, dahinter Hinterhauptlappen und seitlich die Schläfenlappen. Diese sind jeweils auf die zwei Gehirnhälften verteilt, die Großhemisphären genannt werden.

Diesen Rindenabschnitten des Gehirns sind einzelne Grundfunktionen zuzuordnen, z. B. Motorik, Sensorik, ästhetische Anteile, optische und akustische. Es gibt also verschiedene Zentren. Wobei man unter dem Begriff Zentrum hier einen Teil des zentralen Nervensystems versteht, der beispielsweise für sinnesspezifische zentralnervöse Vorgänge eine ausschlaggebende Bedeutung hat (vgl. Wirth, 61). Betrachten wir den genauen Sitz von ein paar Zentren, um uns im Gehirn ein wenig zu orientieren. Sie sind von Relevanz, denn wir wollen uns nachfolgend mit einer spannenden Frage auseinandersetzen: dem Altern in Bezug auf unsere Wahrnehmung.

 

Die Zentralregion der sensorischen Wahrnehmung (Tasten und Fühlen) im Allgemeinen liegt hinter der motorischen im Scheitellappen oben auf der Großhemisphäre.

Das Hörzentrum hat bspw. seinen Sitz im Schläfenlappen. Genauer gesagt in der vorderen Heschl-Querwindung (Gyrus temporales transversus anterior), also in der ersten Querwindung (deshalb transversus) der Schläfenwindung.

Die Regio optica, also das Sehzentrum, heißt Gyri occipitales laterales und befindet sich im hinteren Bereich des Gehirns in der Nähe des Kleinhirns. Dieses sogenannte Cerebellum ist übrigens für Funktionen wie unser Gleichgewicht und die Kontrolle der Motorik zuständig.

 

Was kann nun beim sogenannten Altern passieren? Wodurch altern wir? Sowohl die Reizaufnahme, -weiterleitung und -auswertung können jeweils eventuellen Einschränkungen unterliegen. Das erleben wir dann als Beeinträchtigungen unserer Funktionen und somit als älter werden. Das Altern ist an und für sich ein eher schleichender Prozess und einem daher oftmals selbst gar nicht so bewusst. Doch was viele nicht wissen, ist, dass mit kleinen Trainingseinheiten viel Nutzen verbunden sein kann. Werden wir uns bewusst über die möglichen altersbedingten Veränderungen der einzelnen Sinnesorgane! Denn dann können wir mit routinierten, kleinen und täglich ausgeführten Übungen einzelne Sinne stärken und das Gehirn unserer Senioren fitter halten. Zu großen Einschränkungen präventiv vorzubeugen, sollte definitiv auch ein Ziel der Pflege sein. Vielleicht erkennen Sie die eine oder andere Entwicklung ja bei einigen Senioren wieder?

Es ist also erst einmal interessant für uns, wie dieser beschriebene, schleichende Prozess genau aussehen kann. Haben wir einzelne Problemfelder identifiziert, können wir nämlich gezielt dagegen vorgehen. Insgesamt gibt es fünf Wahrnehmungsbereiche: das Sehen, das Hören, das Tasten, das Schmecken und das Riechen.

Beim Hören fällt eine beginnende Altersschwerhörigkeit beispielsweise oftmals erst spät auf. Ernste Hinweise darauf sind zum Beispiel, wenn man auf Gartenfeiern oder im Gruppengespräch Schwierigkeiten hat, dem Gespräch zu folgen oder den Sprecher auszumachen. Ein weiteres frühes Anzeichen für nachlassendes Hören kann sein, dass die Vögel plötzlich nicht mehr so zwitschern.

Für eingeschränktes Tastvermögen spricht zum Beispiel, dass das Nähen von Hand immer schwerer vonstattengeht. Dies kann allerdings auch auf ein Nachlassen des Sehvermögens zurückzuführen sein. Oftmals beeinträchtigen sich die einzelnen Ausfälle auch gegenseitig, also summativ.

Die englische Studie ELSA (Longitudinal Study of Aging) untersucht bei mehr als 18.000 Personen über 50 Jahren seit 2002 alle 2 Jahre das Altern. Interessant ist dabei für uns, welche Teile im Bereich “körperliche Veränderungen” untersucht werden. Neben Mobilität (Gleichgewicht), Treppen steigen, und Feinmotorik (eine Münze vom Tisch aufheben) sind das vor allem die einschneidenden, möglichen Veränderungen unserer Sinnesorgane:

  • Augen: Glaucoma/ dialektische Augenbeeinträchtigungen, Katarakt, Makuladegeneration
  • Fühlen: Parkinson, Arthritis, Diabetes, Schmerzempfinden
  • Gehör: Hörvermögen, Gleichgewicht und Schwindel
  • Riechen: Riechvermögen
  • Geschmack: Zahngesundheit und Schwierigkeiten, Geschmackswahrnehmung

Diese Erhebung zeigt, dass mögliche Veränderung in der Wahrnehmung explizit mit dem Alterungsprozess zusammenhängen (vgl. ELSA 2021).

Untersuchen wir dies im Folgenden etwas näher. Wie verändern sich also nun unsere verschiedenen Sinne möglicherweise im Alter ganz genau? Wir widmen uns in diesem Artikel nachfolgend gezielt jedem einzelnen Wahrnehmungsbereich unserer 5 Sinne, zunächst dem Sehen.

 

Die visuelle Wahrnehmung – das Sehen

Unser Sehen ist der Sinn der mit dem Alter oft als erstes nachlässt. Dessen Einschränkungen werden oft als erstes bemerkt durch die etablierte Routine regelmäßiger Augenarztuntersuchungen. Wir gehen gleich näher darauf ein, doch beginnen wir zunächst mit ein paar Fakten und interessante Zahlen in Bezug auf das Alter. Wann gilt man eigentlich als alt? In Spanien wird man im Schnitt mit 74 als alt eingestuft, während man in Italien und Frankreich bereits mit 70 Jahren als alternd angesehen wird. In Großbritannien, den USA und Kanada wird man hingegen mit 66 Jahren als alt wahrgenommen. Wo liegt nun Deutschland? Nach unserer Ansicht – das mag einen vielleicht überraschen – gilt man bereits mit 62 Jahren als alt (vgl. Statista 2021).

Die Entwicklung der visuellen Wahrnehmung bzw. unseres Sehsinns im Alter ist wohl die erste auffällige Veränderung im Alterungsprozess. Sehbehinderungen treten unter den 65-74-Jährigen in Deutschland bei 0,7 Prozent auf. Im höheren Alter sogar bei 2,4 Prozent (vgl. Ärzteblatt 2001).

Die Sehstörung wird zusammen mit dem Hören oft als sehr einschneidend erlebt, der Wegfall des Lesens der Tageszeitung beispielsweise. Von einem hohen Prozentsatz der Männer und Frauen ab 40 Jahren werden zunächst vor allem Einschränkungen des Sichtfeldes wahrgenommen, zum Beispiel beim Lesen oder Gesichter werden schlechter erkannt. Dabei sind im höheren Alter die häufigsten visuellen Symptome und Einschränkungen: grauer Star (Katarakt), Glaukom, altersabhängige Makuladegeneration, Gesichtsfeldtrübungen und Gesichtsfeldeinschränkungen (der sogenannte Tunnelblick).

Schauen wir uns jetzt einmal an, was denn das Sehen als Sinn ausmacht und wie er definiert wird. Es ist einer unserer wichtigsten Sinne. Oft wird das blind sein als sehr große Beeinträchtigung erlebt, oder was denken Sie?

Das Sehen wird zunächst einmal definiert, als der Prozess, elektromagnetische Wellen mit dem Auge wahrzunehmen und durch die Netzhaut in elektrische Impulse umzuwandeln, also weiterzuverarbeiten. Die entstehenden Reizpotenziale werden über die Nervenbahnen zum Gehirn geleitet und dort in Bildern interpretiert.

Unsere visuelle Wahrnehmung hat sehr wichtige Funktionen inne, wie die Informationsaufnahme und die räumliche Orientierung. Kontraste werden oftmals als Erstes weniger deutlich wahrgenommen oder es kommt zu auffälligen Schwierigkeiten, sich an verschiedene Lichtbedingungen mit den Augen anzupassen. Ab dem 45. Lebensjahr kann es zu einer Presbyopie kommen, einer geringer werdenden Akkommodationsfähigkeit, also Anpassungsfähigkeit der Linse.

 

Betrachten wir das an einem fiktiven Fallbeispiel:

Herr P. kann seit einiger Zeit Kontraste immer schlechter wahrnehmen und fühlt sich oft geblendet. Er fühlt sich unsicher auf den Beinen, er stößt immer öfter an die Schränke seiner Wohnung und seine Bücher hat er schon lange alle verschenkt. Auf dem Weg zum Einkaufen übersieht er die letzte Treppenstufe und stürzt.

 

Es gibt viele mögliche Probleme, die uns begegnen können, wenn die Augen altern. Sehprobleme sind bei Senioren oft ursächlich für schwerwiegende Stürze verantwortlich. Auch die geistige Leistung und das soziale Leben können dadurch eingeschränkt sein. Depressionen können sich als Sekundärfolge entwickeln.

Was sind nun präventive oder rehabilitative Maßnahmen, um dem gegenzusteuern? Darunter fallen die Brillenkorrektur oder die Versorgung mit Kontaktlinsen. Aber auch mikrochirurgische Eingriffe können hier rehabilitativ wirken. Doch was kann man nun präventiv alles unternehmen, um weiteren Verschlechterungen und Auswirkungen vorzubeugen? Regelmäßige Augenuntersuchungen, das Behandeln von Krankheiten und das Verschreiben individueller Sehhilfen oder optische und sogar elektronische Hilfsmittel können hier vorbeugen. Tipps wären hier z. B. Lupengläser- oder Brillen, optimierte Beleuchtung, Bildschirmlesegeräte und Kontrastverstärkung. Mit diesen Hilfsmitteln blüht eventuell sogar das soziale Leben wieder auf (vgl. Gesund aktiv 2021).

 

Haptische Sinneseindrücke – das Tastsinnsystem

Zunächst wie gewohnt einleitend ein paar interessante Zahlen und Ziffern zum Altern. Diesmal aus den vergangenen Jahrhunderten. Am Ende des 19. Jhd. lag die Lebenserwartung in Europa gerade einmal bei 42,7 Jahren. Heute können wir uns über 80,59 agile Lebensjahre freuen.

Frauen werden im Schnitt in Deutschland sogar 83 Jahre alt.

Vor allem der medizinische Fortschritt, bessere Pflege im Alter, aber auch gesündere Ernährung und mehr Bewegung verbessern unsere Lebenswahrscheinlichkeit (vgl. Alzheimer 2021).

Ab wann beginnt dann eigentlich das Altern? Wenn man danach geht, wann unsere Organe den ersten Einschränkungen unterliegen, nun dann recht früh!

Die Haut beispielsweise verliert recht zeitig mit 20 bereits an Spannkraft. Die Elastizität unserer Haut ist also Einschränkungen unterlegen. Mit 30 verdünnt sich die Bandscheibe, unsere Haare ergrauen allmählich ab 35 und auch die Muskulatur kann abnehmen (vgl. Moleqlar 2021).

Betrachten wir nun einen weiteren spannenden Sinn unserer sensorischen Wahrnehmung. Eruieren wir doch in diesem Abschnitt ein paar präventive Maßnahmen, um unser Fühlen und Tastvermögen zu stützen und aktiv zu erhalten.

Wir definieren zunächst dieses haptisch-taktile Sinnesorgan unsere Haut und Ihre Wahrnehmungsfunktion etwas genauer. Die Tastwahrnehmung durch die Haut wird als Haptik bezeichnet und ist die Lehre der Wahrnehmung durch Berührung. Die taktile Wahrnehmung kann genauer als passive Wahrnehmung eher mechanisch geprägter Reize beschrieben werden. Hauptsächlich geschieht dies über Mechanorezeptoren. Taktil und haptisch, wo liegt jetzt dabei genau der Unterschied? Die haptische Wahrnehmung kann als aktiv beschrieben werden, also das aktive Erfühlen von Objekten, die taktile als passive Tastsinnesleistung.

Das Tasten hat dabei drei Teildimensionen. Um sie zu benennen sind das: Exterozeption (Wahrnehmung der äußeren Umstände), Interozeption (Sensibilität aus dem inneren des Körpers) und Propriozeption (Reizwahrnehmung aus Muskeln und dem Skelett).

Bereits in einem Alter von 20 Jahren können in diesem Wahrnehmungsbereich erste retardierende Momente stattfinden. Berührungsreize an den Fingerspitzen nehmen in diesem Alter schon mit ungefähr einem Prozent ab. Die Ursache dafür liegt im neuronalen Abbau und in den Meissner-Merkel-Rezeptoren.

Die aktive und haptische Wahrnehmung nimmt etwas später im Alterungsprozess ab. Das liegt an der Verringerung der tastsensiblen Rezeptoren, was oftmals auch mit Gleichgewichtsstörungen einhergeht. Interozeptiv verändern sich noch etwas später die viszeralen Schmerzreize (Limbisches System: den Eingeweiden zugehörig). Ein häufiges Klagen über Schmerzen mit Summationseffekt wird bei den Senioren beobachtet. Ein gestilltes Bedürfnis an sozialer Interaktion mit unveränderten Berührungen kann den gravierenden Sekundärfolgen Einsamkeit und Depressionen aber vorbeugen (vgl. Ärzteblatt 2021).

 

Fallbeispiel: das Schmerzempfinden bei Frau L. ist im Alter immer weiter angestiegen. Sie musste medikamentös immer wieder neu eingestellt werden. Auf Reize wie Druck und Berührung reagiert ihre Haut leichter. Ihr fallen eventuell immer öfter Gegenstände aus der Hand. Sie verbrennt sich an der Kerze oder am Herd, ohne es zu bemerken. Denn auch Temperaturempfindungen spielen hier eine Rolle. Die Adaptionsfähigkeit der Sensorik: Die haptische und oder taktile Wahrnehmung wird eventuell weniger sensitiv. Bei Seniorin L. sollte daher auch eine mögliche Diabetes diagnostisch abgeklärt werden.

 

Ergotherapeutische Übungsmomente können hier entgegenwirken. Das Gehirn kann wieder lernen, bestimmte Reize zu fühlen!

Das Ärzteblatt (2021) schreibt hierzu, dass jede der drei Tastsinnesdimensionen durch Übungen trainierbar sei. Übungen zur Propriozeption beispielsweise können demnach der Häufigkeit von Stürzen entgegenwirken.

 

Auditiver Input – das Hörvermögen

Auch beim Abschnitt zu unserem Gehör folgen einleitend ein paar interessante allgemeine Worte, Zahlen und Fakten. Sie denken ebenfalls: 65 Jahre ist doch kein Alter? Medizinisch betrachtet sind wir heutzutage scheinbar wirklich länger fit als früher! Als 65-Jähriger ist man heute so gesund wie ein 50-Jähriger es in den 80iger Jahren war!

Übrigens, das gefühlte Alter kann dabei ganz anders aussehen: Menschen, die große Erfüllung in ihrer Beschäftigung finden, fühlen sich bis zu einem Drittel jünger, als sie sind.

In Bezug auf Wahrnehmen und Denken lässt allerdings die Geschwindigkeit nach. Grundsätzlich kann das eigene Wissen aber weiter ausgebaut werden und man gewinnt ja auch an Lebenserfahrung. Ältere Generationen machen übrigens weniger grobe Fehler und können leichter den Überblick behalten (vgl. Alzheimer 2021).

Was passiert nun, wenn unser Gehörsinn nachlässt? Hören ist Wissensaufnahme! Was ändert sich also beim Altern womöglich? Ungefähr mit 60 Jahren nimmt oft zunächst im Hochtonbereich die Hörschwelle ab. Sie fällt mit ungefähr einem Dezibel (dB) jedes Lebensjahr. In Dezibel wird der hörbare Schalldruck angegeben. Bei 60 dB liegt ein normales Gespräch, bei 120 dB ist dann wirklich die Schmerzgrenze erreicht (vgl. Ärztezeitung 2001).

Das Hören ist als eigenständiger Sinn sehr wichtig. Wir definieren es folgendermaßen: Unser Gehör wandelt die Schallwellen in akustische Reize um. Über den Nervus vestibulocochlearis, den Hörnerv, werden die Stimuli ins Gehirn geleitet und dort als Höreindruck interpretiert.

Eine große Rolle spielen dabei der Gehörgang mit dem Trommelfell, die Gehörknöchelchen (Hammer, Amboss und Steigbügel) und die Cochlea, also die Gehörschnecke mit den Bogengängen, in denen das Gleichgewichtsorgan sitzt. Eine Presbyakusis (altersbedingte Schwerhörigkeit) beginnt mit circa 70 Jahren.

Als fiktives Fallbeispiel dient uns Seniorin Fräulein H., die bereits seit einiger Zeit den Gesprächen ihrer Freundinnen nicht mehr folgen kann. Sie reagiert immer öfter unsicher oder mit falschen Antworten. Ein paar Mal wendet sie sich dem falschen Sprecher zu. Fräulein H. telefoniert nicht mehr gern, obwohl sie früher stundenlang mit ihrer lebhaften Enkelin plauderte. Ihr Gangbild ist auch unsicherer und sie klagt über Schwindel.

Mit sozialer Isolation und einigen gravierenden, möglichen Einschränkungen oder Problemen im Alltag muss man also eventuell rechnen. Eingeschränktes Richtungshören und Unsicherheit im Straßenverkehr (Warnfunktion) wegen eingeschränkter Geräuschdiskrimination sind mögliche Folgen (vgl. Forschungsinformationssystem 2021).

Auch die Bogengänge sitzen an der Cochlea. Einschränkungen des Gleichgewichts könnten also auch auftreten. Solche Störungen sind oft multifaktoriell bedingt. Sie hängen neben vestibulären häufig auch mit visuellen oder somatosensorischen (Körperwahrnehmung) degenerativen Veränderungen zusammen. Dabei ist es oft schwierig, zwischen Schwindel und undifferenziertem Unsicherheitsgefühl zu unterscheiden. Das Hauptrisiko für Stürze liegt in solchen Beschwerden begründet (vgl. Ärztezeitung 2001).

Rechtzeitige Hörgeräteanpassungen sollten wirklich frühzeitig erfolgen und sind sehr wichtig. Es sind heute nur erschreckende 5,8 Prozent aller 60-69-Jährigen mit Hörgeräten versorgt. Dabei gibt es Im-Ohr-Modelle, die fast unsichtbar sind! Rechtzeitig auf Hörhilfen zurückzugreifen und seinen Hörnerv damit zu trainieren und zu stimulieren kann sich durchaus lohnen. Es wird nämlich ein Zusammenhang zwischen Hörstörungen und kognitiven Leistungen vermutet. Damit kann auch ein erhöhtes Risiko für Demenz einhergehen.

Die beste Prävention ist hier also die individuell angepasste Hördiagnostik mit einer gründlichen Hörgeräteanpassung. Therapeutisch kann zusätzlich Gleichgewichtstraining helfen. Ergotherapie zur Sturzprophylaxe und Gehtraining senken das Risiko zu stürzen um 23 Prozent (vgl. Ärztezeitung 2001).

 

Olfaktorische Reize – das Riechen

Wussten Sie bereits, dass es auf der Welt mittlerweile laut Statistischem Bundesamt über 533 000 Hundertjährige gibt? Das sind vier Mal mehr als im Jahr 2000 (vgl. Alzheimer 2021).

Welches Alter unsere Kinder als Senioren erreichen können? Die demografische Forschung des Max-Planck-Instituts in Rostock prognostiziert jeder dritten neuen Erdenbürgerin eine 100-jährige Lebenserwartung. Von den Jungs kann jeder zehnte auf dieses hohe Lebensalter zusteuern (vgl. Moleqlar 2021).

Wenden wir uns nun langsam der olfaktorischen Wahrnehmung zu.

In der allgemeinen Bevölkerung sind wohl 3,6 Prozent davon betroffen, dass ihre Riechwahrnehmung gänzlich fehlt (Anosmie). Das ist mit Folgen verbunden, denn auch dieser Sinn hat eine Warnfunktion. Denken wir an Gerüche von Bränden oder Säuren wird das schnell klar. Auch der Genuss von Essen ist dadurch eingeschränkt, denn Riechen und Schmecken gehören zusammen (vgl. Ärzteblatt 2001).

Zunächst folgt wie gehabt ein kleiner Definitionsversuch dieses Sinnes: Das Riechen definieren wir als eine Form von Chemorezeption. Sie dient der Perzeption (Wahrnehmung) von Geruchsstoffen mithilfe der Nase.

Der neuronale Apparat unseres Geruchssinnes liegt dabei in der Nasenhaupthöhle, genauer gesagt im Riechepithel. Für die Interpretation der Reize im Gehirn sorgt der Nervus olfactorius.

Wie verändert sich nun unsere Riechempfindung bis in das hohe Alter? Die Riechempfindungen nehmen sukzessive ab. Ab 80 Jahren ist unsere Fähigkeit dazu bereits bei einem Drittel fast vollständig verschwunden! Eine eingeschränkte Riechwahrnehmung kann neben den bereits beschriebenen primären Folgen als Sekundärfolge auch Depressionen auslösen. Es ist auch gut zu wissen, dass Riechstörungen frühe Symptome für idiomatisches Parkinson darstellen können. Sie können also auch auf neurodegenerative Erkrankungen hinweisen (vgl. Ärzteblatt 2001).

 

Als Fallbeispiel mit möglichen Einschränkungen oder Problemen im Alltag könnten wir uns Frau M. vorstellen. Sie, die Blumen immer so liebte, hat plötzlich keine Freude mehr an ihnen und isst auch zunehmend schlechter. Außerdem wundert sich die Pflegekraft, dass sie, die immer so gepflegt war, plötzlich immer öfter ungepflegt erscheint und auch etwas riecht. Frau M. scheint das selbst kaum wahrzunehmen.

 

Riechstörungen treten im Alterungsprozess sehr häufig auf. Die gute Nachricht ist dabei jedoch, dass sich in jüngeren Jahren das Riechepithel grundsätzlich noch generieren kann. Ein Riechtraining kann also durchaus positive Effekte haben (vgl. Ärzteblatt 2001).

Eine Verminderung unserer Riechwahrnehmung schränkt auch unseren nächsten Sinn ein, denn beide hängen zusammen.

 

Sinnesreize über den Mund – das Schmecken

Wir leiten diesen Abschnitt unserer Reihe wieder mit einigen interessanten, allgemeinen Fakt zum Altern ein. Die Anzahl Pflegebedürftiger hat sich bei uns von 1999 bis 2019 tatsächlich verdoppelt! Ursächlich für den Anstieg von 2 auf 4 Millionen ist zum größten Teil die Babyboomer-Generation der 50 und 60 Jahre (vgl. Demografieportal 2001).

Hier kommen noch weitere interessante Fakten und Zahlen und Ziffern: Wir schmecken süß, salzig, bitter, sauer und umami. Ganze 5 Prozent der Bevölkerung zeigen Beeinträchtigungen dieser Geschmacksrichtungen (vgl. Ärzteblatt 2021).

Die Definition besagt: Der Geschmack ist ein sehr komplexer Sinneseindruck. Er wird auch als gustatorische Wahrnehmung bezeichnet. Definiert werden kann er wie folgt: Er entsteht bei der Nahrungsaufnahme im Zusammenspiel zwischen Geschmacks- und Geruchssinn und dient in seiner Warnfunktion dem Erkennen von Giftstoffen.

Dazu arbeiten die Geschmacksknospen mit Blätter-, Faden-, Wall- und Pilzpapillen auf der Zunge und afferente Neuronen des Geschmackssystems zusammen (Definition 2021).

Unser Fallbeispiel Herr X. isst seine Nahrung zunehmend mechanisch. Es gelingt ihm nicht mehr so gut geschmackliche Unterschiede wahrzunehmen. Er versucht täglich so viel zu trinken, wie seine Tochter ihm an den Nachttisch stellt. Der Mund fühlt sich oft trocken an, ein Verlangen danach zu trinken, hat er aber selten.

Ursachen für die möglichen Veränderungen der gustatorischen Wahrnehmung können eine Funktionseinschränkung der Papillen sein, eine veränderte Produktion des Speichels oder aber Schwierigkeiten der zentralen Verarbeitung. Aber es können auch idiomatische Erkrankungen ursächlich sein, also ohne bekannte Ursache. Therapeutisch kann kaum etwas unternommen werden, es sind praktisch keine Maßnahmen etabliert (vgl. Ärzteblatt 2021).

 

Fazit

Von den 70-79-Jährigen zeigen circa 40 Prozent eine Funktionsbeeinträchtigung und 25 Prozent Störungen mehrerer Sinne! Die einzelnen Sinnessysteme können also Einschränkungen unterliegen und bereits das kann weitreichende Folgen haben. Oftmals treten sie aber auch in Kombination auf. Prävention durch regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen und multimodale Therapieansätze sind hier der Schlüssel zum Erfolg (vgl. Ärzteblatt 2001).

Es soll abschließend betont werden, diese zuvor beschriebenen möglichen altersbedingten Veränderungen sind eben nur dies – mögliche Einschränkungen. Lassen wir Prof. Dr. Englert den folgenden Schluss daraus ziehen. Er spricht von einem Irrglauben. Es wäre fatal zu denken, dass man bestimmte Dinge im Alter oft nicht mehr kann, wie zum Beispiel neue Sprache erlernen oder ein Instrument. Diese Idee, dass Gehirnleistungen im Alter unweigerlich nachlassen und unsere Gehirnzellen abgebaut werden, die stimme nicht (vgl. ZDF, Dokumentation 2019).

Halten wir uns also an seine Empfehlung, nach der Pensionierung neue Dinge anzufangen und unsere Sinne fit zu halten. In kleinen täglichen Übungen steckt ein wirklich enormes Potenzial.

Zusammenfassend lässt sich ergo feststellen: Senioren können Problemen und Veränderungen der Sensorik, aber auch der kognitiven Leistung und der Motorik mit Kompensationsstrategien positiv beeinflussen. Das können tägliche Trainings der einzelnen Bereiche sein, aber auch individuell angepasste Hilfsmittel (vgl. Forschungsinformationssystem 2021).

 

Quellen

Statista 2021 https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1086568/umfrage/wahrnehmung-des-alters-in-dem-man-alt-ist-weltweit/

Demografieportal 2021 https://www.demografie-portal.de/DE/Fakten/pflegebeduerftige.html

Alzheimer 2021 https://alzheimer.ch/de/alltag/lebensraum/magazin-detail/647/altern-in-zahlen/

Moleqlar 2021 https://www.moleqlar.de/altern-ist-was-man-daraus-macht-zahlen-und-fakten/

ELSA 2021 https://www.elsa-project.ac.uk/

Ärzteblatt 2021 https://www.aerzteblatt.de/archiv/220424/Funktionseinschraenkungen-der-Sinne-im-Alter

Psychologie 2021 https://www.psychologie.uzh.ch/dam/jcr:00000000-0fff-14a1-ffff-ffffd15079ae/Sonos_2014.pdf

Forschungsinformationssystem 2021 https://www.forschungsinformationssystem.de/servlet/is/396386/

Definitionen 2021

https://flexikon.doccheck.com/de/

Apotheken 2021 https://www.apotheken.de/krankheiten/hintergrundwissen/10299-sinnesorgane-und-koerperwahrnehmung-im-alter

ZDF 2021 https://www.zdf.de/dokumentation/37-grad/fakten-zum-aelter-werden-100.html 2019

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