Gedächtnistraining und Aktivierung-

Andrea Friese im Interview.

Adrea Firese im interview über Gedächtnistraining und Aktivierungen

 

 

Hallo Frau Friese, stellen Sie sich doch bitte kurz vor.
Ich bin examinierte Lehrerin (Deutsch und Religion) für die Sekundarstufen 1 und 2, habe anschließend mehrere Jahre Erfahrung in der Kinder-, Jugend- und Erwachsenenbildung gesammelt und war danach 18 Jahre im Sozialen Dienst eines Seniorenzentrums tätig. Seit 2010 bin ich Pädagogische Leitung des Bundesverbandes Gedächtnistraining e. V. Daneben übe ich eine freiberufliche Tätigkeit als Gedächtnistrainerin und Referentin im Bereich „Ganzheitliches Gedächtnistraining“ aus.

 

„Gedächtnistraining“ ist als Angebot in der Seniorenarbeit sehr weit verbreitet. Was bringt einem eine Ausbildung zum Gedächtnistrainer?
Zum einen bietet der BVGT e.V. den Erwerb fachlicher Kompetenzen und eines Methoden-Know-Hows durch eine fundierte Ausbildung in drei Teilen mit der Möglichkeit, ein Zertifikat zu erwerben – der gemeinnützige Verband ist selbst als qualitätstestierte Weiterbildungseinrichtung zertifiziert. Zum anderen stellen Plattformen wie Arbeitskreise und das interne Mitgliedernetzwerk viele Foren zum Austausch bereit, und in professionellen Fortbildungen gibt es Möglichkeiten zum Weiterlernen. Zudem ist der BVGT e.V. ständig bemüht, die Notwendigkeit des Ganzheitlichen Gedächtnistrainings in die Öffentlichkeit zu transportieren.

 

Sie haben zahlreiche Bücher veröffentlicht. Welche sind das zum Beispiel?
„Aus der Praxis für die Praxis“ – so sind alle Publikationen entstanden. Das heißt: Zunächst einmal habe ich die Bücher wie z.B. den „Adventskalender – 24 Kurzaktivierungen in der Adventszeit“ oder die jahreszeitlich orientierten Kurzaktivierungen „Frühlingsgefühle“, „Sommerfrische“, „Herbstvergnügen“ und „Winterfreuden“ für mich und meine Pflegekolleginnen im Seniorenheim geschrieben. Wir haben die 10-Minuten-Aktivierung nach Ute Schmidt-Hackenberg dort schon vor vielen Jahren eingeführt, und um die immer knapper werdenden Zeitressourcen gut ausnutzen zu können, habe ich dann thematische Einheiten erstellt, die zeitlich jedoch variabel einsetzbar sind und auch ohne Material auskommen können. Anregungen zur Sinneserfahrungen sind jedoch immer dabei.
Mit meiner Kollegin Ursula Hirt vom Schweizer Bundesverband Gedächtnistraining ist das Buch „Ganzheitliches Gedächtnistraining – Anregungen für die geistige Aktivierung von Menschen mit Demenz: Im Sauseschritt vergeht die Zeit. Eine Arbeitsmappe mit 10 Trainingseinheiten“ entstanden. Und das „FiBi-Freunde-Spiel“, das ganz viele Anregungen für Kinder im Grundschulalter bietet, lässt sich durchaus auch für das Gedächtnistraining im Seniorenbereich oder generationenübergreifend nutzen.

 

Können Sie vielleicht eine kleine Anekdote erzählen, die verdeutlicht, was Sie mit Ihrer Arbeit erreichen können?
Ja, die Kurzaktivierungen habe ich am Nachmittag oft nach der gemeinsamen Kaffeerunde durchgeführt, und zwar länger als nur 10 Minuten. Sehr gut in Erinnerung sind mir einige Bewohnerinnen, die trotz ständiger Unruhe bei solchen Aktivierungsrunden ganz lange konzentriert sitzen geblieben sind, mindestens eine Stunde. Und sich auch ins Gespräch eingebracht haben ….
Und eine Dame, von der ich beim Thema „Abzählreime“ für das Buch „Sommerfrische“ ein Foto gemacht hatte und deren Kurzzeitgedächtnis keine Merkfähigkeit mehr aufwies, erkannte mich trotz ihrer weit fortgeschrittenen Demenz immer wieder, wenn ich sie traf: „Ach, Sie sind doch die, die mich fotografiert hat: Eins, zwei, drei…!“ Vielleicht war es hier auch die Aktivierung des Langzeitgedächtnisses in Kombination mit Fingerübungen und biografischen Elementen und – ganz wichtig – Freude an der Sache!

 

Woher nehmen Sie Ihre ganzen Ideen?
Die kommen ständig, auch in der Freizeit. Oft genügt ein kleiner Anstoß oder eine Bemerkung, auch von Menschen mit Demenz. Aber diese kreative Ader habe ich schon bei ganz vielen Gedächtnistrainer(inne)n erlebt, die nach der Ganzheitlichen Methode ausgebildet sind.

 

Stoßen Sie in Ihrer Arbeit mit Demenzkranken auch manchmal an Grenzen?
Natürlich, besonders bei Menschen mit Demenz, die aufgrund ständiger Bettlägerigkeit immobil sind. Diese Personen haben kaum noch die Möglichkeit, selbst Einfluss zu nehmen. Hier heißt es genauer hinschauen und sich einfühlen. Denn auch die Orientierung an den biografischen Angaben kann zu Fehlschlüssen führen; Wohlfühlfaktoren können sich ändern. Das, was ein Mensch jahrelang favorisiert hat, kann auf einmal gegenteilig wirken. Und das macht die Aufgabe so schwierig. Wichtig ist, dass der / die andere spürt, dass man da ist.

 

An welchen Projekten arbeiten Sie zurzeit und was haben Sie für Zukunftspläne?
Momentan sammle ich wieder Ideen für den nächsten „Tischkalender 2013“, den ich zusammen mit Petra Fiedler und Bettina Jasper erstelle. Ein weiteres Buch in der Reihe „Woche für Woche aktivieren“ entsteht wieder zusammen mit Anne Halbach, aber der Titel wird noch nicht verraten. Und für den Bundeverband Gedächtnistraining e.V. erarbeite ich mit einem Team neue attraktive Weiterbildungsangebote.

 

Herzlichen Dank, Frau Friese!!!

 

 

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Natali

© by Natali Mallek. Dipl. Sozialpädagogin/ Sozialarbeiterin, Gedächtnistraininerin, Master of Arts "Alternde Gesellschaften", Gründerin von Mal-alt-werden.de. Bücher von Natali Mallek finden Sie hier. Fortbildungen mit Natali Mallek finden Sie hier.

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