Die magischen Osterglocken. Ostergeschichten für Senioren
Eine Ostergeschichte für Senioren rund um farbenfrohe und ganz besondere Osterglocken.
Die magischen Osterglocken
Jürgen war Apotheker und liebte seine Arbeit. Er mochte es, für andere Menschen da zu sein und ihnen durch seine Beratung zu helfen. Trotzdem freute er sich jeden Abend auf seinen Feierabend und den ausgedehnten Spaziergang zu seiner Wohnung. Da er kein Frühaufsteher war, nahm er morgens den Bus, sodass sein Abendspaziergang unter der Woche seine einzige Zeit an der frischen Luft war. Seine einstündige Tour führte ihn unter anderem durch den Stadtpark, wo er insbesondere die Blumen im Frühling liebte.
Seine Lieblingsblume war die Osterglocke und Jürgen fieberte immer schon ab Ende Januar dem Beginn der Blütezeit entgegen. Ab Anfang März ging er sogar manchmal einen Umweg, um auch an allen Stellen vorbeizukommen, an denen er Osterglocken erwartete. Seine Frau machte sich jedes Jahr über ihn lustig, da er zusehends nervöser wurde, wenn Ostern näher rückte.
Dieses Jahr war es besonders schlimm. Denn aufgrund eines harten Winters konnte sich der Frühling nur langsam durchsetzen. So war es Anfang März noch sehr kalt und kaum absehbar, wann die ersten Osterglocken blühen würden. Selbstverständlich ließ sich Jürgen bei seiner Arbeit nichts anmerken, was aber dazu führte, dass er zu Hause immer unruhiger wurde und nun auch am Wochenende durch den Stadtpark streifte, um nicht die ersten Osterglocken des Jahres zu verpassen.
Nun war es schon Anfang April. Ostern stand fast vor der Tür und es war nirgendwo eine Spur von Jürgens Lieblingsblumen, den Osterglocken. Mit der Zeit beschäftigte das Thema aber nicht nur Jürgen, sondern den ganzen Ort. Normalerweise war der Stadtpark zur Osterzeit nämlich ein einziges Blütenmeer und erstrahlte durch die vielen Osterglocken in einem wunderschönen, sonnigen Gelb.
Mit jedem zweiten Kunden sprach Jürgen nun schon über das Ausbleiben der Osterglocken und wurde immer ratloser. Als es einige Tage vor Ostern endlich etwas wärmer wurde, fasste er noch Hoffnung und konnte kaum seinen Feierabend erwarten, um nachzuschauen, ob die Osterglocken nun endlich Blüten trugen. Seine Hoffnung wurde aber wieder enttäuscht, denn wohin er auch schaute, war alles grün und nirgends war auch nur eine gelbe Blüte zu sehen.
Da sich auch in den nächsten Tagen nichts tat, war Jürgen nun fest davon überzeugt, dass er das erste Osterfest ohne Osterglocken erleben würde. Dieser Gedanke gefiel ihm zwar gar nicht, er hatte aber auch keine Möglichkeit, an diesem Zustand etwas zu ändern.
Als er am Gründonnerstag unmittelbar vor den Ostertagen seinen Heimweg antrat, dachte er nicht mehr an die Osterglocken, sondern überlegte sich, wie er die Ostertage gemeinsam mit seiner Frau am gemütlichsten verbringen könnte. In Gedanken versunken bog er mitten im Stadtpark um die Ecke und wurde regelrecht geblendet. Vor ihm war alles gelb und die gesamte Hauptwiese des Parks war über und über von Osterglocken bedeckt. “Meine magischen Osterglocken”, dachte er bei sich. “Pünktlich zum Osterfest seid ihr da!”
So glücklich war Jürgen noch nie. Er lief schnell nach Hause und holte seine Frau, um mit ihr spazieren zu gehen.