Hoffnungsgeschichte: Der Wellensittich. Kostenlos
Geschichten für Senioren, die Hoffnung schenken. Heute mit einem Wellensittich.
Der Wellensittich
Frau Trude Wollner hatte eine kleine Wohnung mit schönem Balkon in einer betreuten Wohnungsanlage. Hier wohnte sie schon seit einiger Zeit, nachdem ihr Mann gestorben war und die Kinder nicht mehr in der Stadt wohnten, war sie hierher gezogen. Seit einem Jahr hatte sie einen Wellensittich. Ihr Enkelsohn Sebastian hatte ihn ihr zu ihrem 85. Geburtstag geschenkt, „Damit du nicht so allein bist und immer jemanden hast, der dich unterhält.“
Und das tat Heini auch – so hatte sie ihn getauft. Er zwitscherte den ganzen Tag und er machte viel Dreck. Immer flogen Federn herum und Hülsen von seinem Hirsefutter. Wenn sie den Vogelkäfig öffnete und er durch das Wohnzimmer flog, sich mal hierhin und mal dorthin setzte, hinterließ er natürlich auch noch andere Andenken… Das war ihr alles zuerst gar nicht recht. Diese viele Arbeit. Immer alles wegwischen und staubsaugen. Ständig den Vogelkäfig sauber machen und immer schauen, ob auch genug Futter da war. Aber nach ein paar Wochen hatte sie sich an Heini gewöhnt. Sie freute sich, wenn sie morgens das Tuch vom Käfig nahm und er sie mit seinem „Piep Piep“ begrüßte und sie freute sich besonders, wenn er sich auf ihre Schulter setzte und sein Köpfchen an ihrem Hals rieb.
Und dann war Heini weg.
Es war an dem Tag als Ingrid, ihre Putzhilfe, kam. Sie hatte die Fenster geputzt und Frau Wollner hatte wohl den Vogelkäfig nicht richtig zugemacht. Heini war fortgeflogen. Frau Wollner regte sich entsetzlich auf. Sie saß in ihrem Sessel und zitterte und machte sich furchtbare Sorgen. Ingrid suchte auf der Straße und rief immer „Heini, Heini komm!“ Die Nachbarn machten die Fenster auf und die Leute auf der Straße guckten unter die Autos und in die Bäume. Ingrid musste dann nach Hause gehen und die Nachbarn fanden es nach einiger Zeit auch nicht mehr interessant und schlossen ihre Fenster. Aber Frau Wollner öffnete ihre Fenster ganz weit. Sie setzte sich in ihren Sessel und wartete den ganzen Nachmittag. Sie hoffte, dass Heini nichts passiert war und er wiederkommen würde.
Und tatsächlich! Es wurde schon dunkel als ein „Piep Piep“ ertönte. Und mit einem Flattern saß Heini auf einmal auf Frau Wollners Schulter und rieb sein Köpfchen an ihrem Hals.
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