Eine einzigartige Liebe. Eine Liedergeschichte zum beliebten Volkslied “Horch, was kommt von draußen rein”

In dieser Liedergeschichte zum Vorlesen und Mitsingen zu dem beliebten Volkslied “Horch, was kommt von draußen rein” geht es um eine ganz besondere Liebe.
Lesen Sie die Geschichte vor und singen Sie an den entsprechenden Stellen die angegebene Strophe des Volksliedes “Horch, was kommt von draußen rein”.

Eine einzigartige Liebe

Alma und Lukas lebten in einem kleinen Dorf in der Nähe eines großen Sees. Sie kannten sich schon seit Kindesbeinen an und hatten allerhand zusammen erlebt. Die beiden waren so unterschiedlich, wie man unterschiedlich nicht sein konnte. Und doch spürten sie tief in ihrem Innersten eine ganz besondere Verbindung.



Horch, was komm von draußen rein? Hollahi, hollaho!
Wird wohl mein Feinsliebchen sein. Hollahihaho!
Geht vorbei und kommt nicht rein, hollahi, hollaho!
Wird’s wohl nicht gewesen sein! hollahihaho!

Alma war ein echter Wirbelwind. Sie liebte das Leben und das Abenteuer, sprühte vor Begeisterung für die großen und kleinen Augenblicke und lebte ihre Freiheit.
Lukas war schon immer in Alma verliebt gewesen. Sie hatten als Kinder auf den Feldern gespielt und im Jugendalter stundenlang am Flussufer des Sees zusammengesessen. Sie haben über ihre Hoffnungen und Träume gesprochen und Schmerzen und Verluste beweint. Lukas wusste, dass Alma seine Liebe nie erwidern würde. Jedenfalls nicht die Form der Liebe, die er sich von ihr erhofft hatte.

Leute haben’s oft gesagt, hollahi, hollaho!
Dass ich ein Feinsliebchen hab, hollahiaho!
Lass sie reden, schweig fein still, hollahi, hollaho!
Kann doch lieben, wen ich will, hollahiaho!

Trotzdem blieben sie zusammen und gingen durch Höhen und Tiefen. Lukas war Almas Fels in der Brandung. Ihr Halt, ihr Zuversicht und ihr sicherer Hafen. Sie wussten, dass sie sich immer aufeinander verlassen konnten. Sie kannten ihr Gegenüber fast besser als sich selbst. Lukas war die Freundschaft zu Alma das wichtigste und wertvollste, das er hatte. Ihr enges Band wuchs Tag um Tag, Woche um Woche, Jahr um Jahr noch stärker. Und es war ihm wichtig, an ihrer Seite zu bleiben.

Leutchen, sagt mir’s ganz gewiss, hollahi, hollaho!
Was das für ein Lieben ist, hollahiaho!
Die man will, die kriegt man nicht, hollahi, hollaho!
Und ‘ne andre will ich nicht, hollahiaho!

Eines Abends – die beiden hatten einen wunderschönen, unbeschwerten Tag am See verbracht und saßen bei einem Glas Wein auf der Picknickdecke – nahm Alma seine Hand. Sie schaute auf den glitzernden See, auf dessen Oberfläche sich die untergehende Sonne spiegelte. Beide schwiegen und bewunderten das wunderschöne Bild, das sich ihnen bot. Irgendwann, nach einer Weile, brach Alma ihr Schweigen.
“Lukas,” sagte sie vorsichtig “ich habe oft über uns nachgedacht. Über unsere Freundschaft und deine Liebe zu mir.”
Lukas schluckte. Sein Herz klopfte auf einmal unfassbar schnell. Er sah Alma an. Er wollte nicht, dass sie etwas sagte, was ihre Freundschaft verändern könnte.

Wenn mein Liebchen Hochzeit hat, hollahi, hollaho!
Hab ich meinen Trauertag, hollahiaho!
Gehe in mein Kämmerlein, hollahi, hollaho!
Trage meinen Schmerz allein, hollahiaho!

Sie holte Luft. “Ich weiß, dass ich deine Liebe nicht erwidere. Und das tut mir unendlich leid”, fuhr Alma fort, “aber das bedeutet nicht, dass ich dich nicht liebe. Du bist mein Fels. Du bist meine Konstante in dieser unbeständigen Welt. Du bist mein Zuhause. Du bist das wichtigste, das ich habe.”
Lukas spürte, wie eine Träne über seine rechte Wange lief.

Wenn ich dann gestorben bin, hollahi, hollaho!
Trägt man mich zu Grabe hin, hollahiaho!
Setzt mir einen Leichenstein, hollahi, hollaho!
Blühn bald da Vergissnichtmein, hollahiaho!

Aber er spürte keinen Schmerz. Er empfand eine endlose, tiefe Dankbarkeit. Alma schaute ihn an und legte ihre Hand vorsichtig auf seine. Sie sah in seine Augen. “Du hast mein Leben so viel reicher gemacht. Du machst mein Leben jeden Tag um so viel reicher. Ich weiß nicht, was ich ohne dich tun würde.”

Lukas atmete befreit auf. In diesem Augenblick hatte er das erste Mal fühlen können, dass Almas Liebe zwar anders war als seine, sie aber genauso stark war. Es war eine Liebe der unendlichen Vertrautheit, der Achtung und Wertschätzung und einer einmaligen, tiefen Verbundenheit. Und das war mehr als alles, was er gebraucht und sich jemals gewünscht hätte.

Wenn ich dann im Himmel bin, hollahi, hollaho!
Ist mein Liebchen auch darin, hollahihaho!
Denn es ist ein alter Brauch, hollahi hollaho!
Was sich liebt, das kriegt sich auch, Hollahihaho!

Alma strich liebevoll über seine Wange. Die beiden saßen noch lange am Ufer und schauten über den See. Sie beobachteten mit ineinander verschränkten Händen, wie die Sterne und der Mond am Himmel erschienen.
Lukas fühlte sich so reich beschenkt, wie noch nie. Er hatte die Liebe seines Lebens an seiner Seite. Auch wenn es eine andere Liebe war als die, die er mal zu finden gedacht hatte. Es war seine große Liebe.

Annika

© by Annika Schneider. Staatlich examinierte Ergotherapeutin, Chefredakteurin von Mal-alt-werden.de. Bücher von Annika Schneider finden Sie hier.

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