Die 2 größten Probleme des Gedächtnistrainings
Wenn man „Gedächtnistraining“ bei Google eingibt, bekommt man über eine Millionen Ergebnisse. Gesucht wird das Wort Gedächtnistraining über 40.000 mal im Monat. Das Thema scheint die Menschen zu interessieren. Wenn ich erzähle, dass ich Gedächtnistrainerin bin, höre ich allerdings oft Sprüche wie:
„Gedächtnistraining- so schlimm ist es bei mir zum Glück noch nicht!“
„Wenn ich mal dement bin, wende ich mich an Dich.“
oder
„Bis ich das brauche, habe ich noch ein bisschen Zeit.“
Was man den Sprüchen entnehmen kann, ist folgendes: Gedächtnistraining wird als etwas empfunden, dass man erst benötigt, wenn man vergesslich oder dement wird. Gedächtnistraining wird kaum als Möglichkeit wahrgenommen um sich schon früh geistig fit zu halten, die Lernfähigkeit oder seine Fähigkeiten schon in jungen Jahren zu verbessern.
Warum ist das so?
Meiner Meinung nach gibt es zwei zentrale Probleme mit dem das Gedächtnistraining zu kämpfen hat:
1. Die mediale und gesellschaftliche Präsenz von demenziellen Erkrankungen
Es ist schön, dass demenzielle Erkrankungen endlich die Aufmerksamkeit bekommen, die sie verdienen. Mittlerweile kennt fast jeder jemanden, der an Alzheimer oder einer anderen Art von Demenz erkrankt ist. Auch die Medien greifen das Thema „Demenz“ verstärkt auf und berichten und informieren darüber. Dieser insgesamt eher löbliche Umstand führt bei vielen dazu, dass die Angst selbst an einer Demenz zu erkranken wächst. Es fällt zunehmend schwerer „normale Vergesslichkeit“ zu akzeptieren, ohne im Hinterkopf die bedrohliche Frage „Werde ich etwa dement?“ zu hören.
Viele Menschen neigen dazu Ängste zu verdrängen, anstatt sich mit ihnen auseinanderzusetzen. Gedächtnistraining konfrontiert einen mit der eigenen geistigen Leistungsfähigkeit. Der Gedanke daran kann Gedächtnistraining bedrohlich erscheinen lassen.
Gedächtnistraining kann ein wichtiges unterstützendes Angebot in der Arbeit mit Demenzkranken darstellen. Sport kann ein wichtiges und unterstützendes Angebot bei der Rehabilitation nach einer Knie-OP darstellen.
Niemand würde auf die Idee kommen, Sport nur noch nach einem operativen Eingriff am Knie zu machen.
2. Negative Lernerfahrungen
Das bewusste Lernen verbinden viele Menschen mit Ihrer eigenen Schul- und Ausbildungszeit. Nicht jeder ist gerne zur Schule gegangen. Fiese Lateinlehrer, sadistische Erdkundelehrerinnen und ein Schulsystem, das von Anfang an darauf aus ist, zu sortieren, bewerten und auszusieben haben bei manchen Menschen bleibende Ängste zurück gelassen. Gedächtnistraining- das klingt nach Lernen, das klingt nach Schule, nach Abfragesituationen und nach unangenehmen Erinnerungen. Selbstverständlich, wird bei einem gelungenen Gedächtnistraining alles getan um das aufkommen solcher Situationen zu vermeiden. Das kann man allerdings nicht wissen, wenn man es noch nie ausprobiert hat.
Die Ängste halten davon ab, sich mit dem Gedächtnistraining auseinanderzusetzen. Sie sorgen dafür, den Zeitpunkt für den Beginn eines Gedächtnistrainings nach hinten zu verschieben -eben auf den Zeitpunkt „zu dem man es nötig hat“.