Gesundheitsökonomie und der demografische Wandel

Gesnudheitsökonomie ist ein wichtiges Feld der Ethik.

Grundlegende Fragen des Gesundheitssystems drehen sich vor allem um die Verteilung von begrenzten Mitteln. Welche Art der Verteilung ist gerecht oder wird als gerecht empfunden?

Das Thema ist hoch emotional und das Empfinden, zu dem was „gerecht“ und dem was „ungerecht“ ist, geht stark auseinander.

Im Rahmen dieser Diskussion werden zum Beispiel Maßnahmen diskutiert, bei denen bestimmte Gesundheitsleistungen nicht mehr finanziert werden sollen. Auch an dieser Stelle wird die Eigenverantwortung thematisiert. Soll die Behandlung von Krankheiten, die (mutmaßlich) selbstverschuldet sind, weiterhin solidarisch finanziert werden?

Können unsere sozialen Sicherungssysteme den demografischen Wandel verkraften?

Das Schlüsselwort in der Diskussion über Gesundheitsökonomie ist „Rationierung“. Nach Birnbacher (1999) kann von Rationierung immer dann gesprochen werden, wenn als wichtig anerkannte knappe Güter nicht über den Markt, sondern über zentrale Stellen an Hand von festgelegten Kriterien verteilt werden. Dramatisch wird die Rationierung dadurch, dass man erst dann von ihr spricht, wenn der Bedarf nicht voll gedeckt werden kann. Dabei ist nicht jede Begrenzung von Leistungen auch sofort eine Rationierung. Im Einzelfall kann es sehr wohl strittig sein, ob eine Rationierung vorliegt. In der heutigen Verteilungspolitik kann zum Beispiel bei der Vergabe von Organtransplantationen von einer Rationierung gesprochen werde. Fälle in denen unstrittiger Weise eine Rationierung auf Grund des Alters vorliegt, sind zum Beispiel aus Großbritannien bekannt, wenn älter Patienten keine Dialyse mehr bekommen (Birnbacher 1999).

Rationalisierung

Wenn die deutschen Gesundheitsausgaben mit den internationalen verglichen werden, dann kommen Experten teilweise zu dem Ergebnis, dass die erreichten Ziele und die finanziellen Aufwendungen in keinem guten Verhältnis stehen (Brunner 2001). Während einige Experten davon ausgehen, dass sich flächendeckende Rationierungen durch Rationalisierungen und Kostenverlagerungen vermeiden lassen, halten andere dies auf Grund des schnell voranschreitenden medizinischen Fortschritts und den damit verbundenen Kosten für unvermeidbar. Gleichwohl ist die Rationalisierung eine moralische Forderung, wenn sie eine Rationierung hinausschieben kann. Ineffiziente Handlungsweisen wie Fehlbelegungen, Überdiagnostik und die Finanzierung von Therapien und Diagnoseverfahren, die keinen Erfolg versprechen, sind nur einige Beispiele für Bereiche, in denen eine Rationalisierung sinnvoll ist (Birnbacher 1999).

Es ist bereits angeklungen, dass der medizinische und in diesem Zusammenhang vor allem der technologische Fortschritt in einem engen Zusammenhang mit den gestiegenen Kosten im Gesundheitswesen steht. Der Anstieg der Zahl der älteren Menschen ist also nicht der einzige Grund für den Anstieg der Kosten im Gesundheitswesen. Die Finanzierung des technischen Fortschritts spielt auch eine wichtige Rolle. Brunner(2001) stellt sogar die Frage, ob er nicht sogar den größeren Anteil an der Kostensteigerung hat.

Quellen:

Beauchamp, T.L., Childress, J.G. (2001): Principles of Biomedical Ethics. New York: Oxford University Press.
Birnbacher, D. (1999): Ethische Probleme der Rationierung im Gesundheitswesen. In: Brudermüller, G. (Hrsg): Angewandte Ethik und Medizin. Würzburg: Königshausen und Neumann.
Brockhaus (2005): Der Brockhaus. In einem Band. Jubiläumsedition 2005. 11. Auflage.
Leipzig: F.A. Brockhaus.
Brunner, H. (2001): Gesundheitsökonomie und Altersrationierung- (k)ein Thema in Deutschland. In Möller, P. (Hrsg.): Die Kunst des Alterns. Medizinethische Diskurse über den Alterungsprozess in exogener Einflussnahme. Frankfurt am Main: Peter Lang.
Bryant, T. (2011): Alterungsangst und Todesgefahr- der deutsche Demografiediskurs (1911-2011). In: APuZ-11/2011, S.40-46.
Enquete-Kommision (2002): Recht und Ethik in der modernen Medizin. Berlin: Deutscher Bundestag, Referat Öffentlichkeitsarbeit.
Kuhlmey, J. (2008): Versorgung älterer Menschen aus ethischer Perspektive. In: Kuhlmey, A. (Hrsg.): Alter, Gesundheit und Krankheit. Bern, S.400-411.
Hellmchen, H., Kanowsi, S. & Lauter, H. (2005): Ethik in der Altersmedizin. Stuttgart: Kohlhammer.
Steinvorth, U. (1999): Angewandte Ethik und Zivilgesellschaft. . In: Brudermüller, G. (Hrsg): Angewandte Ethik und Medizin. Würzburg: Königshausen und Neumann.
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Natali

© by Natali Mallek. Dipl. Sozialpädagogin/ Sozialarbeiterin, Gedächtnistraininerin, Master of Arts "Alternde Gesellschaften", Gründerin von Mal-alt-werden.de. Bücher von Natali Mallek finden Sie hier. Fortbildungen mit Natali Mallek finden Sie hier.

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